Ludovic Magnin will keine Roboter
Der FCZ-Trainer Ludovic Magnin ist enttäuscht vom 0:0 gegen St. Gallen. Mit einer frühen Auswechslung will er ein Zeichen setzen – die Wirkung ist begrenzt.
Es ist ungewöhnlich, wenn ein Trainer in der ersten Halbzeit einen fitten Spieler auswechselt, noch dazu bei Temperaturen um die 30 Grad, bei denen man sich gerne bis am Schluss alle Optionen offenhält. Doch der FCZ-Trainer Ludovic Magnin sah im Heimspiel gegen St. Gallen dieses Mittel als das geeignete an, um sein Team aufzurütteln, nachdem das Geschehen davor gewirkt hatte wie ein Sedativ für überdrehte Raver. Vom Platz musste Stephen Odey. Nach dem Match, der 0:0 geendet hatte, musste Magnin feststellen: «Leider hat die Massnahme kaum funktioniert.»
Magnin missfiel, wie seine Mannschaft an diesem Nachmittag aufgetreten war. Er ärgerte sich über die vielen Bälle, die in der Offensive verloren gegangen waren. Oder über den Spielaufbau, bei dem sie «wie Roboter» gewirkt hätten. Wenn die St. Galler Druck machten, und das kam oft vor, fiel den Zürchern meist nichts Besseres ein, als den Ball uninspiriert in die Spitze zu schlagen. «Das ist nicht unser Fussball», sagte Magnin. In der Pause habe er zu Fernsehbildern gegriffen, um den Spielern die Mängel aufzuzeigen. Das mache er sonst nie.
Frey lange nur Ersatz
Im Vergleich zur 0:4-Niederlage beim Meister YB hatte Magnin einige Änderungen vorgenommen. Er stellte auf eine Dreierabwehr um. Und im Sturm spielte etwas überraschend der gelernte Mittelfeldspieler Marco Schönbächler anstelle von Michael Frey. Magnin hatte sich überlegt, dass wuselige Spieler wie Odey und Schönbächler die St. Galler Verteidigung eher aushebeln könnten als der robuste Frey. Das Resultat war ernüchternd: Es mangelte beiden an Durchsetzungsvermögen.
Auf die Frage, wieso Frey erst spät aufs Feld gekommen sei, reagierte Magnin gereizt. Er fragte den Journalisten, ob er unter der Woche die Trainings gesehen habe. Frey mochte in der Interviewzone keine Stellung nehmen.
Eine Kritik am veränderten Spielsystem wollte Magnin nicht gelten lassen. Seine Analyse zielte eher auf die Bereitschaft der Spieler. Er erzählte, wie Kevin Rüegg in der Pause plötzlich gekommen sei, er könne wegen einer «Tomate» nicht weiterspielen. Magnin sagte mit einem Augenzwinkern, zu seiner Aktivzeit hätte man durchgebissen. Er sagte es halb im Scherz, doch es schien, als schwinge auch Verwunderung mit.
Starke Goalies
Und so war es letztlich ein Spiel, in dem sich fast nur die Goalies auszeichneten, Yanick Brecher und Dejan Stojanovic. Beide zeigten, weshalb sie sich im Kampf um den Nummer-1-Status gegen routinierte Konkurrenz durchgesetzt haben. Brecher wehrte mehrmals mirakulös ab, trotz einschläfernden Spielphasen war er hellwach. Zur Verzweiflung trieb er Vincent Sierro, aber auch den St. Galler Präsidenten Matthias Hüppi, der sich trotz der Hitze einen Vereinsschal um den Hals gebunden hatte. Als Brecher einmal geschlagen war, rettete Adrian Winter kurz vor der Torlinie.
Hätten die St. Galler das gleiche Wettkampfglück gehabt wie in der vergangenen Saison mit dem Trainer Contini, hätten sie das Spiel gewonnen und wären auf Platz 2 vorgestossen. So mussten sie sich damit trösten, erstmals wieder seit Februar zu null gespielt zu haben.
Quelle: NZZ
Wenn man davon ausgehen muss, dass es wahr ist was da steht...