Seine Frau als Glücksbringer
Sein Name: Rodrigues Souza Gelson, kurz «Gelson». Sein Alter: 23 Jahre. Sein Markenzeichen: Toreschiessen. Seine Bilanz: acht Spiele, acht Tore. Sein Ziel: mit dem FC Thun Schweizer Meister werden.
Gelson, wenn man Sie spielen sieht, fallen Ihre blendende Technik und Ihre spielerische Leichtigkeit auf. Wie haben Sie sich diese Eigenschaften angeeignet?
Gelson: Zusammen mit meinen vier Geschwistern bin ich in União in ärmlichen Verhältnissen im Landesinnern von Brasilien aufgewachsen. Dort haben wir beinahe Tag und Nacht mit allen möglichen Gegenständen Strassenfussball gespielt. Daher ist es mir später leichter gefallen, mit einem richtigen Ball umzugehen.
Wovon haben Sie als Junge geträumt?
Für alle jungen Brasilianer gibt es nur ein Lebensziel: einmal in Europa Fussball spielen zu dürfen. Unzählige Tausende von Talenten leben diesen Traum. Aber nur ganz wenige schaffen den Durchbruch wirklich.
Für Sie hat sich der Traum von Europa erfüllt. Wie zufrieden sind Sie hier in Thun?
Ich bin restlos glücklich. Die Leute hier sind sehr nett, und mit dem FC Thun feiern wir momentan grosse Erfolge. Was will man mehr?
Haben Sie als junger Brasilianer überhaupt gewusst, wo die Schweiz liegt?
Nicht wirklich. Erst als ich eine Probetrainingswoche beim FC Zürich absolvierte. Vorher war mir dieses Land fremd.
Was hat Ihnen beim Wechsel von Südamerika nach Europa am meisten Sorgen bereitet?
Der Klimaschock. Fussball spielen auf Schnee kannte ich vorher nicht. Daran musste ich mich zuerst gewöhnen.
Wieso sind Sie beim FC Thun und nicht bei Zürich gelandet?
Ich erhielt dort keinen Vertrag. Man hat mich in Zürich als zu wenig gut befunden. Im Nachhinein darf ich sagen, zum Glück …
Wie realistisch ist Ihr Wunsch-traum, mit dem FC Thun Schweizer Meister zu werden?
Wenn wir weiter derart gut spielen und als Mannschaft harmonieren, sind die Chancen absolut intakt. Dies ist nicht nur Wunschdenken, sondern entspricht der Realität.
Was wäre Ihnen lieber, der Meistertitel oder die Trophäe für den besten Torschützen der Super League?
Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: ganz klar der Meistertitel. Es gibt doch nichts Schöneres als eine Meisterfeier.
Aber Sie wurden doch nach Thun geholt, um neben Mauro Lustrinelli für die Tore zu sorgen. Da müsste Sie die Torjägerkrone doch auch reizen, oder?
Natürlich, daher wären mir beide Titel gleichzeitig am allerliebsten. Trotzdem, wer bei uns die Tore schiesst, ist nicht entscheidend. Hauptsache, wir schiessen sie.
Ihre persönliche Meisterschaftsbilanz ist eindrücklich: acht Spiele, acht Tore. Wie motivieren Sie sich?
Mein Motivator und grosser Glücksbringer ist meine Frau. Seit sie vor einem Monat von Brasilien zu mir nach Thun gezogen ist, habe ich in jedem Match ein Tor erzielt.
Ihre Stärken kennen wir mittlerweile, wo können Sie sich noch verbessern?
Mein Kopfballspiel lässt noch zu wünschen übrig. Gegen Schaffhausen vergab ich eine hundertprozentige Chance, als mein Kopfball neben das leere Tor flog. Ich denke, dass ich auch im läuferischen Bereich meinen Zenit noch nicht erreicht habe.
Bisher genossen Sie grosse Freiheiten. Nun aber dürften die Gegner Sie langsam kennen. Sind Sie darauf vorbereitet?
Die gegnerischen Spieler interessieren mich nicht.
Zur Person:
Geboren: 3. Januar 1982
Heimatort: União (Bra)
Zivilstand: verheiratet
Vereine: Larcianese (Italien, 5. Division); União, Pistoiese (Italien, 2. Division); Bellinzona (Challenge League); Thun.
Grösse: 1,75 Meter
Gewicht: 70 Kilogramm