Also gut ich habs gemacht! Eine Verein zwei Foren!!!

Diskussionen zum FCZ
Ché Guevara

Beitragvon Ché Guevara » 14.12.02 @ 12:09

liis mal das:

Warum Ich FCZ-Fan bin
So handzahm ist der Sozialismus geworden! Am Zürcher Stauffacher, wo einst die organisierte Arbeiterschaft die Faschisten verprügelte, die durchs Quartier defilieren wollten, steht eine Bank für Kreditnahme, eine Ex-Tochter der UBS. Und in deren Schaufenster ein grosses Schulwandbild, das uns Geschichte und Gewerbe des Viertels näher bringt. In der Mitte eine Gruppe von Arbeiterführern - Sozialdemokraten und Revolutionäre. Nichts, so scheint es, kann in der globalisierten Wirtschaft den ruhigen Lauf der Geschäfte stören. Doch ein Gespenst geht um in dieser Stadt, das Gespenst des FC Zürich.
Die letzten 15 Jahre indes brachten den Aufstieg des Nobelklubs Grasshoppers, bei dem eine erlesene Schar von Multimillionären den Ton angibt. Der GC hat grosse Erfolge gefeiert, in der Champions League Ajax Amsterdam geschlagen. Eine neue Teenager-Generation, der nur GC Erfolg bieten konnte, wurde Fan des Hardturm-Klubs. Dennoch blieben die Grasshoppers der Verein der Mehrbesseren, des kühlen Nutzendenkens, der ballgewordene Shareholdervalue.
GC feierte rauschende Feste im Geldautomaten Champions League, der Sekt war kalt, und die Herzen blieben es. Im Hardturm gibt es Logen, auf dem Letzigrund Bratwürste. Es ist eine abgründig leidenschaftliche Aversion, die GC- und FCZ-Anhänger seit Generationen gegeneinander hegen. Noch früher war es Klassenkampf. Heute, im Zeitalter der neuen Unübersichtlichkeit, heute gibt es tatsächlich auch nette GC-Fans. Ein paar.
Die meisten Fans des FC Zürich sind Überzeugungstäter. Sie feiern auf dieser Seite der Geleise, weil der FCZ ihr Klub ist, ihre Lebenswelt verkörpert, ihre Biographie spiegelt, nicht weil er der erfolgreiche der zwei Vereine ist.
Und die Anzahl rechtsextremer Skinheads, bei GC als "Hardturmfront" von beträchtlicher Bedeutung, nimmt im Letzigrund stetig ab - wie auch anders! Wenn die Hälfte der Mannschaft farbig ist, Keita der Liebling der Massen, wenn Fischer für Akale rennt und Pallas für Jefferson wem soll da die ausgrenzende Ideologie noch einleuchten? In Vielfalt vereint spielt sich dieser FCZ Richtung Paradies.
EINE STADT EIN VEREIN FCZ

gefunden auf www.leftsidefanatics.de.vu


Benutzeravatar
flo
Linker Verteidiger
Beiträge: 2558
Registriert: 23.09.02 @ 15:36
Wohnort: Zürich
Kontaktdaten:

Beitragvon flo » 14.12.02 @ 12:41

Für die, welche sich dafür interessieren: Hier ist der damalige Tagi-Artikel noch in voller Länge:

**********************************************************


Der letzte Sieg des Klassenstandpunkts

Nach dem gestrigen Derby ist klar: Die Grasshoppers können den Aufstieg des FC Zürich nicht mehr stoppen. Ein Fan nennt Gründe, warum der FCZ die Herzen dieser Stadt bewegt. Von Thomas Kramer


So handzahm ist der Sozialismus geworden! Am Zürcher Stauffacher, wo einst die organisierte Arbeiterschaft die Faschisten verprügelte, die durchs Quartier defilieren wollten, steht eine Bank für Kreditnahme, eine Ex-Tochter der UBS. Und in deren Schaufenster ein grosses Schulwandbild, das uns Geschichte und Gewerbe des Viertels näherbringt. In der Mitte eine Gruppe von Arbeiterführern - Sozialdemokraten und Revolutionäre. Nichts, so scheint es, kann in der globalisierten Wirtschaft den ruhigen Lauf der Geschäfte stören. Doch ein Gespenst geht um in dieser Stadt, das Gespenst des FC Zürich.

