Maloney hat geschrieben:Anti-FIFA-Propaganda... Ja nee, is klar.
Eben. Es muss fast täglich wieder eine neue Story rausgehauen werden, die den Feind negativ darstellt. Erinnert an Kriegsberichterstattung.
Die Anti FIFA- (und UEFA-) Propaganda kommt ursprünglich vor allem aus den Reihen der Top-Ligen und den von diesen Top-Ligen lebenden Medien in deren Heimatländern. Die Topligen und ihre Klubs sind enorm reich geworden. Sie haben viel mehr Geld als die FIFA. Und sie agieren auch viel kommerzieller. Sie stört schon länger, dass im internationalen Fussball auch die kleinen Länder mit wenig Geld je eine Stimme haben und damit die Grossen überstimmen können. Natürlich versuchen die Grossen mit ihren Druckmitteln die Entscheidungen in UEFA und FIFA zu beeinflussen. Das gelingt aber nur teilweise. Es ist jedes Mal ein mühsames Ringen. Und sie müssen das Geld bis zu einem gewissen Grad mit den Kleinen teilen. Im Falle der FIFA erhalten die Kleinen sogar mehr Geld als die Grossen. In der UEFA, wo die Grossen ein stärkeres Gewicht haben, ist es eine Kompromisslösung.
Sie haben es über Jahre geschafft, die FIFA als "geldgierig" darzustellen. Und in der breiten Öffentlichkeit fast schon für die Rechtssituation in Katar verantwortlich zu machen. Gleichzeitig haben die Grossklubs Besitzer, Partner und Sponsoren aus dem Golfstaaten (u.a. Katar). Man hält regelmässig Trainingslager dort ab. Einen Monat nach der WM spielen die AC Milan und Inter um den Italienischen Super Cup in...Riyadh. Und diese Entscheidungen trifft bei den Grossklubs ein echtes Führungsgremium. Nicht wie im Fall der FIFA eine von der FIFA-Führung nicht kontrollierbare demokratisch gewählte Versammlung.
Die zweite und zuletzt immer dominanter werdende Quelle der Anti-FIFA Propaganda ist die USA. Sie wissen schon lange, welche Wirkung der Sport und speziell der Fussball auf die weltweite öffentliche Meinung haben kann. Dass ein geopolitischer Feind wie Russland sein Image mit einer Fussball-WM aufpolieren kann oder dass sie bei der WM-Vergabe von einem kleinen Land wie Katar blamiert werden, können sie als Weltmacht natürlich nicht akzeptieren. Und setzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Hebel in Gang (Propaganda-Apparat über Medien, Autoren und Social Media, global eingreifende Justiz, politischer Druck, Blackmail). Barack Obama hatte sich ja persönlich für die Kandidatur stark gemacht und Bill Clinton weibelte direkt vor Ort in Zürich und soll danach im Hotel aus Wut einen Aschenbecher zertrümmert haben. Katar ist zudem auch noch im Clinch mit dem engen US-Verbündeten Saudi Arabien. Aus Sicht von Washington ist der Fall klar: sie tun alles dafür, die demokratische Organisation des Weltfussballs zu zerstören und durch eine rein kommerzielle Organisation zu ersetzen. Es ist wohl kaum Zufall, dass Grossklubs mit amerikanischen Besitzern zu den grössten Promotoren der «Super League» (Abspaltung von der UEFA) gehörten – und dass jetzt plötzlich auch noch Saudi Arabien in England mit viel Geld einen Klub gekauft hat.
Zuletzt erinnerte das Ganze an das übliche US-Handbuch bei Regime Change-Projekten. Warum ist es so schlimm, wenn es ein einheitliches FIFA-Captain Bändeli gibt, auf dem «Not to racism» oder «No to discrimination» steht? Warum muss es unbedingt ein Nicht-FIFA Bändeli in einer anderen Farbe sein? Mit «One Love» hat das nichts zu tun. Es soll nicht vereinen, sondern Im Gegenteil die Spaltung des Weltfussballs optisch sichtbar machen. Natürlich steckt dahinter auch ein berechtigtes Anliegen. Aber dieses berechtigte Anliegen ist nur ein Mittel zum Zweck des Angriffs auf die FIFA. Darum geht es wirklich.
Maloney hat geschrieben:Alles Neider. "Korruption in der FIFA" hat inzwischen einen eigenen Wikipedia-Artikel, aber das ist wahrscheinlich auch eine Inszenierung. Läuft.
