schwizermeischterfcz hat geschrieben:Es wird also bereits gespart, siehe unterster Abschnitt. Hoffe das wirkt sich nicht negativ auf die Erholung und Vorbereitung aus auf die jeweiligen Auswärtsspiele
Ludovic Magnin fühlt sich wie der erste Trainer der Welt: «So etwas hat noch niemand durchgemacht»
Der FC Zürich tastet sich zurück in den Alltag und spielt am Mittwoch in Lugano. Ob seine Mannschaft in dieser merkwürdigen Saison je wieder normal funktionieren wird, weiss der FCZ-Coach Ludovic Magnin nicht.
Flurin Clalüna, Zürich
21.07.2020, 16.23 Uhr
«In dieser Saison wird nichts mehr normal sein für uns», sagt Ludovic Magnin. Entweder spielt und trainiert sein FC Zürich gar nicht, so wie in den zehn Tagen der Quarantäne. Oder er spielt die ganze Zeit, so wie in den kommenden zwei Wochen, nämlich fünf Mal. Der FCZ-Trainer Magnin muss sich vorkommen wie bei der Erstbesteigung eines Berges, auf dessen Gipfel noch nie jemand war. «Ich bin der erste Trainer der Welt, der so etwas durchmacht», sagt er.
Und er hat keine Ahnung, wie er sich jetzt genau verhalten soll. Er könne kein Gefühl mehr für die Situation entwickeln, «das Bauchgefühl fehlt». In letzter Zeit sei er sich vorgekommen wie in einem Science-Fiction-Film, «es hätte mich nicht gewundert, wenn irgendwann auch noch Roboter in mein Zimmer gekommen wären». So etwas wie jetzt hat er noch nie erlebt, als Spieler beim VfB Stuttgart musste er sich zwar einmal gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Aber das war nichts im Vergleich mit heute.
Kein Ärger nach dem 0:5
Die Folgen der Corona-Krise setzen viele Gewissheiten ausser Kraft. Das muss man sich einmal vorstellen: Es geht nicht mehr nur um die Freude beim Gewinnen und den Schmerz beim Verlieren. Das 0:5 gegen YB am letzten Samstag habe ihm nicht weh getan, sagt Magnin, «zu 90 Prozent war ein solches Ergebnis zu erwarten». Normalerweise sitzt Magnin nach verlorenen Spielen im Auto, fährt nach Hause und regt sich auf: über sich, über die Spieler, manchmal sogar über den ganzen Verein. Nach dem Spiel gegen YB aber sass er am Steuer und sagte zu sich: «Der einzige Vorwurf, den wir uns machen müssen, ist, dass wir uns zugemutet haben, Fussball zu spielen. Ohne ein Training. Und das gegen den Schweizer Meister.»
Also hat sich Magnin in der Partie gegen die Berner von etwas verabschiedet, das alle Fussballtrainer jederzeit hochhalten: ihren Zweckoptimismus. Er schickte seine Mannschaft in der schrecklichen Überzeugung ins Spiel, vermutlich chancenlos zu sein. Wie ein Schiffskapitän, der seine Crew in einem Ruderboot auf die hohe See hinausschickt und wissen muss, dass sie im Rennen gegen ein Speed-Boot nichts wird ausrichten können. Es ging Magnin bloss darum, dass seine Spieler wieder ihren Rhythmus finden. Und wenn sie hoch verlieren, dann ist das halt so.
«Am stärksten betroffen»
Gegen Lugano am Mittwoch stehen Magnin auch die sechs positiv getesteten Spieler wieder zur Verfügung, sie seien «reibungslos» durch die Isolation gekommen, sagt er. Der FCZ ist wieder ein Stück weit zurück in der Normalität, aber das bedeutet nicht, dass nun alles wieder gut wäre. Wann seine Mannschaft wieder so funktionieren wird, wie er sich das wünscht, weiss er nicht. Vielleicht schon im Tessin, vielleicht erst am nächsten Samstag gegen St. Gallen, vielleicht aber auch gar nie mehr in dieser merkwürdigen Saison. Das Besondere ist, dass der FC Zürich trotz allem noch die Chance hat, einen Europacup-Rang zu erreichen, «obwohl wir von allen Mannschaften in der Super und der Challenge League am stärksten betroffen sind», sagt Magnin.
Er hat aufgehört, seine Spieler besonders darauf hinzuweisen, dass sie immer noch etwas erreichen können in dieser Saison. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder sensibel und schlecht darauf reagiert, wenn Magnin zu sehr auf einen möglichen Erfolg insistiert hat, «dann haben wir es immer vergeigt». Die Tabelle nicht zu thematisieren, erleichtere die Mannschaft, sagt Magnin.
Und so versucht der FCZ, sich irgendwie allem anzupassen, was das Virus verlangt. Aus Spargründen hat der Klub aufgehört, vor den Spielen im Hotel zu übernachten. Dafür leistet er sich jetzt zwei Busse, um am Mittwoch ins Tessin zu reisen
Der hat doch bereits aufgegeben. Oder zumindest die Gründe für die nächste Niederlage bereit.