Stürmer Morocutti raste in Bus – tot!
Teamkollege Slekys auf der Intensivstation
VON MAX KERN UND ROMANO PEZZANI

Bild vergrössern
Burkhardt, Trainer Hörmann, Polverino und Morocutti (v. l.) am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Vaduz-Spieler.
FOTO: LIECHTENSTEINER VATERLAND

Ein Bild des Grauens: In diesem blauen Mazda raste Morocutti ungebremst in einen Bus.
FOTO: LANDESPOLIZEI LIECHTENSTEIN
VADUZ – «Ich habe einen Bruder verloren», klagt der frühere Natistürmer Kubi Türkyil-maz. Am frühen Freitagmorgen raste Vaduz’ neuer Stürmer-Star Marzio Morocutti (30) mit einem Mazda 626 ungebremst in den Tod.
Vaidotis Slekys (31), Beifahrer und Sturmpartner von Morocutti, liegt auf der Intensivstation im Spital Feldkirch (Ö). Ebenso eine unbekannte Frau, die im Fonds des Unfallwagens sass.
Morocutti, ehemaliger Stürmer der Schweizer U21-Auswahl, hinterlässt seine schwangere Frau Vicky und sein 4-jähriges Töchterchen Tosca.
Noch am Donnerstagabend schaute der Tessiner, Leihgabe des FC Bellinzona, beim FCV in die Blitzlichter der Fotografen. Der neue Hoffnungsträger wurde vorgestellt.
Wenige Stunden danach blitzte der Apparat des Polizei-Fotografen.
Auf dem Bild ist der demolierte blaue Mazda 626, mit dem Morocutti vor einer Baustelle ungebremst in einen stehenden Autobus gerast war. Es war kurz vor ein Uhr gestern Morgen.
Morocutti verstarb noch auf der Unfallstelle.
Was passierte in den wenigen Stunden zwischen dem Medientermin und den Todessekunden?
BLICK-Recherchen ergaben: Strohwitwer Morocutti, dessen junge Familie im Tessin wohnt, besuchte mit Slekys zuerst ein Restaurant in Triesen.
Später gingen sie weiter. Morocutti versprach an einer Bar: «Am Sonntag schiesse ich zwei Tore.»
Es ist Fasnachtszeit. Trafen die Fussballer Morocutti und Slekys in der Bar die Frau, die später im Unfallauto sass? Der Littauer Slekys, der die Antwort wüsste, wurde wegen schweren Kopfverletzungen in ein künstliches Koma versetzt.
Die Polizei hat bei Morocutti eine Alkoholprobe vorgenommen. Ergebnis? Markus Kaufmann von der Medienstelle der Landespolizei Vaduz: «Darüber dürfen wir keine Aussagen machen.»
Um 7 Uhr wurde Morocuttis neuer Trainer Walter Hörmann von Vaduz-Sportchef Wolfgang Ospelt informiert. Hörmann zu BLICK: «Schlimm! Tragisch! Ich mag jetzt nicht mehr an Fussball denken. Der Sport rückt in weite Ferne.»
Gianni Dellacasa, bis Ende 2002 Morocuttis Trainer in Bellinzona, überbrachte der Witwe die Todesnachricht. Er war es auch, der Vicky zur Leichenidentifizierung ins Fürstentum chauffierte.
Tief betroffen reagierte auch Morocuttis ehemaliger Teamkollege Reto Bolli. Der Bellinzona-Goalie zu BLICK: «Marzio sass in der Garderobe neben mir. Ein brutaler Schock für mich. Noch am Donnerstag hatte ich mit ihm telefoniert. Marzio sagte mir, dass die Fasnacht dieses Jahr für ihn tabu sei.»
Das morgige Spiel des Liechtensteiner Aufstiegsaspiranten gegen Kriens ist wegen des tragischen Unfalls von der Nationalliga auf einen noch unbestimmten Termin verschoben worden. Nicht absagen wollte der FC Vaduz seinen Fasnachtsball: Gestern Abend stieg im Ländle der «Crazy Ball» des FCV. Ohne Morocutti.
Vaduz-Sportchef Ospelt: «Wir waren lange hin- und hergerissen. Aber wir konnten nicht mehr absagen.»