Sehe das Problem nicht. Wikipedia-Artikel gibt es nun wirklich zu extrem vielen detaillierten Themen. Nur normal, dass es darüber auch einen gibt. Es stellt ja niemand in Frage, dass es Fälle von Bestechung im demokratisch gewählten Exekutivkomitee gegeben hat.
Es gibt täglich tausende von Skandalen oder Skandälchen oder auch Good News, über die man berichten könnte. Die Frage ist: über welche Themen wird tatsächlich berichtet und über welche nicht? Über welche lang und über welche nur kurz?
Wenn über eine längere Zeit ein Feindbild etabliert wird, und dann fast schon täglich immer wieder neue negative Stories über dieses Feindbild publiziert werden, dann hat man es mit einer Kampagne zu tun. Das ist hier definitiv der Fall. So eine Kampagne kann aus unterschiedlichen Quellen stammen. Aber niemand gibt so viel Geld für Propaganda aus, wie die Amerikaner.
Mit Geld kauft man Inhalte, mit denen man dann die Medien und Social Media flutet, wo natürlich fast niemand sich die Zeit nimmt, die Hintergründe aus möglichst neutraler Sicht zu analysieren und recherchieren. Die Propaganda dringt also weitgehend ungefiltert durch, wird multipliziert weiterverbreitet. Nach einer solchen täglichen Propaganda-Flut mit immer dem gleichen Feindbild wird irgendwann fast jeder Informations-Empfänger emotional. Selbst intelligente, ansonsten gesittete und vernünftig denkende Menschen sehen das Feindbild mit der Zeit nicht mehr aus menschlicher Sicht und decken es auf Twitter oder in Foren mit abwertenden Ausdrücken ein - und sind irgendwann sogar bereit, auch Unmenschlichkeiten gegen dieses Feindbild zu akzeptieren.
Maloney hat geschrieben:Äh, ja? Ich würde Länder ausschliessen in denen man den entsprechenden Sport nicht spielen kann. Warum ist die WM im Winter statt im Sommer, wofür sich auch Katar beworben hat? Spiel doch du mal bei 45 Grad Fussball! Was hat das mit Junioren oder Frauen zu tun? Meinst du etwa die Frauenmannschaft von Katar, die nur zum Schein gegründet wurde? Da können wir alle ganz beruhigt sein, die hat seit 8 Jahren kein Länderspiel mehr ausgetragen.
Als nächstes kommt dann die Winter Olympiade in Saudi-Arabien und dafür bekommt die Lüneburger Heide eine Wüsten-Rally, die man zu diesem Zweck komplett mit Sand aufschüttet. Das Lauberhornrennen wird in die Niederlande verlegt und die Beachvolleyball-WM findet in der Antarktis statt. Alles andere wäre diskriminierend.
Dein Diskriminierungsargument ist dermassen absurd, dass du aufpassen musst, dass Gianni "I feel like everything" Infantino dir nicht bald einen Job anbietet.
In Katar wird jahrein, jahraus Fussball gespielt. Die Saison beginnt Anfang August. Das kannst du doch nicht mit Skifahren in Saudi Arabien vergleichen. Du würdest doch sicherlich nachvollziehen können, dass viele Länder einen solchen Vorschlag als diskriminierend empfinden würden? Würde der Fussball nicht aus Europa sondern aus Arabien stammen, dann wäre die WM sicherlich von Anfang an immer im Winter gewesen. Reine Gewohnheit. Die europäischen Fans werden in der Regel privilegiert. Auch bei den TV-Zeiten. Und auf die Veranstalter wird Druck gemacht, sich den europäischen Gepflogenheiten wie Bier trinken zu beugen. Mich persönlich hat an den letzten paar Weltmeisterschaften immer gestört, dass die besten Spieler der Welt jeweils weit von ihrer Bestform entfernt waren. Nach einer langen Saison mit bis zu 70 Spielen waren sie einfach zu müde. Bei einer Winter-WM ist die sportliche Qualität höher. Das sieht man auch bereits.
Was es mit Junioren und Frauen zu tun hat? Ich rede von Kontinentalmeisterschaften und Weltmeisterschaften auf den verschiedensten Stufen, die dann ja auch nicht mehr in diesen Ländern ausgetragen werden dürften. Ausserdem dürften Klubs und Nationalteams aus dem arabischen Raum dann sogar ihre Heimspiele in internationalen Wettbewerben nicht mehr im eigenen Land austragen? Mit Ausnahme von eventuell Saudi Arabien liegt da ja kein Land in unterschiedlichen Klimazonen.