Danke Blerim!

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tadaeus
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Re: Danke Blerim!

Beitragvon tadaeus » 30.05.23 @ 11:19

lapen hat geschrieben:https://www.nzz.ch/sport/die-fcz-legende-strahlt-blerim-dzemaili-verabschiedet-sich-als-fussballprofi-ld.1739924
jemand mit abo? danke!


Grösser als das Leben: Blerim Dzemaili verabschiedet sich als FCZ-Legende
Der FC Zürich verliert das letzte Spiel der Meisterschaft. Und Dzemaili sieht den dramatischen Schluss auf der Bank – von den Emotionen übermannt.

Stephan Ramming, Zürich
30.05.2023, 05.30 Uhr

Adieu, FCZ, adieu Profikarriere: Der Zürcher Blerim Dzemaili verabschiedet sich mit seinem Sohn Luan vom Publikum im Letzigrund.
Walter Bieri / Keystone
Und dann fliessen die Tränen. Blerim Dzemaili setzt sich zum letzten Mal auf die FCZ-Bank. Hinter ihm liegen die letzten 71 Minuten als Fussballer, die Südkurve singt minutenlang seinen Namen und zieht die Choreo mit Dzemailis gemaltem Torso mit zwei Meisterpokalen nochmals vor die Kurve. Ein Ende, überlebensgross.


Ein paar Tage vor seinem letzten Spiel nahm er sich im «Sitzungszimmer 93. Minute» draussen im «Home of FCZ» für eine kleine Journalistenrunde Zeit, um über seine Karriere zu reden. In den vergangenen Wochen war sein Entschluss gereift, aufzuhören. Beim Treffen ist er bestens gelaunt, in seinem 19. Stadt-Derby gegen GC hat er den Siegtreffer geschossen.

«Wie im Märchen» sei es gewesen, sagt Dzemaili über den Moment, als der Ball im Tor liegt. Er ist losgerannt mit der Ahnung, dass er den Ball nicht mehr erreicht, spürt etwas zwischen den Füssen, schiesst, Tor, Explosion der Gefühle, das Echo von über 20 000 Menschen auf den Rängen, wo Dzemaili früher selber stand. Es passiert viel in diesen Tagen des Abschieds. «Ich kann es gar nicht fassen. Aber ich geniesse jede Minute und jede Sekunde auf dem Platz und daneben», sagt er.

Dzemaili ist spätestens seit dem Gewinn der Meisterschaft vor einem Jahr zur FCZ-Legende geworden. Eine Legende wird man nicht, wenn man einmal einen Pokal in die Höhe stemmt. Legenden brauchen mehr als die drei Meistertitel, die Dzemaili gewonnen hat mit dem FCZ, den Cup, die erzielten Tore oder die 203 Einsätze für den Klub.


Eine Fussball-Legende wird, wer Lebenszeit geteilt hat mit den Menschen, die ins Stadion gehen und sich mittragen lassen auf die Höhen der Freuden und die teilhaben, wenn sich die Tiefen der Enttäuschungen auftun. Und die da sind, wenn in den Stunden der Langeweile nur die Hoffnung lebt, dass etwas passiert. Dzemaili schiesst ein Tor. Dzemaili trifft den Pfosten. Dzemaili reklamiert. Dzemaili fliegt vom Platz. Zwanzig Jahre, in denen er die Menschen teilhaben liess an der Gegenwärtigkeit des Spiels. Zwanzig Jahre, viel Zeit.


«Die Nummer sechs muss ins Eins!»
«Ich hatte Angst, Fehler zu machen», sagt er. Als 17-Jähriger debütiert er im Letzigrund in der Meisterschaft für den FCZ im Sommer 2003. Der FC Basel ist der Gegner, ein gewisser Urs Fischer wird vor dem 0:1 verabschiedet. Dzemaili ist nervös. Er hat mitbekommen, dass unter den Zuschauern geredet wird über einen Jungen mit dunklen Locken und roten Backen, den der neue FCZ-Trainer Lucien Favre in die 1. Mannschaft befördert hat. Dzemaili spielt unbekümmert und frech. «Ich habe befürchtet, ich lebe in einem Traum, der wieder aufhört», sagt er 561 Profi- und 69 Länderspiele später. Dzemaili strahlt. Der Traum hat nicht aufgehört.

Angefangen hat der Traum, als ihn Lucien Favre in jenem Sommer mit Almen Abdi und Kresimir Stanic aus der U 18 für eine Trainingswoche aufbietet. Der FCZ hat ein Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, Dzemaili ist Rechtsverteidiger und fällt auf. Er erinnert sich an den Chor der FCZ-Fans: «Die Nummer sechs muss ins Eins!», der Name Dzemaili ist unbekannt. Als er am Ende der Woche fragt, ob er wieder in der U 18 oder vielleicht in der U 21 trainiere, sagt Favre: «Non, du bleibst.»

