Jeanneret (aus dem Tagi)

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Florian
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Jeanneret (aus dem Tagi)

Beitragvon Florian » 09.11.02 @ 9:42

Hoch bezahlt und tief gefallen
Die Einsamkeit des Überzähligen: Sébastien Jeanneret im Letzigrund.

Sébastien Jeanneret spielte 18-mal im Schweizer Nationalteam. Heute Samstag trifft der Verteidiger im Cup auf den FC Luzern - mit der zweiten Mannschaft des FC Zürich.

Von Peter Bühler, Zürich

Gilbert Gress sitzt in seiner Wohnung in Strassburg und wartet auf Angebote. Seit der Trainer Ende der vergangenen Saison mit Metz in die zweite Liga von Frankreich abgestiegen ist, ist er ohne Arbeit. Offenbar lagen lose Anfragen aus Tunesien und Algerien vor, doch Gress verspürt wenig Lust, Europa zu verlassen. «Würden Sie nach Afrika gehen?», fragt er rhetorisch, um sogleich anzufügen: «Wie steht es überhaupt um den FC Zürich?»

Zwischen April 2000 und Mai 2001 wirkte Gress im Letzigrund, er gewann mit dem FCZ den Cup und bewahrte ihn vor dem Abstieg, doch in seiner zweiten Saison war er wenig erfolgreich und wurde schliesslich durch Georges Bregy ersetzt. Im Elsass erfährt er wenig über den Stadtklub, das einzige, was er hin und wieder zu Gesicht bekommt, ist die Mannschaftsaufstellung, in der die Zürcher ihre Partien bestreiten. «Sébastien Jeanneret spielt nie», hat Gress festgestellt, und das verblüfft ihn doch ziemlich. Zwischen 1994 und 1998 hatte er mit dem Spieler bei Xamax gearbeitet. Gress erinnert sich: «Es waren erfolgreiche Jahre.» Dreimal qualifizierte sich Xamax für den Uefa-Cup, Jeanneret war immer Stammspieler.

Gress hält viel vom 29-jährigen Verteidiger. Er sei schnell und hart, vor allem könne er einen «geraden Pass» spielen, was in der Schweiz nicht bei vielen Abwehrspielern der Fall sei. Kein Wunder also, dass Gress, nachdem er im Frühjahr 1998 zum Nationaltrainer berufen worden war, Jeanneret auch regelmässig für das Nationalteam nominierte. 11 seiner insgesamt 18 Länderspiele bestritt Jeanneret unter Gress. Und ebenfalls keine Überraschung war es, dass sich der Trainer, nachdem er sich im FC Zürich einmal etabliert hatte, für eine Verpflichtung Jeannerets stark machte. Im Januar 2001 wechselte der Verteidiger von Servette zum FCZ.

30 000 Franken pro Monat
«Gress hat mich zu diesem Transfer überredet», ärgert sich heute Sven Hotz. Der Präsident des FC Zürich musste tief in die Tasche greifen, um sich neben Patrick Bühlmann, auch er ein «Lieblingsspieler von Gress», einen zweiten Grossverdiener mit Schweizer Pass leisten zu können: 32 000 Franken bezieht Bühlmann pro Monat, 30 000 Franken sind es bei Jeanneret. Hotz bestätigt diese Zahlen nicht, er dementiert sie aber auch nicht, sondern erklärt nur: «Dieses Geld könnten wir wirklich sinnvoller investieren.» Bis Ende dieser Saison muss Hotz noch bezahlen, dann laufen die Verträge der beiden Spieler aus. Die Ironie der Geschichte: Bühlmann spielt mittlerweile beim SC Kriens, der Zentralschweizer B-Klub überweist dem FCZ für die Dienste des Spielers bis Weihnachten rund 8000 Franken, «ein Almosen», wie sich Hotz ausdrückt. Und Jeanneret kickt mit der zweiten Mannschaft des FC Zürich. «Nie hat ein Erstligaspieler besser verdient», sagt der Präsident sarkastisch.

