INTERVIEW MIT VOGEL

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
Benutzeravatar
C.D.M.
Oschttribüne
Beiträge: 10612
Registriert: 26.09.02 @ 11:17
Wohnort: Zürich

INTERVIEW MIT VOGEL

Beitragvon C.D.M. » 11.11.04 @ 8:28

Facts 11.11.2004

«Es darf keine Tabus geben»

Erich Vogel, der erfolgreichste Schweizer Fussballmanager, rät dem krisengeplagten GC, sich von Stars zu trennen. Für den hiesigen Fussball sieht er eine Chance, wenn Junge gezielt gefördert und auch neben dem Platz betreut werden. Die Qualifikation für die WM 2006 sei ein Muss.

Interview: Patrick Mäder

FACTS: Erich Vogel, der krisengeplagte Grasshopper-Club hat die Notbremse gezogen. Ab sofort gilt Bescheidenheit. Auch finanziell. Man misst sich eher am Mittelmass als am FC Basel. Welche Folgen hat das für den Schweizer Fussball?

Erich Vogel: Die Probleme waren absehbar, trotzdem hat sich keiner bei GC rechtzeitig die Frage gestellt, was passieren wird, wenn die Mäzene Rainer E. Gut und Fritz Gerber aussteigen und der Klub nicht mehr einfach so 30 Millionen Franken pro Saison zur Verfügung hat. Aber die Neuausrichtung wird keine Folgen für den Schweizer Fussball haben.

FACTS: Nein? Basel wird auf Jahre hinaus keinen Titel-Konkurrenten mehr haben.

Vogel: Ach was, GC wird in zwei Jahren den Kurs wieder ändern müssen, weil ein Klub mit den Ansprüchen eines Rekordmeisters nur zu führen ist, wenn sich die Mannschaft regelmässig für europäische Wettbewerbe qualifiziert. Ein Verzicht, international dabei zu sein, ist längerfristig die teuerste aller Lösungen, das wird die GC-Führung bald merken. Und es gibt andere Klubs, die bald neue Stadien haben und Basel fordern werden.

FACTS:Welche denn?

Vogel: YB und der FC Sankt Gallen.

FACTS: Der FC Zürich nicht?

Vogel:Wenn das neue Letzigrund-Stadion für die EM 2008 ausgebaut wird, dann schon. Das würde bedeuten, dass das neue GC-Stadion erst 2011 kommen wird – nicht gerade ein verlockender Anreiz für potenzielle Investoren. Es wäre schlimm für die Grasshoppers, wenn der FCZ die Nummer eins in der Stadt würde. Als Sportchef von GC habe ich alles gemacht, um genau das zu verhindern. Die Sympathien für den FCZ sind in Zürich viel grösser als die für GC. Dieses Defizit kann GC nur mit stetigem Erfolg kompensieren.

FACTS: Verraten Sie uns Ihre Strategie?

Vogel: Ich habe dem FCZ wichtige Spieler abgewimmelt, beispielsweise Thomas Bickel. Die Strategie war, uns zu stärken und gleichzeitig den Konkurrenten zu schwächen. So, wie es Basel heute macht.

FACTS:Wie kann GC aus der Krise finden?

Vogel: Als wir 1992 in die Abstiegsrunde fielen, steckte GC auch in der Krise. Wir haben uns dann von Starspielern wie Sforza, Sutter, Közle oder Bickel getrennt, haben auf einen Trainer aus der Nationalliga B namens Christian Gross gesetzt. Das heutige GC wird um einen ähnlich radikalen Schnitt nicht herumkommen.

FACTS: Zurzeit profitieren das zweitplatzierte Thun und das drittplatzierte Xamax von der Krise bei GC. Was halten Sie vom Niveau im Schweizer Fussball?

Vogel: Konkret haben wir ein Stürmerund ein Goalieproblem. Dafür produzieren wir starke Verteidiger. Generell brauchen wir uns vor anderen Ligen nicht zu verstecken. Es spricht nicht gegen das Niveau der Liga, wenn der FC Thun an der Spitze mitmischt. Er macht vieles richtig.

FACTS: Zum Beispiel?

Vogel: Thun hat einen Trainer, der auf die Spieler eingeht, und zwar nicht nur auf dem Fussballplatz, sondern auch privat. Hanspeter Latour investiert unheimlich viel in den sozialen Bereich und bekommt dafür auf dem Platz viel zurück.

FACTS: In Thun hat es ein Trainer auch leichter als beim erfolgsverwöhnten GC.

Vogel: Schon richtig, allein die Medienarbeit bei einem Zürcher Klub stellt für den Trainer einen Zeitaufwand von 20 bis 30 Prozent seiner Arbeit dar. Nicht zu vergleichen mit Thun, klar. Ich will auch keine Vergleiche machen, sondern nur die Wichtigkeit einer Klubführung betonen, die sozialkompetent ist. Das gilt für Thun wie für GC und alle anderen.

FACTS:Wie war das zu Ihrer Zeit bei GC?

Vogel: Die Betreuung war mir ganz wichtig. Nicht nur die der Spieler, sondern auch die ihrer Familien oder ihrer Freunde. Sie beruhte auf Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Verständnis. Bis heute haben sich kaum Spieler je über mich beschwert, was ich in diesem Geschäft als Kompliment auffasse.

FACTS: Es fehlt heute also an gezielter Betreuung durch die Klubführung?

Vogel: Die meisten Trainer scheitern an diesem Punkt. Fachkompetenz macht noch 30, 40 Prozent der Eigenschaften eines guten Trainers aus. Mit Abstand am wichtigsten ist aber die Sozialkompetenz. Warum glauben Sie, gehen so viele junge Spieler ins Ausland?

