Kroll hat kalte Füsse

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Florian
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Kroll hat kalte Füsse

Beitragvon Florian » 28.02.04 @ 11:18

Kroll hat kalte Füsse

Zu Hause wäre es jetzt herrlich warm, dachte Kroll und zog seine Mütze noch tiefer über die Ohren. Nach dem Match würde er die Buben sofort ins Bett bringen müssen. Paulchen würde dabei seine Hosen wieder mit den Füssen in den Korb schiessen. Seine Frau hatte gestern geschimpft, die Kleider seien nicht zum Fussballspielen da. Er übe nur, hatte Paulchen erklärt, und Kroll war mit einem schlechten Gewissen und gleichzeitig stolz daneben gestanden. Schliesslich war sein Sohn Fussballer und nicht Handballer.

Aber wenn er nicht treffe, hatte seine Frau weiter geschimpft, müsse sie die Kleider nachher versorgen. Und sie sei kein Ballmädchen. Kroll fror erbärmlich an die Füsse. Dabei hatte er zwei Paar Socken angezogen und die gefütterten Winterschuhe. Im Prinzip war es absurd, dass er hier in der Kälte stand. Der Match war völlig unbedeutend. Die zweite Garnitur des FC Zürich bestritt ein Testspiel gegen die erste von YF Juventus, und die Spieler rutschten auf dem vereisten Kunstrasen aus. Trotzdem schaute Kroll mit Dutzenden von Fussballfans gespannt dem Geschehen zu. In Brasilien feierten sie zu dieser Zeit Karneval.

Seine Buben tobten auf den hohen Schneehaufen um den freigeschaufelten Platz herum. Sie vertrieben sich die Zeit bis zur Pause, bis sie selber wieder Fussball spielen durften. Vorher hatte Maxchen geweint, weil ihn Paulchen mit einem harten Schneeball aus fünf Metern mitten ins Gesicht getroffen hatte. Jetzt schimpfte Paulchen, weil sich Maxchen mit einem mächtigen Schneebrocken aus nächster Nähe von hinten auf den Kopf revanchiert hatte.

Aber die meiste Zeit spielten sie friedlich. Nach der Pause würde er den Buben in der Flachpass- Bar zum Aufwärmen einen Hotdog kaufen. Wenn er zum Match zurückkam, würde niemand den genauen Spielstand kennen. So war das bei solchen Testspielen.

Mit einem Spieler auf dem Platz fror Kroll besonders mit. Der neue Spieler mit der Nummer 8, Cesar, war Brasilianer. Wie übel musste das Fussballerleben diesem jungen Mann mitgespielt haben, dass er an diesem dunklen, kalten Winterabend in der Schweiz mit kurzen Hosen spielen musste. Vor ein paar Minuten hatte er das 1: 0 erzielt. Jetzt rief er, sie sollten ihn anspielen, aber er wurde nicht angespielt. Boller, sein Joggingpartner, hatte sich über den Trainingsplan des FC Zürich für die nächste Woche lustig gemacht. Montag Erholung, Dienstag Erholung, Donnerstag, Freitag und Samstag Erholung hatte er vorgelesen, was nicht falsch war, aber nur am Nachmittag. Die Mannschaft trainierte jeden Morgen, hatte dazu zwei wichtige Spiele und – was Kroll besonders betonte – keinen einzigen Tag frei.

Im Badezimmer zu Hause hing ein weisses Badetuch mit einem blauen FCZ- Signet drauf. Aber bis zum Sommer war es noch weit. In der Schweiz fror man an der Hälfte der Spiele an die Füsse, trotzdem war kein Hersteller von Fanartikeln je auf die Idee gekommen, Schuhe mit einer Heizung herzustellen. Sonst würden jetzt die meisten Zuschauer in blau- weissen Schuhen mit einem Löwensignet im Schnee herumstehen und hätten warm. Der Schiedsrichter pfiff zur Pause. Die Buben stürmten mit dem Ball auf den Platz.


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