Beitragvon billy » 05.03.05 @ 14:24
Frühlingserwachen im Letzigrund
Der FCZ hat nach dem guten Start in die Rückrunde und vor dem Spitzenspiel morgen gegen Xamax ( 16 Uhr) hohe Ziele.
Als die Spieler des FC Zürich am 28. November nach einem 1: 2 gegen Xamax mit hängenden Köpfen vom Platz trotteten, wussten sie, dass sie sich selber geschlagen hatten. Ihr junger Verteidiger Florian Stahel hatte die beiden Gegentore verschuldet: Beim ersten hatte er den Ball als hinterster Mann an den Neuenburger Ielsch verloren, das zweite hatte er gegen den machtlosen Goalie Taini sogar selbst erzielt. Es waren bittere Momente gewesen für den 19- jährigen Stahel, der zweifellos ein Talent ist, wegen seiner Lehre als Hochbauzeichner aber nur unregelmässig trainiert.
Drei Monate sind seit jenem Alptraum für Stahel vergangen. Einiges hat sich im Letzigrund verändert. Das Entscheidende: Der Stadtklub hat nicht mehr verloren; er gewann noch im alten Jahr bei YB und spielte unentschieden gegen Schaffhausen; im neuen Jahr qualifizierte er sich in Bellinzona für die Cuphalbfinals und besiegte in der Meisterschaft Schaffhausen.
Mit diesen Resultaten haben sich die Zürcher in eine gute Ausgangslage gebracht. Von den deklarierten Saisonzielen Cupfinal und Rang 3 in der Meisterschaft sind sie momentan nur zwei Siege entfernt – gegen YB im Cuphalbfinal und am Sonntag gegen Xamax in der Meisterschaft ( ein 2: 0 wäre da nötig). Lucien Favre weiss genau um die Chance, die sich dem FC Zürich in den kommenden Wochen bietet.
Doch der Trainer ist ein vorsichtiger Mensch, also sagt er: « Die Abstände zwischen St. Gallen auf Rang 9 und Xamax auf Platz 2 sind minim. Alles ist möglich. »
Aufbruchstimmung – wieder einmal
Ganz besonders muss das für den FC Zürich gelten. Und es macht denn auch ganz den Anschein, dass im Letzigrund ( wieder einmal) Aufbruchstimmung herrscht. Auch das hat sich im Vergleich zu einigen Phasen während der Vorrunde geändert, als die Mannschaft nicht immer die gewünschte Konstanz und Stabilität aufwies, ist aber im eher rasch zur Euphorie neigenden Umfeld des Klubs nicht neu.
Sportchef Fredy Bickel will sich denn auch nicht auf konkrete Prognosen einlassen, er sagt nur: « Wir wollen in dieser Saison zumindest einen konkreten Erfolg erreichen. » Ob es nun der Cupsieg, die Qualifikation für den Uefa- Cup oder ( über den zweiten Rang in der Meisterschaft) sogar der Einzug in die Qualifikation für die Champions League sein soll, lässt er bewusst offen. Lieber beschäftigt sich Bickel mit der jüngsten Vergangenheit und mit der näheren Zukunft. Er denkt, in der Winterpause richtig gehandelt, die Mannschaft mit den Zuzügen von Akhalaia ( er kehrt heute Samstag vom Krankenbett seiner Mutter in Tiflis nach Zürich zurück) und Margairaz deutlich verstärkt zu haben. Für den Moment arbeitet er bereits am Kader für die kommende Saison. Die Verträge von Capria und Bastida werden nicht verlängert, auf den Sommer zeichnet sich zudem die Trennung von Guerrero ab. Die Verhandlungen mit Tarone, dessen Kontrakt ebenfalls ausläuft, verlaufen harzig, und Tararache muss wegen seiner zahlreichen Spielsperren aufpassen, dass er auf die zu Saisonbeginn vereinbarte Anzahl Partien kommt, damit sich sein Vertrag von selber um ein Jahr verlängert. Bleibt Ilie, der in Favres Gunst offensichtlich gestiegen ist. « Auch bei ihm zählt nur die Leistung, aber für den Moment setze ich auf ihn » , sagt der Trainer. Wenn es nach Favre und Bickel geht, soll Ilie über den Sommer hinaus beim FCZ bleiben. Und der rumänische Stürmer kommentiert schmunzelnd, dass es ihm in Zürich ausgezeichnet gefalle.
Die Harmonie ist gross beim FC Zürich in diesen kalten Tagen. Soll sie anhalten, ist morgen Sonntag ein Sieg gegen Xamax nötig. Es wird ein Spiel, das unter ganz anderen Voraussetzungen ausgetragen werden wird als jenes beim 1: 2 Ende November. Nicht mehr der damals überforderte Stahel steht bei den Zürchern in der Innenverteidigung, sondern Filipescu, der Patron der Mannschaft. Stahel könnte dafür als rechter Verteidiger für den angeschlagenen Nef zum Einsatz kommen.
Xamax: Sportlich gut, aber Geld fehlt
Weniger verändert als beim FCZ hat sich über den Winter bei Xamax. Die Neuenburger überraschen sportlich weiterhin positiv ( zuletzt mit einem Sieg in Aarau) – und sie kämpfen weiterhin gegen offensichtlich akute finanzielle Probleme.
In der Winterpause mussten sie Margairaz für 450 000 Franken nach Zürich verkaufen, um die Löhne für die anderen Spieler bezahlen zu können. Und mittlerweile mehren sich die Nachrichten aus Neuenburg, wonach der von den Investoren des neuen Stadions Maladière ( Coop und HRS) geleistete Überbrückungskredit in Millionenhöhe für die Zeit des Xamax- Exils in La Chaux- de- Fonds bereits aufgebracht und die Position des französischen Präsidenten und Mehrheitsaktionärs Alain Pedretti nachhaltig geschwächt sei.
Mögliche FCZ- Aufstellung: Taini; Stahel, Filipescu, Schneider, Cesar; Gygax, Tarone, Dzemaili, Margairaz; Ilie, Keita.
Quelle: tagi