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Hinter Kroll hing an einem Stand ein Schild. Darauf stand «Lungenfunktion». Kroll drehte sich mehrmals um, um sich zu vergewissern, ob er richtig gelesen hatte. Er stand vor diesem Stand, weil er von hier aus zwei andere Stände beobachten konnte. Der FC Zürich führte dabei 1:0 gegen die Grasshoppers. Am FCZ-Stand stand ein Besucher, am GC-Stand niemand. Der FCZ war, wie Kroll befriedigt feststellen konnte, in der Sport-Sonderschau der Züspa populärer als GC.

Ein Plakat hing neben dem Schild und darauf stand: «Haben Sie heute ihr Tagesziel von 10 000 Schritten schon erreicht?» Und darunter «Pedometer». Viel war Kroll noch nicht spaziert. 100 Schritte zwischen Schlafzimmer, Bad und Küche, 200 Schritte zum Tram auf dem Weg zur Arbeit, und 500 Schritte von der Endstation zur Züspa. Da es ihm peinlich war, nur vor dem Stand herumzustehen, fragte er eine Hostess nach dem Pedometer. Der Pedometer war halb so gross wie eine Zündholzschachtel. Auf einem kleinen Bildschirm zeigte er die Anzahl gemachter Schritte pro Tag an, die damit verbrauchten Kalorien und die total verbrauchten. Die Frau erklärte, der Pedometer sei ein Motivator, sich mehr zu bewegen. Eine Art Gameboy, dachte Kroll, nur war er selber das Figürchen. 135 statt 150 Franken kostete das Gerät, Züspa-Spezialpreis. Kroll sagte, er müsse es sich überlegen.

Mit einem Mal traf ihn beinahe der Schlag. Beim GC-Stand lungerte eine Gruppe junger Leute herum - und das waren klar ersichtlich GC-Fans. Im Derby würde es 1:24 stehen. Kroll verstand die Welt nicht mehr und hielt verzweifelt nach FCZ-Fans Ausschau. Waren die alle am Arbeiten? Der Speaker sagte etwas von einer Autogrammstunde mit Pascal Castillo und Stephan Lichtsteiner. Eigentlich war Richard Nuñez vorgesehen gewesen, doch der hatte keine Zeit. Wahrscheinlich war er wieder an einer Unterredung mit dem Präsidenten und dem Trainer. Ob er GC-Fan sei, wollte ein Bursche wissen. Nein, antwortete Kroll erzürnt, er sei FCZ-Fan. Er habe mit einem Los einen Gutschein für GC - Thun gewonnen, erklärte der Bursche, und würde gerne für einen Match von den ZSC Lions tauschen.

Kroll taten die Beine weh. Er wäre gerne abgesessen. Deshalb probierte er im nahen Sportgeschäft eine Zeit lang Jogging-Schuhe an. Danach setzte er sich wieder in Bewegung. Er kam an Regenschirmen mit Hundebildern vorbei, an Geldzählkassetten, Sprudelbädern und Kaffeemaschinen. Er wagte nie lange stillzustehen, aus Angst, ein Verkäufer würde ihn ansprechen. So machte er Schritt um Schritt. Der Pedometer hätte Freude. An einem Fitnessstand probierte Kroll mit Händen und Füssen ein Gerät aus. Es sei ein Elliptical-Trainer, erklärte der Verkäufer, sehr gelenkschonend. Das wäre etwas für seine Figur, dachte Kroll, und sah, während der Verkäufer kurz wegschaute, nach dem Preis: 5499 Franken. Schnell machte er sich davon.

Das Derby stand auf der Kippe. Entschlossen stell- te sich Kroll an den FCZ-Stand und erzielte das 6:5. Allerdings war er nun in einer blöden Lage und beschloss etwas zu kaufen: FCZ-Jasskarten für sechs Franken. Vor dem Heimgehen erwarb er sich noch ein Sportlos für fünf Franken. Er gewann einen Gutschein für den Match GC - YB. Jetzt hatte er einiges Grundsätzliches zu überlegen.

Quelle: tagi