realtiger hat geschrieben:gestern in der nzz am sonntag hatte es einen bericht.
nein, werde diesen nicht abschreiben
Fauler Sack, nun denn:
Der Berner Bauunternehmer Bruno Marazzi hat die neuen Fussballstadien in Basel und in Bern gebaut, und er ist überzeugt, dass er auch auf dem Zürcher Hardturmareal noch rechtzeitig für die Fussball-EM 2008 ein Stadion erstellen könnte - wenn ihn die Hauptinvestorin Credit Suisse (CS) nur liesse. Die CS brachte Anfang September zusammen mit der Stadt Zürich den Rechtsstreit über das geplante fünfeckige Stadion der Architekten Meili & Peter vors Bundesgericht.
Es wird allgemein erwartet, dass das Bundesgericht schnell entscheidet. Sollte das Urteil nicht im Sinne der CS ausfallen, wäre Marazzi zur Stelle mit einem Projekt, das viel weniger Autofahrten zur Folge hätte und somit auch kaum Widerstand unter den Anwohnern hervorrufen würde. Marazzi hat sein ursprüngliches Konzept (NZZaS 13.6.04) leicht modifiziert. Vorgesehen sind jetzt als Mantelnutzung «Wohnungen für vier Generationen», für junge Leute, Familien, ältere Personen und für Senioren in einer Altersresidenz. Eine solche ist auch Teil des St.-Jakob-Parks in Basel. Dazu kommt ein kleines Einkaufszentrum für den örtlichen Bedarf. «Ein solches Konzept funktioniert, und das Stadion wäre auf die Fussball-EM hin fertig, wenn wir im kommenden Sommer mit dem Bau anfangen könnten», sagt Marazzi.
Der erfahrene Stadionbauer erklärt, dass «drei grosse Investoren aus Zürich» an seinem Projekt interessiert seien. Um wen es sich handelt, will er nicht sagen. Marazzi pflegt bei der CS engere Kontakte mit Markus Graf, Leiter der Vermögensverwaltung, als mit Reinhard Giger, dem in wenigen Monaten abtretenden Leiter der Immobilienabteilung, die der «Winterthur» zugeteilt wird. Gehen innerhalb der CS die Ansichten über das Stadionprojekt auseinander? «Das sind Spekulationen», sagt Pressesprecher Matthias Friedli. Die CS wolle das Stadion gemäss dem gegenwärtigen Gestaltungsplan bauen. Dass Bruno Marazzi sein Projekt fortführe, sei der Bank bekannt. «Wir stellen uns seinem Plan nicht entgegen, weil dieser eine Alternative darstellen könnte, wenn das Bundesgericht wider Erwarten nicht in unserem Sinne entscheiden sollte», sagt Friedli.
Bei der Hauptinvestorin CS ist das Interesse an Marazzis Projekt also vorhanden - und wie steht es mit der Stadt Zürich? Kathrin Martelli, Vorsteherin des Hochbaudepartements, erklärt, dass das Stadion keine gute Wohnlage bieten könne. «Wenn die CS ihr Projekt wechselt, ist das aber ihre Sache», sagt Martelli. Zur Realisierung von Marazzis Stadionprojekt wäre nach Einschätzung Martellis wohl keine neue Volksabstimmung nötig, da sich das Vorhaben innerhalb des aufgelegten Gestaltungsplans bewegen würde.
Die Stadt Zürich setzt zurzeit auf einen vorgezogenen Neubau im Letzigrund, um die EM-Spiele in Zürich zu retten. Martelli sieht keine Gefahr, dass Marazzis Projekt für den Hardturm die Pläne der Stadt Zürich für den Letzigrund behindern könnte. «Der Stadtrat hat sowieso entschieden, den Letzigrund-Neubau um ein Jahr vorzuziehen», sagt Martelli.
Wenn die EM-Spiele in Zürich doch noch stattfinden sollen, muss der Europäische Fussballverband (Uefa) von seiner Vorschrift abrücken, wonach die Stadien des Turniers im Jahr 2007 fertiggestellt sein müssen. Ob sich die Uefa vom Schweizerischen Fussballverband noch erweichen lässt, wird sich in einigen Wochen weisen. Bruno Marazzi arbeitet derweil weiter an seinem Projekt, das architektonisch weniger ambitioniert, aber auch billiger wäre als der fünfeckige Bau. «Ich kämpfe bis zum Schluss», sagt Marazzi.