FACTS:Weil sie dort mehr Geld verdienen.

Vogel: Ja, auch. Aber vor allem, weil niemand da ist, der ihnen klar macht, was langfristig wirklich gut ist für sie. Jemand, der ihnen aufzeigt, warum die Spielervermittler auf schnelle Transfers drängen. Solches muss man jungen Menschen erklären. Zu meiner GC-Zeit konnten wir die Spieler halten bis zum richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel. Das benötigte Überzeugungsarbeit und Vertrauen, brachte dem Spieler und dem Klub schliesslich aber am meisten, auch finanziell. Heute rennen die Jungen schon weg, bevor sie im eigenen Klub Akzente setzen.

FACTS: Sie machen im Ausland aber wichtige Erfahrungen, von denen zumindest die Nationalmannschaft profitiert.

Vogel: Auch nicht immer. Wenn Hakan Yakin beim VfB Stuttgart nicht zum Zug kommt, dann bringt das der Nationalmannschaft nichts, dem Spieler auch nichts, und die Schweizer Liga wird erst noch einer grossen Attraktion beraubt.

FACTS: Ist unser Fussball in der Sackgasse?

Vogel: Nein, die Ausgangslage ist gut: Wir brauchen aber mehr sozialkompetente Trainer. Wir müssen die Jungen im Land halten und noch mehr auf die Qualität der Ausbildung setzen. In diesem Bereich wurde sehr gute Arbeit geleistet, die Schweizer Nachwuchsteams gehören zur europäischen Spitze. Diese Qualität ist unser grosses Plus und soll es bleiben.

FACTS: Für eine rosige Zukunft braucht es aber auch kurzfristige Erfolge. Schweizer Klubs, die auf europäischem Niveau konkurrenzfähig sind, und eine Nati, die sich für die WM 2006 qualifiziert.

Vogel: Ein gutes Stichwort. Die WM wird eine riesige Begeisterung auslösen. Mit deutscher Gründlichkeit wird da ein Spektakel vorbereitet, das neue Fussballdimensionen eröffnet. Die Schweiz muss sich unbedingt für die WM qualifizieren.

FACTS: Ein Leichtes, das zu fordern.

Vogel: Ich meine es ernst. Wir würden einen Schub verpassen, von dem auch das Gelingen der EM 2008 in der Schweiz abhängt. Es darf kein Tabu geben, wenn es um die Qualifikation für die WM geht.

FACTS:Welche Tabus meinen Sie?

Vogel: Von der Verbandsführung bis zum Nationaltrainer muss alles hinterfragt werden. Eine Nichtqualifikation wäre ein grosser Rückschlag für den Schweizer Fussball.

FACTS: Eben hat sich Ihre Prognose noch recht positiv angehört.

Vogel: Ich bleibe dabei: Wir haben eine grosse Chance. Es gibt neue moderne Stadien, dadurch eine neue Fussballklientel, weil vermehrt Frauen und Kinder die Spiele besuchen werden. Wir haben einen guten Nachwuchs, haben endlich gemerkt, dass Ehrenamtlichkeit in den Vereinen und im Verband ein Anachronismus ist. Die Wirtschaft engagiert sich im Fussball, wir können eine EM durchführen, die WM findet vor unserer Nase statt: Jetzt gilt es, die gute Ausgangslage umzusetzen.

FACTS: Falls das gelingt: Wo in der Weltrangliste sehen Sie die Schweiz?

Vogel:Wir gehören zu den 25 bis 30 besten Nationen der Welt.
Tage die man NIE vergisst:

13.5.06 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2005/2006
24.5.07 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2006/2007
24.5.09 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2008/2009


Benutzeravatar
Homer J.
Beiträge: 509
Registriert: 05.08.04 @ 10:47
Wohnort: züri 6 und springfield

Re: INTERVIEW MIT VOGEL

Beitragvon Homer J. » 11.11.04 @ 9:31

C.D.M. hat geschrieben:Facts 11.11.2004

Vogel: Die Sympathien für den FCZ sind in Zürich viel grösser als die für GC. Dieses Defizit kann GC nur mit stetigem Erfolg kompensieren.



...auch ein blindes huhn findet mal ein korn

(mir wär eigentlich ein doppelkorn am liebsten)
"Ja das gseht nümme gliich us wie vor 30 Jaahr" (Guido Schmezer, Archivar und Vordenker)

augustine
Beiträge: 89
Registriert: 03.06.04 @ 16:17

Beitragvon augustine » 11.11.04 @ 9:34

da spricht einer, der dem Fussball und insbesondere dem FCZ Geld aus der Tasche gezogen hat.

Veraltete Sichtweise, sehr -ich- bezogen und viele Plattituden.

Zum Beispiel: "Die Probleme waren absehbar, trotzdem hat sich keiner bei GC rechtzeitig die Frage gestellt, was passieren wird, wenn die Mäzene Rainer E. Gut und Fritz Gerber aussteigen..."

dummes Zeug!

Vogel hat für die 50% Transferrechte des Guerrero ca. 3.6 Mio bezahlt. Da spätestens im dritten Jahr die ganze Welt diesen Topstürmer jagt und er ja dann sicher für mindestens 30 Mio nach Juve transferiert wird, kann man dem Guerrero im dritten Jahr ohne bedenken 1 Mio Lohn geben. Er ist ja dann so oder so in Turin.

Vogel der Visionär


Zurück zu „Fussball allgemein“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 78 Gäste