chuk hat geschrieben:tehmoc hat geschrieben:In Vergleich mit Deutschland ist für das Schweizer Fernsehen - staatlich wie privat - Fussball tendenziell eine Art Kleintier-Zirkus. Man nimmt den Sport nicht ernst.
Das spiegelt sich sich auch in den Moderatoren. Ein Billeter sieht mit 55 noch aus wie ein kleiner Junge, dem man einen Lolli schenken will, aber von Hockey versteht er was. Für die Aufbereitung des Themas Fussball haben wir stattdessen Traumschwiegersöhne wie Ruefer oder die Maria, welche nicht viel von der Materie verstehen. Oder früher Hüppi, der Fussball wie den Samschtigjass moderierte. Cheibe glatt und familiengerecht, damit auch die demente Oma noch in die Hände klatschen kann ab dem flotten Kerl vor der Kamera. Und bei den Privaten ist es oft nicht anders .... ich mein Bucheli und Fetscherin und Konsorten.
Würde man Fussball im Fernsehen mit demselben Anspruch an die gründliche Analyse behandeln wie etwa Politik oder Kultur, würde die Fussballberichterstattung viel professioneller. Ohne diesen Ansatz kann SRF stundenlange Gefässe für Fussball kreieren - am Ende werden auch sie wie ein Musikantenstadl für Sportfreunde daherkommen.
Ich bin eigentlich mit fast allem einverstanden, ausser dass die Formate in Deutschland wesentlich besser sind. Siehe „Doppelpass“ auf Sport1, auch dort lässt man meterweise Platittüden vom Stapel und gibt sich dem Sauglattismus hin. Allenfalls ist das aktuelle Sportstudio auf ZDF noch positiv herauszuheben, wo zwischen ausführlichen Zusammenfassungen noch Taktikanalysen gemacht werden. Das muss ich mir aber ehrlicherweise auch nicht immer geben, wenn ich zuvor schon die Sportschau geschaut habe.
Das Problem sowohl in der CH als auch in DE ist doch, dass die Anstalten Formate für ein größtmögliches Publikum produzieren und da setzt man halt gerne auf einen boulevardesken und etwas seichteren Stil. Solche Fussball-Freaks wie wir bilden jedoch nur ein kleines Nischensegment im grossen Fussballmarkt. Entsprechend haben diese Formate weniger prominentere Sendeplätze und weniger Budget.
"Doppelpass" kenne ich selbst gar nicht. Ich meine aber, im aktuellen Sportstudio, in der Sportschau, bei Livespielen und sogar auch bei "boulevardesken" Inhalten generell eine höhere Ernsthaftigkeit in Deutschland auszumachen.
Nehmen wir als Beispiel für Letzeres etwa "Zeiglers wunderbare Welt des Fussballs". Das ist eigentlich klassisches Entertainment mit einem geringen Infoanteil. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Zeigler den Sport sehr ernst nimmt.
Begründen lässt sich die These meines Erachtens vor allem durch den tatsächlichen Stellenwert des Fussballs in Deutschland: Wenn Zeigler und Kollegen ennet der Grenze nicht kompetent sind, wird das als religiöse Beleidigung interpretiert.
Es gibt einen landesweiten Aufschrei und der Betroffene wird zur Persona non Grata. Weil Fussball dort eben kein Spass ist, sondern Ernst.
Ich nehme dabei gerne die Moderatorin als Beispiel, der damals in den 70ern "Schalke 05" rausrutschte, was sie ihren Job kostete. Damals spielte sicher auch der Chauvinismus in diese Personalie rein,
aber das ändert ja nichts daran, dass sich ein solcher Versprecher tatsächlich als Vorwand für einen Rauswurf gelten kann.
Beim SRF ist sowas doch scheissegal. Man darf sogar dämlich aussehen und mehrere Sprachfehler haben und trotzdem bis zur Pensionierung moderieren.
Deshalb bin ich auch dafür, dass man z.B. Leute mit Down Syndrom moderieren lässt im SRF. Menschen mit dieser Beeinträchtigung sind schliesslich auch Profischauspieler,
studieren und sollten ohnehin stärker miteinbezogen werden. Anders als bei Menschen ohne Beeinträchtigung hätte ich da auch Verständnis für Fehler.
Das ist übrigens mein Ernst und enthält nicht mal eine Spur Zynismus.