Hotz denkt, dass die beiden Spieler ihre Verträge «mit Freude» bis im kommenden Sommer aussitzen werden. Doch zumindest im Fall von Jeanneret dürfte er sich täuschen. Dieser ist nämlich wegen seiner Situation höchst unglücklich und unzufrieden. Er sagt zwar, es sei nicht sein Fehler, dass ihm Hotz «diesen Supervertrag» angeboten habe: «Hätte ich etwa Nein sagen sollen?» Auf der anderen Seite ist es ihm nicht recht, dass er für das viele Geld dem Klub nicht mehr zurückgeben kann. Doch das, ist er überzeugt, sei nicht seine Schuld. «Ich verhalte mich korrekt, ich trainiere gut, ich versuche alles, um beim FCZ wieder in die erste Mannschaft zu kommen.»

Bei der EM und im Uefa-Cup erprobt
Die Anstrengungen, so macht es jedenfalls den Anschein, sind vergeblich. Trainer Bregy setzt nicht auf Jeanneret, seit dem 24. März 2002 und einer 2:3-Niederlage des FCZ in Bern gegen die Young Boys hat er den Verteidiger nicht mehr berücksichtigt. Andere Spieler seien auf Jeannerets bevorzugter Position auf der rechten Seite schlicht besser, meint der Trainer lakonisch: «An Pallas, Chihab und Nef kommt Sébastien nicht vorbei.» Diese Aussage seines Trainers macht den 18-maligen Nationalspieler Jeanneret ziemlich betroffen. Er, der einst im Eröffnungsspiel der EM 1996 gegen Steve McManaman so stark spielte, dass der Engländer Mitte der zweiten Hälfte ausgewechselt wurde, er, der im Herbst 1995 mit Xamax im Uefa-Cup gegen die AS Roma sogar Torschütze und 1999 mit Servette Schweizer Meister war, kann Bregys Entscheidung weder verstehen noch nachvollziehen.

Akzeptieren muss er sie dennoch, selbst wenn sie weh tut. «Bregy hat kein Vertrauen in mich», sagt Jeanneret. Und dass ihn der Trainer in dieser Saison während einigen Partien der ersten Mannschaft, für die er wenigstens als Ersatzspieler nominiert worden war, sehr lange und intensiv an der Seitenlinie warm laufen liess, «ohne ernsthaft daran zu denken, mich auch wirklich einzusetzen», ist für Jeanneret nichts anderes als «eine Schikane». Es deutet vieles darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Jeanneret und Bregy endgültig zerrüttet ist. «Er gibt mir ja doch keine Chance», denkt der Spieler. Einem Klubwechsel ist er deshalb nicht abgeneigt. Das «Modell von Bühlmann» würde er auch ganz gerne für sich in Anspruch nehmen: «Ich will Fussball spielen - wenn immer möglich in der Nationalliga A.»

Uhren reparieren - um zu vergessen
Die konkreten Angebote fehlen indes. Und so bleibt Jeanneret nichts anderes übrig, als bis auf weiteres in der zweiten Mannschaft des FC Zürich zu spielen. Statt Keita, Bastida, Keller oder Fischer heissen seine Mitspieler nun Leite, Laske, Tschudi oder Cayir. So auch heute Samstag, wenn er mit FCZ 2 den FC Luzern zum Cupspiel auf dem Letzigrund empfängt.

Die Partie der ersten Mannschaft morgen Sonntag in Schaffhausen wird er sich nicht anschauen. Da bleibt er lieber mit seiner Frau und den beiden Töchtern in seinem Miethaus in Oberrohrdorf. Vielleicht bietet sich dann sogar die Gelegenheit, seinem Hobby zu frönen. Sébastien Jeanneret, der gelernte Uhrmacher aus dem neuenburgischen Le Locle, macht in seiner Freizeit nichts lieber, als alte, mechanische Uhren wieder zum Laufen zu bringen. Dabei findet er seine Ruhe.