Favre ist der Trainer, der Dzemaili fordert und fördert. «Ich habe ihm viel zu verdanken», sagt Dzemaili. Favre habe Geduld gehabt und ihm Zeit gegeben, technisch und taktisch weiterzukommen. Dzemaili wird Teil der Mannschaft, die 2005 den Cup gewinnt, 2006 die Meisterschaft, im Jahr danach wieder. Die Bilder vom Jungen aus Zürich Seebach, der vor kurzem noch in der Fankurve stand und jetzt auf dem Meister-Balkon jubelt, brennen sich in die Seele des Publikums.

Blerim Dzemaili und FCZ-Trainer Lucien Favre (l.) feiern 2007 auf dem Balkon des Volkshauses den Meistertitel.
Eddy Risch / Keystone
Es ist die Zeit im alten Letzigrund. Favre mit dem Sportchef Fredy Bickel und einer jungen Mannschaft belebt den Klub. Im Stadion wird die Flachpass-Bar zum Treffpunkt, im Tribünen-Bauch nebenan beginnt Dzemaili auf der verlebten Geschäftsstelle eine KV-Lehre. Aber er hat unterdessen anderes im Sinn als eine normale Ausbildung. 3000 Franken bekommt er, er unterschreibt den Jungprofi-Vertrag ohne Berater. Dank den Prämien verdient er bald das Drei- oder Vierfache, «sehr viel Geld», sagt er. Den Abschluss holt er viel später nach. «Ich habe eine Karriere im Ausland angestrebt, der FCZ hat mir diese Chance ermöglicht, und ich wollte sie packen», sagt er.


Als Siebenjähriger kommt der kleine Blerim mit dem Bruder und der Mutter aus Mazedonien nach Zürich. Als Teil der albanischen Minderheit ist das Leben nach dem Zerfall Jugoslawiens kompliziert geworden, die Behörden haben den ursprünglichen Nachnamen «Xhemaili» in «Dzemaili» geändert.

Blerims Vater hat in Hamburg gearbeitet, wechselt nach Zürich, wo er nun genug Geld verdient für die Familie und eine enge Wohnung in Seebach. «Ich erinnere mich gut, wie die Eltern auch am Wochenende gearbeitet haben für uns», sagt Dzemaili, «für uns Migranten bot damals der Fussball fast die einzige Möglichkeit, Grosses zu erreichen». Später kauft er in Tetovo, der alten Heimat der Eltern, ein Haus.

Erst in Turin beginnt Dzemailis «Karriere im Ausland»
Bei den Bolton Wanderers in der Premier League will er die Auslandkarriere starten. Er ist 21-jährig, Köbi Kuhn hat ihn zum Nationalspieler gemacht und sieht ihn für die Heim-EM 2008 bereits als möglichen Nachfolger von Johann Vogel. Doch Dzemaili reisst sich kurz vor dem Wechsel das Kreuzband. In der Reha in England muss er lernen, am Widerstand zu wachsen. Nach einem Jahr ohne Meisterschaftseinsatz lässt er sich nach Italien zum FC Torino ausleihen. Erst jetzt beginnt die «Karriere im Ausland».

Die Serie A ist fortan die Liga, wo Dzemaili in Turin, Parma, Genua, Bologna und Napoli spielt. Für Napoli spielt er mit 109 Einsätzen am längsten und gewinnt zwei Mal die Coppa Italia. Am Vesuv erlebt er hautnah grenzenlose Leidenschaft. Bei Galatasaray in Istanbul ist die Hingabe der Fans ähnlich heissblütig.

Dzemaili absolvierte 109 Spiele für die SSC Napoli.
Imago
In Napoli hat er auch gelernt, nicht mit dem Ferrari herumzufahren. «Nach zwei Monaten habe ich sowieso gemerkt, wie unbequem so ein Ferrari ist», sagt er mit einem Grinsen. Teure Uhren, Frisuren-Extravaganzen oder Tattoos haben ihm wenig bedeutet. «Ich habe mir schon etwas gegönnt», sagt er, «aber auf Ibiza in drei Tagen hunderttausend Franken liegen lassen, war nie mein Ding.» Dzemaili ist auch so ehrlich, dass er sagt, 2020 nicht wegen des Fussballs nach China zu Shenzhen gewechselt zu haben.


