Sektor D hat geschrieben:Herrlich :)
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Trainer, Sportchef, Geschäftsführer. Auch unter chinesischem Einfluss wechselt GC sein Personal mit hoher Kadenz. Am Samstag informierte der Club, dass Bernard Schuiteman am Montag nicht mehr zur Arbeit erscheint.
Schuiteman sagt, er habe in den vergangenen Monaten immer stärker gespürt, dass die Rolle als Sportchef nicht zu ihm passe. Ausserdem lebe seine Familie in Österreich, deshalb habe er den Verein gebeten, den Vertrag aufzulösen.
Es ist richtig, dass der Niederländer mit Teilen seines Jobs Mühe hatte. Planung, Sitzungen, administrative Aufgaben – das war nicht seine Sache. Die privaten Umstände spielten beim Abgang ebenfalls eine Rolle. Und trotzdem ist damit nur die halbe Wahrheit erzählt. Schuiteman deutet das in einem Video auf der GC-Website an: «Die Rolle als Sportchef, speziell hier bei GC, hat mir nicht so gefallen. Ich bin am liebsten sehr nahe am Platz, sehr nahe an den Spielern.»
Bei GC war er nicht nahe am Platz, nicht nahe an den Spielern. Und das hat einen Grund. «Speziell hier bei GC» – Schuitemans Halbsatz sagt mehr über den Club als über die Funktion aus. Der 47-Jährige war ein Sportchef ohne Reich. Und wurde von seinen Chefs eher vorgeführt als unterstützt.
Schuiteman spielte trotzdem bis am Schluss mit. Tat so, als trage er volle Verantwortung. Stützte gegen aussen die Personalpolitik mit immer mehr Plätzen für Söldner und immer weniger Raum für den eigenen Nachwuchs. Er wirkte an der Entfremdung von GC mit und berief sich gleichzeitig darauf, dass noch immer genügend junge Spieler zum Einsatz kämen. Ganz zum Schluss holte er noch einen 15- und einen 17-Jährigen zu den Profis, es wirkte wie eine Verzweiflungstat.
Braucht GC überhaupt einen Sportchef?
Campus-Insider berichten, Schuiteman sei nur theoretisch in leitender Position gewesen. Tatsächlich habe er in wesentlichen sportlichen Fragen nicht viel zu sagen gehabt. Sein Einfluss auf Spielertransfers sei marginal gewesen. Den Trainer habe er auch nicht ausgewählt. In der täglichen Arbeit funktionierten João Carlos Pereira und seine portugiesischen Assistenten unabhängig und zeigten kein Interesse an einem Austausch mit Schuiteman. Und die Spieler schliesslich hätten bald gemerkt, dass die Meinung des Sportchefs sehr zweitrangig sei.
Es sind andere, die GC steuern. Präsident Sky Sun, der weiterhin nicht in Zürich aufgetaucht ist. Und Geschäftsführer Shqiprim Berisha, der trotz sonderbarer Vorgänge weiterhin die volle Unterstützung der chinesischen Besitzer geniesst, medial aber kaum je in Erscheinung tritt. Auch nach dem Schuiteman-Abgang war er nicht erreichbar.
Schwächen bei administrativen Abläufen? Mit gutem Willen und personeller Unterstützung für Schuiteman hätte sich das Problem lösen lassen. Bei GC aber hat sich niemand gewehrt gegen den Abgang des Sportchefs.
GC gehört wie der englische Premier-League-Club Wolverhampton zum chinesischen Konzern Fosun. Die Personalpolitik beider Vereine wird wesentlich beeinflusst vom portugiesischen Spielerberater Jorge Mendes. Und so lauten nun die Fragen: Brauchen die Grasshoppers mit ihren aktuellen Strukturen überhaupt einen Sportchef? Und wenn ja: Gibt es überhaupt einen halbwegs geeigneten Kandidaten, der sich diese Aufgabe antun und den nächsten Hampelmann spielen will? Vielleicht gibt Sky Sun die Antwort tatsächlich bald auf Zürcher Boden. Die Grasshoppers rechnen mit dessen baldiger Ankunft. Sie sind für ihn auf Wohnungssuche.