Das Virus

Seit Mitte letzter Saison macht der Arbeiterklub wieder von sich reden: mit modernem Fussball, mit geschlossener Teamleistung, mit offensivem Feuerwerk stürmte er in die Finalrunde und in den Uefa-Cup. Und in der neuen Saison läuft's noch besser - nach einem katastrophalen Start, wie er Aussenseitern gut ansteht. Der FCZ ist das Team der Stunde, in einer Nationalliga der Langeweiler ein Garant für Spielkultur. Die Krönung fand am vergangenen Dienstag mit dem grandiosen 4:2 über den Traditionsclub Celtic Glasgow statt. Welch ein Spektakel im strömenden Regen! Das offizielle Zürich rieb sich die Augen und merkte, dass es von einem Virus befallen war, das die euphorisierten Fans in den vergangenen Monaten aus dem Letzigrund in die Stadt verschleppt hatten. Und gestern als Zugabe der Sieg im Derby!

Stumpen und Storch

Schon einmal war der FC Zürich ganz oben. Das war in den 60er und 70er Jahren, als der Präsident Edi Nägeli hiess, "Stumpen-Edi", weil er am Stauffacher das Tabakfass betrieb. Ein begnadeter Patron und Instinktmensch, der ein Drittel seines Lebens FCZ-Präsi war. Die Stars hiessen Fritz Künzli, Rosario Martinelli, Köbi Kuhn oder René Botteron, und der FCZ gewann 7 Meistertitel und 5mal den Schweizer Cup. Auf dem Letzigrund spielten Originale wie Pius Fischbach, "der Storch", ein baumlanger Verteidiger, der die Eckbälle zurückköpfelte, auch wenn er den geforderten Abstand einhielt. Höhepunkt war der Vorstoss in die Halbfinals im Europacup der Meisterclubs, der damaligen Champions League. Der FC Zürich gehörte 1977 zu den vier besten Klubmannschaften des Kontinents und musste sich erst dem späteren Sieger Liverpool FC beugen. Noch einmal Grosserfolg dann 1980/81 unter dem jungen Trainer Daniel Jeandupeux.

Die Mehrbesseren

Die letzten 15 Jahre indes brachten den Aufstieg des Nobelklubs Grasshoppers, bei dem eine erlesene Schar von Multimillionären den Ton angibt. Der GC hat grosse Erfolge gefeiert, in der Champions League Ajax Amsterdam geschlagen. Eine neue Teenager-Generation, der nur GC Erfolg bieten konnte, wurde Fan des Hardturm-Klubs. Dennoch blieben die Grasshoppers der Verein der Mehrbesseren, des kühlen Nutzendenkens, der ballgewordene Shareholder value.

Häme

GC feierte rauschende Feste im Geldautomaten Champions League, der Sekt war kalt, und die Herzen blieben es. Im Hardturm gibt es Logen, auf dem Letzigrund Bratwürste. Es ist eine abgründig leidenschaftliche Aversion, die GC- und FCZ-Anhänger seit Generationen gegeneinander hegen. Noch früher war es Klassenkampf. Heute, im Zeitalter der neuen Unübersichtlichkeit, heute gibt es tatsächlich auch nette GC-Fans. Ein paar.

Die Häme, die Sie in diesen Zeilen enerviert oder freut, soll Ihnen zeigen, wie zentral der Gegensatz zwischen Bonzenklub und Arbeiterverein fürs Selbstverständnis der beiden ist. Ohne GC kein FCZ, und ohne FCZ kein GC, auch wenn die vom Hardturm das manchmal vergessen haben in den letzten 15 Jahren; schon wieder so ein Irrtum.

Büezer und Bonzen

Wer das Phänomen des grassierenden FCZ-Fiebers auf den Fussball beschränken will, hat weit gefehlt. Denn der Klub ist die letzte Bastion der Zürcher Büezer-Kultur, verkörpert in den Rentnern, die in der Stadionbeiz ihren Jass klopfen. Und der Letzigrund die letzte Heimstatt des Sozialismus mit ledernem Antlitz. Beiden wird derzeit neues Leben eingehaucht. Seit jeher haben die italienischen Immigranten ihre Heimat im Letzigrund gefunden, nicht im Hardturm. Den Arbeitern aus Altstetten und Aussersihl wie den Primos und Secondos lieferte das Blauweiss der Klubfarben die kollektive Identität. Im Stadion beim Schlachthof die Handwerker, jenseits der Geleise die krawattierten Entscheidungsträger. Bei GC spielten die Gymnasiasten, und man brauchte zwei Bürgen, um Mitglied zu werden.

