Beitragvon Aglaia » 02.05.03 @ 11:53
Der beste Schiedsrichter der Welt
Pierluigi Collina aus Italien leitet das WM-Finale Deutschland gegen Brasilien
Von Michael Witt
Berlin – Es passierte Weihnachten vor 18 Jahren und veränderte sein Leben grundlegend. Innerhalb von 15 Tagen verlor Pierluigi Collina sämtliche Haare durch eine Störung des Autoimmunsystems. „Ich weiß nicht, was passiert ist“, sagt der Italiener, „ich war damals 24 Jahre alt, aber ich erinnere mich an fast nichts mehr.“
Dafür erinnert sich jeder an ihn. Die Glatze, die hagere Gestalt, der stechende Blick – nicht nur wegen seiner Optik ist der Finanzberater aus Viareggio bei Pisa eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Fußballs. Er gilt als bester Schiedsrichter der Welt, zum vierten Mal in Folge wurde ihm diese Auszeichnung Anfang des Jahres verliehen. Wenig verwunderlich, dass er auch das Finale der Weltmeisterschaft am Sonntag zwischen Deutschland und Brasilien leiten wird (13 Uhr MESZ).
Nach massiver Kritik an den Unparteiischen bei der Endrunde in Südkorea und Japan geht der Weltverband Fifa mit der Nominierung Collinas auf Nummer sicher. Die Deutschen haben allerdings zuletzt einige unerfreuliche Begegnungen mit ihm gehabt. Er leitete das 1:5 im vergangenen Jahr gegen England, bei der Euro 2000 war es ein 0:1 gegen die Briten. Und er war es auch, der beim Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Manchester United 1999 pfiff (1:2), als die Engländer in der Nachspielzeit zwei Tore erzielten. Nicht gerade die besten Vorzeichen, Collinas Klasse und Autorität wird aber auch von den deutschen Spielern nicht angezweifelt, denn kaum jemand bereitet sich so akribisch auf eine Partie vor wie er. „Ein guter Schiedsrichter muss alles über die Teams wissen, ihre Taktik und die Eigenschaften all ihrer Spieler. Nur so kann man halbwegs sicher sein, richtig zu reagieren“, sagt der 42-Jährige, der auch fließend Englisch, Spanisch und Französisch spricht. Sein Ziel wird es am Sonntag wieder sein, nicht im Mittelpunkt zu stehen, unauffällig zu leiten, am besten vergessen zu werden. Hoffentlich vergisst Collina auch, was ihm der Deutsche Fußball-Bund mal als Gastgeschenk vor einem Länderspiel überreicht hat: einen Fön.