Dzemaili widerlegt die Skepsis
Vielleicht sind es die langen Wochen ohne Spiele während des Corona-Lockdowns, dass Dzemaili auf dem Golfplatz in China einen Kitzel zu spüren beginnt: Warum nicht zurück zum FCZ? Dorthin, wo alles anfing? Nochmals einen Titel gewinnen, jetzt, wo sich die Karriere zu Ende neigt?

Nicht nur die NZZ ist skeptisch, als er vor Weihnachten 2021 zurückkehrt. Er sagt, er wolle nochmals einen Titel gewinnen. Im Ernst? Nach einem Jahr ohne Spielpraxis, fast 35-jährig, mit ergrauten Locken? Weiss er, dass der Mannschaft ein Abstieg im Magen liegt und sie von Elend zu Not pendelt?

Dzemaili weiss es. Er weiss es vielleicht zu gut. Er brilliert im ersten Match in Basel: So viel aufgestauter Wille und Ehrgeiz bricht aus ihm, als müsse er das ganze Team tragen. Danach schlägt er sich bis zum Saisonende mit Verletzungen herum, pausiert, spielt, nimmt Schmerzmittel. Erst der neue Trainer André Breitenreiter macht ihm klar, was andere wie der Sportchef Marinko Jurendic bereits versucht haben: Weniger ist mehr, nicht immer spielen, ganz fit werden. Es folgt das Meistermärchen 2022. Längst Geschichte, längst Legende.


Dzemaili sagt, bis er alles etwas sortieren könne, werde er etwas Abstand brauchen. Er sagt: «Alles ist offen, jetzt muss ich erst einmal runterfahren.» Sein Lebensmittelpunkt wird Zürich sein, «der schönste Ort weltweit». Er baut ein Mehrfamilienhaus in Stadtnähe. Vielleicht versucht er sich im Fussball-Management, vielleicht sogar im FCZ.


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Arafat Abou Chaker
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Re: Danke Blerim!

Beitragvon Arafat Abou Chaker » 30.05.23 @ 11:19

lapen hat geschrieben:https://www.nzz.ch/sport/die-fcz-legende-strahlt-blerim-dzemaili-verabschiedet-sich-als-fussballprofi-ld.1739924
jemand mit abo? danke!


Grösser als das Leben: Blerim Dzemaili verabschiedet sich als FCZ-Legende
Der FC Zürich verliert das letzte Spiel der Meisterschaft. Und Dzemaili sieht den dramatischen Schluss auf der Bank – von den Emotionen übermannt.

Stephan Ramming, Zürich
30.05.2023, 05.30 Uhr
Adieu, FCZ, adieu Profikarriere: Der Zürcher Blerim Dzemaili verabschiedet sich mit seinem Sohn Luan vom Publikum im Letzigrund.
Adieu, FCZ, adieu Profikarriere: Der Zürcher Blerim Dzemaili verabschiedet sich mit seinem Sohn Luan vom Publikum im Letzigrund.
Walter Bieri / Keystone
Und dann fliessen die Tränen. Blerim Dzemaili setzt sich zum letzten Mal auf die FCZ-Bank. Hinter ihm liegen die letzten 71 Minuten als Fussballer, die Südkurve singt minutenlang seinen Namen und zieht die Choreo mit Dzemailis gemaltem Torso mit zwei Meisterpokalen nochmals vor die Kurve. Ein Ende, überlebensgross.

Ein paar Tage vor seinem letzten Spiel nahm er sich im «Sitzungszimmer 93. Minute» draussen im «Home of FCZ» für eine kleine Journalistenrunde Zeit, um über seine Karriere zu reden. In den vergangenen Wochen war sein Entschluss gereift, aufzuhören. Beim Treffen ist er bestens gelaunt, in seinem 19. Stadt-Derby gegen GC hat er den Siegtreffer geschossen.


«Wie im Märchen» sei es gewesen, sagt Dzemaili über den Moment, als der Ball im Tor liegt. Er ist losgerannt mit der Ahnung, dass er den Ball nicht mehr erreicht, spürt etwas zwischen den Füssen, schiesst, Tor, Explosion der Gefühle, das Echo von über 20 000 Menschen auf den Rängen, wo Dzemaili früher selber stand. Es passiert viel in diesen Tagen des Abschieds. «Ich kann es gar nicht fassen. Aber ich geniesse jede Minute und jede Sekunde auf dem Platz und daneben», sagt er.

Dzemaili ist spätestens seit dem Gewinn der Meisterschaft vor einem Jahr zur FCZ-Legende geworden. Eine Legende wird man nicht, wenn man einmal einen Pokal in die Höhe stemmt. Legenden brauchen mehr als die drei Meistertitel, die Dzemaili gewonnen hat mit dem FCZ, den Cup, die erzielten Tore oder die 203 Einsätze für den Klub.