Das bunte Kollektiv

Wie in der Hochphase der Arbeiterbewegung, wie in der Ära der Langhaar-Individualisten Martinelli und Botteron testet der FC Zürich jetzt wieder alternative Gesellschaftsmodelle. Auf dem Rasen und auf den Rängen. Das Team dieser Saison ist eine Internationale der Leidenschaft, eine ausgewogene Mischung aus Robusten und Filigranen, aus Feinkostdribblern und Flankenzirkeln, Flügelläufern und Abwehrtanks. Und alle eint das pochende Herz des Vorwärtsdrangs: Urzürcher und Brasilianer, Burundier und Secondo, Italiener und Südafrikaner. Seit dem Derby steht jetzt auch Publikumsliebling und Integrationsfigur Ike Shorunmu wieder im Tor. Er hatte sich im Frühling, wen wundert's, gegen GC verletzt.

Wer dieses bunte Kollektiv gegen Celtic hat rennen, fighten und kombinieren sehen, glaubt wieder an die soziale Utopie von der Einheit der Aussenseiter. Es ist der letzte Sieg des Klassenstandpunkts. Und in der nächsten Runde wartet die AS Roma.

Die neue Fankultur

Die meisten Fans des FC Zürich sind Überzeugungstäter. Sie feiern auf dieser Seite der Geleise, weil der FCZ ihr Klub ist, ihre Lebenswelt verkörpert, ihre Biographie spiegelt, nicht weil er der erfolgreiche der zwei Vereine ist. Die drei Porträts auf dieser Seite spiegeln die vielfältigen Wurzeln dieser Zuneigung.

Symptomatisch für das neue Selbstverständnis ist, dass sich der FCZ in den vergangenen zwei Jahren ein neues Fan-Segment erschliessen konnte: die Subkultur. Mitte der neunziger Jahre schaute man in dieser Szene jeden schief an, der überhaupt von Fussball sprach. Jetzt tanzt man in Glasgow zu missglückten Flankenbällen. Eine neue Linke aus Rechtsanwälten, Verkäuferinnen, Sozialarbeitern, Journalistinnen, Kunstkritikern und Punks taumelt gemeinsam durch die Halbzeiten.

Und die Anzahl rechtsextremer Skinheads, bei GC als "Hardturmfront" von beträchtlicher Bedeutung, nimmt im Letzigrund stetig ab - wie auch anders! Wenn die Hälfte der Mannschaft farbig ist, Nigerias Nationaltorwart der Liebling der Massen, wenn Fischer für Sant'Anna rennt und Bartlett für Chassot - wem soll da die ausgrenzende Ideologie noch einleuchten? In Vielfalt vereint spielt sich dieser FCZ Richtung Paradies.

Blick zurück nach vorn

Dem fahlen Sezierlicht der Analyse zeigt sich meist ein anderes Bild als den feurigen Blicken des Liebenden. Fussball wird immer mehr zum Rundum-Entertainment, bereits besitzt ein Fernsehsender den Genfer Klub Servette, die Grasshoppers wollen in Europas Unterhaltungslobby mitmischen. Für den FCZ, wie ihn sein rührend engagierter Präsident Sven Hotz pflegt (siehe TA vom 5. 11.), ist da in zwanzig Jahren wohl kein Platz mehr. Vielleicht gehört die Zürcher Zukunft tatsächlich den Grasshoppers, wenn die dannzumal überhaupt noch Fans haben. Oder, genauso schlimm, der FCZ verheuschreckt, mit Börsengang, Cüpli-Logen und Eventcharakter. Wer weiss schon, was die Zukunft bringt.

Doch jetzt blüht der FC Zürich noch einmal auf, erfüllt die Herzen der Stadt, treibt Hitze in die Köpfe. Es werden ein paar unwiderstehliche Jahre werden. Und ist es nicht so: Am deutlichsten erkennt die Zukunft, wer mit melancholischem Blick dem verglimmenden Schein der Gegenwart hinterherschaut. Man weiss dann, was nie mehr sein wird. Roma, wir kommen!
SchwarzRotGold

Ché Guevara

Beitragvon Ché Guevara » 14.12.02 @ 13:09

ja han halt nur die kürzt fassig! ;-)
gruZH

Ché Guevara

Beitragvon Ché Guevara » 14.12.02 @ 13:52

[quote="flo"]Für die, welche sich dafür interessieren: Hier ist der damalige Tagi-Artikel noch in voller Länge:

**********************************************************





Dennoch blieben die Grasshoppers der Verein der Mehrbesseren, des kühlen Nutzendenkens, der ballgewordene Shareholder value.


sehr wichtig für euse Ebner Symphatisant! ;-)


Zurück zu „Fussball Club Zürich“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Chewbacca, nondafcz1, spitzkicker, Ujfalushi und 689 Gäste