Geduldsprobe für den neuen FC Zürich(TA) /Matic kommt nicht

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billy
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Geduldsprobe für den neuen FC Zürich(TA) /Matic kommt nicht

Beitragvon billy » 28.07.03 @ 9:14

1:2 in Bern gegen die Young Boys - die Zürcher stehen nach drei Runden ohne Punkte und verunsichert da.

Von Bernhard Brunner, Bern

Das Spiel war beendet, und Präsident Sven Hotz nahm langsam Treppenstufe um Treppenstufe, um die Holztribüne des Stadions Neufeld zu verlassen und das Weite zu suchen. Man könne jetzt nicht einfach die Jungen nicht mehr bringen, sagte er ein wenig verzweifelt auf dem Weg nach unten und lag damit ohne jeden Zweifel richtig.

Es waren weder der junge Verteidiger Dzemaili noch Keitas Sturmpartner Stanic, 17- und 18-jährig, die den Schaden der dritten Niederlage in der Super League und damit den Fehlstart zu verantworten hatten. Der lose, in den Nachthimmel gesprochene Satz des Präsidenten stand vielmehr für das Rätsel, das sich über dieser Mannschaft auftut.

Die Spieler wirkten ratlos, sagten Dinge wie «jetzt sind wir von Anfang an unter Druck» oder «wir müssen jetzt den Kreis finden, wo es wieder aufwärts geht». Gemeint war wohl, der Spiraldynamik nach unten zu entkommen oder sie gar nach oben umzudrehen. Die Talfahrt stoppen als nächstes Etappenziel. Am Samstag kommt St. Gallen auf den Letzigrund. Selbst die Ostschweizer haben bereits einen Punkt. Es wird das Treffen im Keller der Liga. Wer hätte gedacht, dass der neue FCZ in diesem Spiel der Herausforderer ist? Von wegen Transfersieger.

Trainer Lucien Favre sass kleinlaut im Container, der als Raum für die Pressekonferenz dient, und stellte bitter fest, dass sie schon wieder verloren hätten. «Das dritte Mal mit nur einem Tor Unterschied, ja», begann er aufzuzählen, «wir könnten drei oder gar mehr Punkte haben, in Basel (1:2) wäre ein Sieg möglich gewesen oder zumindest ein Remis, und zu Hause gegen Servette (0:1)», seufzte er, hätten die Genfer «ja aus keiner Chance heraus den Siegestreffer erzielt» (Chihab verlor im Strafraum fahrlässig den Ball an Kader), «und hier in Bern», schweifte Favre in die Gegenwart, «haben wir in der ersten Halbzeit auch zwei gute Torchancen gehabt.»

Eigentlich keine Gefahr . . .

Zwei? Optimistisch gezählt, denn eigentlich schuf nur Keita mit einer Direktabnahme in der 39. Minute einen Hoffnungsschimmer. Ansonsten waren die Zürcher feldüberlegen, die Young Boys aber frecher, gefährlicher, und ihr Trainer Hanspeter Zaugg meinte zu Recht, sie hätten aus den vielen Chancen in der ersten Halbzeit «vier Tore erzielen müssen». Die Einheimischen hatten Leandro und Chapuisat, die beide ihr drittes Saisontor erzielten, das Team Favres hatte niemanden aus der Kategorie, die Überraschendes schafft.

Das 1:0 der Berner verdeutlicht einen der vielen Mängel des Hoffnungsteams vom Letzigrund. Sermeter flankt rechts an der Linie ungestört, und Chapuisat erzielt vor Nef und im Rücken von Captain Keller mit dem Kopf das 1:0. Favre nimmt die Hände zu Hilfe und zeigt, in welche Richtung sie hätten schauen müssen, seine Verteidiger, wie sie hätten stehen sollen, wie sie den Flankenball hätten wegspedieren müssen. «Es gab ja eigentlich keine Gefahr», sagte Favre.

Favre meinte, dass es keine Gefahr hätte geben dürfen, wenn die Abstimmung geklappt hätte, denn Gefahren gab es von überall her. Und Favre meinte, wenn er sagte, er müsse «global denken», dass es hinten und vorne nicht stimmte. Und wieder nahm er die Hände zu Hilfe und deutete an, dass die von ihm gewünschten und im Training geübten Automatismen im Spiel verlorenes Gedankengut sind.

Matic kommt nicht

Die physische Präsenz fehle, sagte Favre und bedauerte im Sturm das Fehlen von Yasar und Muff, die beide für längere Zeit verletzt ausfallen. Stipe Matic wird dem FCZ auch nicht weiterhelfen können. Sportchef Axel Thoma erteilte dem24-jährigen Kroaten gestern Sonntag eine Absage.

Die Defensive ist ein Schwachpunkt der Zürcher, das war unübersehbar. Bei seinen frühreren Teams Yverdon und Servette sei «die Stabilität hinten» der Grundstein für die Erfolge gewesen, meinte Favre. Allerdings: Der von Xamax verpflichtete Verteidiger Buess wurde ja gerade wegen seiner imposanten Physis und seiner defensiven Qualitäten verpflichtet - und sass am Samstag auf der Ersatzbank. Warum eigentlich?

Jetzt spricht man schon wieder von neuen Spielern. Die Logik dieses Treibens ist nicht unbedingt nachvollziehbar.

Irgendwann schoss Leandro aus Offsideposition elegant mit einem Heber das 2:0, Petrosjan, ein Schatten seiner selbst, verkürzte zehn Minuten vor Schluss zum 2:1. Doch all das änderte nichts am desolaten Gesamteindruck, den die Zürcher hinterliessen.

Er habe von Anfang an gesagt, dass die Saison dazu da sei, «etwas Solides aufzubauen», sagte Favre. Im nächsten Jahr soll das Werk dann richtig gut sein. Ein Aufbau braucht jedoch von Zeit zu Zeit substanzielle Nahrung. Das sind in diesem Geschäft Punkte. Ein erster Punkt tut Not. Und ein erstes Mal Geduld. Man kann jetzt beweisen, dass die Beteuerungen zu Saisonbeginn, dem Trainer Zeit zu lassen, keine Worthülsen sind.

Quelle: tagi


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