Eine Fussball-Legende wird, wer Lebenszeit geteilt hat mit den Menschen, die ins Stadion gehen und sich mittragen lassen auf die Höhen der Freuden und die teilhaben, wenn sich die Tiefen der Enttäuschungen auftun. Und die da sind, wenn in den Stunden der Langeweile nur die Hoffnung lebt, dass etwas passiert. Dzemaili schiesst ein Tor. Dzemaili trifft den Pfosten. Dzemaili reklamiert. Dzemaili fliegt vom Platz. Zwanzig Jahre, in denen er die Menschen teilhaben liess an der Gegenwärtigkeit des Spiels. Zwanzig Jahre, viel Zeit.

«Die Nummer sechs muss ins Eins!»

«Ich hatte Angst, Fehler zu machen», sagt er. Als 17-Jähriger debütiert er im Letzigrund in der Meisterschaft für den FCZ im Sommer 2003. Der FC Basel ist der Gegner, ein gewisser Urs Fischer wird vor dem 0:1 verabschiedet. Dzemaili ist nervös. Er hat mitbekommen, dass unter den Zuschauern geredet wird über einen Jungen mit dunklen Locken und roten Backen, den der neue FCZ-Trainer Lucien Favre in die 1. Mannschaft befördert hat. Dzemaili spielt unbekümmert und frech. «Ich habe befürchtet, ich lebe in einem Traum, der wieder aufhört», sagt er 561 Profi- und 69 Länderspiele später. Dzemaili strahlt. Der Traum hat nicht aufgehört.

Angefangen hat der Traum, als ihn Lucien Favre in jenem Sommer mit Almen Abdi und Kresimir Stanic aus der U 18 für eine Trainingswoche aufbietet. Der FCZ hat ein Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, Dzemaili ist Rechtsverteidiger und fällt auf. Er erinnert sich an den Chor der FCZ-Fans: «Die Nummer sechs muss ins Eins!», der Name Dzemaili ist unbekannt. Als er am Ende der Woche fragt, ob er wieder in der U 18 oder vielleicht in der U 21 trainiere, sagt Favre: «Non, du bleibst.»

Favre ist der Trainer, der Dzemaili fordert und fördert. «Ich habe ihm viel zu verdanken», sagt Dzemaili. Favre habe Geduld gehabt und ihm Zeit gegeben, technisch und taktisch weiterzukommen. Dzemaili wird Teil der Mannschaft, die 2005 den Cup gewinnt, 2006 die Meisterschaft, im Jahr danach wieder. Die Bilder vom Jungen aus Zürich Seebach, der vor kurzem noch in der Fankurve stand und jetzt auf dem Meister-Balkon jubelt, brennen sich in die Seele des Publikums.

Blerim Dzemaili und FCZ-Trainer Lucien Favre (l.) feiern 2007 auf dem Balkon des Volkshauses den Meistertitel.
Blerim Dzemaili und FCZ-Trainer Lucien Favre (l.) feiern 2007 auf dem Balkon des Volkshauses den Meistertitel.
Eddy Risch / Keystone
Es ist die Zeit im alten Letzigrund. Favre mit dem Sportchef Fredy Bickel und einer jungen Mannschaft belebt den Klub. Im Stadion wird die Flachpass-Bar zum Treffpunkt, im Tribünen-Bauch nebenan beginnt Dzemaili auf der verlebten Geschäftsstelle eine KV-Lehre. Aber er hat unterdessen anderes im Sinn als eine normale Ausbildung. 3000 Franken bekommt er, er unterschreibt den Jungprofi-Vertrag ohne Berater. Dank den Prämien verdient er bald das Drei- oder Vierfache, «sehr viel Geld», sagt er. Den Abschluss holt er viel später nach. «Ich habe eine Karriere im Ausland angestrebt, der FCZ hat mir diese Chance ermöglicht, und ich wollte sie packen», sagt er.

Als Siebenjähriger kommt der kleine Blerim mit dem Bruder und der Mutter aus Mazedonien nach Zürich. Als Teil der albanischen Minderheit ist das Leben nach dem Zerfall Jugoslawiens kompliziert geworden, die Behörden haben den ursprünglichen Nachnamen «Xhemaili» in «Dzemaili» geändert.

Blerims Vater hat in Hamburg gearbeitet, wechselt nach Zürich, wo er nun genug Geld verdient für die Familie und eine enge Wohnung in Seebach. «Ich erinnere mich gut, wie die Eltern auch am Wochenende gearbeitet haben für uns», sagt Dzemaili, «für uns Migranten bot damals der Fussball fast die einzige Möglichkeit, Grosses zu erreichen». Später kauft er in Tetovo, der alten Heimat der Eltern, ein Haus.

