Beitragvon Kobayashi » 23.05.05 @ 9:26
Aus der NZZ:
Siegen, frohlocken, klagen
Der FC Zürich auswärts erfolgreich - 2:1 gegen Xamax
bsn. La Chaux-de-Fonds, 22. Mai
Die Woche des FC Zürich begann im nationalen Fokus und endete in der jurassischen Anonymität. Der Begegnung zwischen dem neuen Cup- Sieger und dem Xamax FC wohnten 2900 Zuschauer bei - 29 600 weniger als dem Cup-Final vom Pfingstmontag. Schlimm war dies nicht. Die Partie liess - namentlich in der ersten Halbzeit - neben Masse (auf der Tribüne) auch Klasse (auf dem Spielfeld) vermissen. Immerhin war das Spielniveau deutlich besser als die Beschaffenheit des Feldes, was aber ein Leichtes darstellte angesichts der vielen braunen Flecken auf dem Viereck, das man sich gewöhnlich grün vorstellt.
Aus Sicht des FCZ präsentierten sich nicht nur Kulisse und Terrain anders als vor wenigen Tagen im Duell mit dem FC Luzern, sondern auch die Spielernamen in der Startaufstellung. So bestand die Abwehrkette aus vier Spielern (Stucki, Stahel, Rapisarda und César), die gemeinsam deutlich weniger Einsätze in der höchsten Klasse aufweisen als ein einziger Xamax-Stürmer (Rey). Mit Taini, Nef, Dzemaili, Schneider und Filipescu fehlten fünf defensive Leistungsträger verletzungsbedingt. Letzterer sparte sich im Gegensatz zu seinen Kollegen die Reise nach La Chaux-de- Fonds. Vermutlich vergnügte er sich irgendwo in Zürich mit seinem Landsmann Ilie (ebenfalls angeschlagen). Und Tararache, der einzige Gesunde des Rumänen-Trios, wäre wahrscheinlich gerne in der Gesellschaft Filipescus und Ilies gewesen - in der ersten Halbzeit trat er betont lustlos auf und fiel einzig mit einem Angst einflössenden Blick in Richtung von Schiedsrichter Etter auf. Nach dem Pausenpfiff, wohlgemerkt.
Aus bösen Blicken wurden in der zweiten Halbzeit freche Tricks. Plötzlich jonglierte sich Tararache sogar durchs Mittelfeld, gemeinsam mit dem nimmermüden Margairaz nahm er das Spiel entschlossen in die Hand. Hinter dem Duo der Strategen fiel das aus Rapisarda und Stahel bestehende Duo der Youngsters auf, das in der zentralen Abwehr beeindruckend souverän auftrat. Die beiden gestanden den Neuenburgern während 90 Minuten nur wenige Chancen und ein einziges Tor zu (Reys Führungstreffer in der 24. Minute). Sie legten dergestalt die Basis für die erfolgreiche Wende und den ersten FCZ-Auswärtssieg seit dem 6. April (3:2 in Aarau), denn kurz nach dem Seitenwechsel trafen Gygax und Di Jorio (jeweils auf Vorarbeit Margairaz') innert weniger Sekunden je einmal ins gegnerische Tor.
So durfte Lucien Favre über die Leistungssteigerung seiner Spieler nach der Pause frohlocken. Die Freude des Trainers war aber nur von kurzer Dauer. Angesprochen auf die Planung der neuen Saison, sagte er, viel Geld stehe dem FCZ nicht zur Verfügung - was seit seinem Amtsantritt 2003 unentwegt der Fall sei. Stirnrunzeln beim Zuhörer - hatte er mit Margairaz (seit Januar im FCZ) und Von Bergen (ab Juni im FCZ) nicht eben zwei Spieler im Einsatz gesehen, für welche die Stadtzürcher an Xamax gesamthaft 800 000 Franken überwiesen? Fredy Bickel, der FCZ-Sportchef, nahm Favre in Schutz. «Viel Geld» sei relativ - wenn Favre höre, dass YB mit Hakan Yakin in Verhandlungen stehe, seien zweimal 400 000 Franken in den Augen des Trainers halt nicht viel. Man könnte auch sagen, Favre klage dort, wo der FCZ gegen Xamax höchstens kurzzeitig spielte: auf hohem Niveau.
Suchtrupp Bruno Manser
Sektion Üetliberg Hell