Gruess Florian


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Ouimet
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Beitragvon Ouimet » 09.11.02 @ 10:02

äh chance chönt mer im scho nomal geh wil ich dänke jetzt nöd grad das de chihab besser isch und de nef isch no z'jung.de pallas de chönted mer au wieder ähmal is mittelfäld tue de isch schnäll und dribelstarch

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flo
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Beitragvon flo » 09.11.02 @ 12:12

Jeanneret zeigt im II - jedenfalls an den Spielen, die ich gesehen habe - konstant gute Leistungen. Er hätte auf jeden Fall eine Chance im I verdient!

Nur geht der Bregy leider viel zu selten an Zürizwei-Spiele, um zu sehen, dass er eine Chance verdient hätte... :-((( Dies ist wohl das noch grössere Hindernis auf dem Weg ins I als der Streit zwischen ihm und Bregy...

A propos Bregy: Es kann nicht Aufgabe des Trainers sein, alle Spieler spielen zu lassen. Aber es muss seine Aufgabe sein, auch mit denjenigen Spielern um ein gutes Verhältnis bemüht zu sein, die er nicht spielen lassen kann. Schade, dass Bregy nicht mal diese fundamentalsten Regeln des menschlichen Zusammenlebens zu kennen scheint...

Gruss Flo
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Jerkovic
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Beitragvon Jerkovic » 09.11.02 @ 12:33

flo hat geschrieben:A propos Bregy: Es kann nicht Aufgabe des Trainers sein, alle Spieler spielen zu lassen. Aber es muss seine Aufgabe sein, auch mit denjenigen Spielern um ein gutes Verhältnis bemüht zu sein, die er nicht spielen lassen kann. Schade, dass Bregy nicht mal diese fundamentalsten Regeln des menschlichen Zusammenlebens zu kennen scheint...

Gruss Flo


Grundsätzlich einverstanden, aaaaber:

Wer sagt Dir, dass dies nicht so ist? Der Tagi? Die Presse?
Aufgepasst mit Vorverurteilungen...
"Genau: Wie'd Affe: Scho chratze, bevor's überhaupt biisst."
Forums-Beitrag von Bostero am 28.04.07 @ 17:48 //www.fczforum.ch/phpbb2x/letzigrund-t14688.html

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Jeanneret ins I

Beitragvon Jerkovic » 09.11.02 @ 12:39

Für mich absolut unverständlich, dass Jeanneret nicht mehr im 1 spielt. Ich habe ihn einige Male im II gesehen und auch bei einem Trainingsspiel gegen St. Gallen in Uster. Dort war er meiner Meinung nach bester Spieler auf dem Platz. Steht hinten gut und hatte einigen Zug nach vorne.
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Forums-Beitrag von Bostero am 28.04.07 @ 17:48 //www.fczforum.ch/phpbb2x/letzigrund-t14688.html

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Beitragvon Fige » 09.11.02 @ 13:09

Ich verstehe auch nicht, warum Jeanneret nicht im 1 spielt. Während der Finalrunde im Frühjahr 01 hat er mich von der ganzen damaligen Verteidigung am meisten überzeugt.
13.5.06 => 93. Minute

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Beitragvon flo » 09.11.02 @ 13:09

Jerkovic hat geschrieben:Grundsätzlich einverstanden, aaaaber:

Wer sagt Dir, dass dies nicht so ist? Der Tagi? Die Presse?
Aufgepasst mit Vorverurteilungen...


Schau, lieber Jerkovic, ich habe keinen lupenreinen Beweis für meine Ansicht, und auch wenn ich einen perfekten Beweis hätte, würde ich ihn hier nicht präsentieren, denn gewisse Dinge gehören nicht in ein öffentliches Forum.

Dennoch bin ich der Ansicht, dass Kritik auch dann erlaubt sein muss, wenn man den Grund zur Kritik nicht vom Kritisierten selber erfahren hat. Was nun die Presse betrifft, so sind ja für in Sachen FCZ halbwegs informierte Leute eh nur die Interviews interessant. Wenn man in diesen zwischen den Zeilen liest, erfährt man einiges... Ausser bei Bregy: Bei dem muss man nicht mal zwischen den Zeilen lesen, um Dinge zu erfahren, die neben den Spielern und dem Präsidenten niemand wissen sollte...

Gruss & auf einen Sieg heute!

Flo
SchwarzRotGold


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