Erst in Turin beginnt Dzemailis «Karriere im Ausland»

Bei den Bolton Wanderers in der Premier League will er die Auslandkarriere starten. Er ist 21-jährig, Köbi Kuhn hat ihn zum Nationalspieler gemacht und sieht ihn für die Heim-EM 2008 bereits als möglichen Nachfolger von Johann Vogel. Doch Dzemaili reisst sich kurz vor dem Wechsel das Kreuzband. In der Reha in England muss er lernen, am Widerstand zu wachsen. Nach einem Jahr ohne Meisterschaftseinsatz lässt er sich nach Italien zum FC Torino ausleihen. Erst jetzt beginnt die «Karriere im Ausland».

Die Serie A ist fortan die Liga, wo Dzemaili in Turin, Parma, Genua, Bologna und Napoli spielt. Für Napoli spielt er mit 109 Einsätzen am längsten und gewinnt zwei Mal die Coppa Italia. Am Vesuv erlebt er hautnah grenzenlose Leidenschaft. Bei Galatasaray in Istanbul ist die Hingabe der Fans ähnlich heissblütig.

Dzemaili absolvierte 109 Spiele für die SSC Napoli.
Dzemaili absolvierte 109 Spiele für die SSC Napoli.
Imago
In Napoli hat er auch gelernt, nicht mit dem Ferrari herumzufahren. «Nach zwei Monaten habe ich sowieso gemerkt, wie unbequem so ein Ferrari ist», sagt er mit einem Grinsen. Teure Uhren, Frisuren-Extravaganzen oder Tattoos haben ihm wenig bedeutet. «Ich habe mir schon etwas gegönnt», sagt er, «aber auf Ibiza in drei Tagen hunderttausend Franken liegen lassen, war nie mein Ding.» Dzemaili ist auch so ehrlich, dass er sagt, 2020 nicht wegen des Fussballs nach China zu Shenzhen gewechselt zu haben.

Dzemaili widerlegt die Skepsis

Vielleicht sind es die langen Wochen ohne Spiele während des Corona-Lockdowns, dass Dzemaili auf dem Golfplatz in China einen Kitzel zu spüren beginnt: Warum nicht zurück zum FCZ? Dorthin, wo alles anfing? Nochmals einen Titel gewinnen, jetzt, wo sich die Karriere zu Ende neigt?

Nicht nur die NZZ ist skeptisch, als er vor Weihnachten 2021 zurückkehrt. Er sagt, er wolle nochmals einen Titel gewinnen. Im Ernst? Nach einem Jahr ohne Spielpraxis, fast 35-jährig, mit ergrauten Locken? Weiss er, dass der Mannschaft ein Abstieg im Magen liegt und sie von Elend zu Not pendelt?

Dzemaili weiss es. Er weiss es vielleicht zu gut. Er brilliert im ersten Match in Basel: So viel aufgestauter Wille und Ehrgeiz bricht aus ihm, als müsse er das ganze Team tragen. Danach schlägt er sich bis zum Saisonende mit Verletzungen herum, pausiert, spielt, nimmt Schmerzmittel. Erst der neue Trainer André Breitenreiter macht ihm klar, was andere wie der Sportchef Marinko Jurendic bereits versucht haben: Weniger ist mehr, nicht immer spielen, ganz fit werden. Es folgt das Meistermärchen 2022. Längst Geschichte, längst Legende.


Dzemaili sagt, bis er alles etwas sortieren könne, werde er etwas Abstand brauchen. Er sagt: «Alles ist offen, jetzt muss ich erst einmal runterfahren.» Sein Lebensmittelpunkt wird Zürich sein, «der schönste Ort weltweit». Er baut ein Mehrfamilienhaus in Stadtnähe. Vielleicht versucht er sich im Fussball-Management, vielleicht sogar im FCZ.

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Don Ursulo
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Re: Danke Blerim!

Beitragvon Don Ursulo » 30.05.23 @ 19:16

Bad in der Menschenmenge: FCZ-Legende Dzemaili wird gebührend verabschiedet:
https://tv.telezueri.ch/zuerinews/bad-i ... -151774457

Ganz am Schluss wieder Tränen ... Warnung!
EDI NAEGELI - G.O.A.T. - #TBE
Don&Don - Thunder Buddies for Life !!!
Wer alles zu tun begehrt, was ihn gelüstet, muß entweder als König
oder als Narr geboren sein.
(Römisches Sprichwort)


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