Super League

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
Benutzeravatar
eifachöppis
Herr Oberholzer
Beiträge: 4457
Registriert: 10.08.11 @ 13:47

Re: Super League

Beitragvon eifachöppis » 14.05.20 @ 9:22

Was ist von der Staatshilfe für den Spitzensport zu halten?
----
Der Schweizer Sport erhält bis zu 500 Mio. Fr., um durch die Corona-Krise zu kommen. 350 Mio. sind für den Fussball und Eishockey. Das Paket des Bunderates ist ein gutes Zeichen für den Sport, der neben seiner wichtigen gesellschaftlichen Funktion auch ein starker Wirtschaftsfaktor ist mit fast 100’000 vollzeitäquivalenten Stellen.
Der Bundesrat knüpft die Hilfe für die Profis an Bedingungen:
- Es sind Darlehen, die zurückbezahlt werden müssen.
- Die Nachwuchsarbeit muss wie bisher weiterlaufen.
- Keine Dividenden für die Klubbesitzer.
- Die Spielersaläre müssen um 20% gesenkt werden.
- Die Klubs müssen Reserven für die nächste Krise anlegen.
Was das alles im Detail heisst, wird sich erst zeigen. Doch die Hilfe ist legitim und die Auflagen sind (zumindest auf den ersten Blick) politisch und bezogen auf andere Bereiche nachvollziehbar.
Das Hilfspaket nimmt denjenigen Klubbossen den Wind aus den Segeln, welche die Fussball-Meisterschaft ersatzlos abbrechen wollen, weil ihnen Geisterspiele angeblich zu teuer sind. Wer in finanzieller Not steckt, kann ein Darlehen beziehen und in den kommenden Jahren sauber budgetiert zurückbezahlen. Die Hilfe in Darlehensform wiederum beruhigt diejenigen Stimmen, welche die Exzesse im Spitzensport verurteilen und den Profisport aus grundsätzlichen Überlegungen nicht subventionieren möchten.
Wirtschaftlich gesehen sollte sich jeder Klub genau überlegen, ob er sich eine solche Überbrückungshilfe leisten will. Denn ein Darlehen sorgt zwar für kurzfristige Liquidität, das Problem des fehlenden Geldes ist damit aber bekanntlich nur aufgeschoben.
Auf den zweiten Blick sind zum bundesrätlichen Rettungsanker doch auch kritische Anmerkungen angebracht:
- Klubs, die eine seriöse und aufwändige Nachwuchsarbeit betreiben, werden dafür nicht belohnt. Umgekehrt können Klubs, die sich nicht um die Jugend kümmern, dies auch künftig ungestraft bleiben lassen.
- Die Devise "Keine Dividende bei Staatshilfe" ist absolut richtig. Befremdlich ist nur, das diese moralische Anstandsregel soeben vom Ständerat für die übrige Wirtschft abgeschmettert worden ist. So verkommt die an und für sich korrekte Auflage im Sport leider zur populistischen Alibiübung.
- Auch die Forderung nach einer fixen Lohnsenkung ohne Berücksichtigung der einzelnen Fälle ist reinster Populismus, der bei anderen Wirtschaftszweigen nicht gefordert wird. Während Managerboni und Löhne anderorts auch während der Corona-Krise unanständig hoch bleiben dürfen, müssten gerade die Angestellten in der strukturell finanzschwachen Challenge League auf 20% ihres zumeist schon bescheidenen Lohns verzichten. Wenn Gehälter, die nahe am Existenzminimum liegen, für ein Darlehen(!) dermassen gekürzt werden müssen, stellt sich die Frage: Ist das noch Spitzensportförderung oder vielmehr der stille Abschied vom Leistungssport in einem Land, in dem es der Spitzensport noch nie einfach hatte? Da wäre eine Differenzierung in der Auslegung seitens des Bundes wünschenswert.
Dieses Paket ist nicht mehr als eine Hilfe zur Überwindung einer (Corona-)Krise, die nicht selbstverschuldet ist. Doch die grundsätzlichen Probleme, die sich die Sportindustrie selbst eingebrockt hat, müssen wir selber in die Hand nehmen.
Wie sieht die Zukunft des Schweizer Spitzensports und speziell des Fussballs aus? Was ist der Sinn und Zweck unseres Sports? Welches sind unsere Werte? Wo steht in unserem Modell der Mensch, die Regionen, die Fankultur, wo der Profit? Wie sichern wir die Arbeitsplätze, ohne dass wir den Fussball verraten? Brauchen wir in der Schweiz einen Salary Cap oder müssen wir die Ligaformate ändern? Fragen über Fragen: Die Arbeit wird uns nicht ausgehen. Packen wirs an!

Andreas Mösli, Geschäftsführer


CT
Beiträge: 1224
Registriert: 25.05.03 @ 12:48

Re: Super League

Beitragvon CT » 14.05.20 @ 11:40

der mösli wieder einmal. bringt die dinge auf den punkt. ohne pathos, ohne polemik. geile siech.

edith meint noch, dass es legitim ist, den abbruch der meisterschaft zu fordern, auch ohne kosten-argument. ansonsten schaut er mit seinen anmerkungen aber über den üblichen tellerrand hinaus. was wohltuend ist.
Zanni hat nicht aufgepasst!

Benutzeravatar
Tschik Cajkovski
Beiträge: 3099
Registriert: 26.07.10 @ 20:35
Wohnort: Goldcoast

Re: Super League

Beitragvon Tschik Cajkovski » 14.05.20 @ 18:06

ich würd mal sagen, ein klassisches danaergeschenk...
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk

schwizermeischterfcz
Beiträge: 8192
Registriert: 21.01.16 @ 16:35

Re: Super League

Beitragvon schwizermeischterfcz » 15.05.20 @ 0:16

Auch St.Gallen möchte keine Staatshilfe https://www.tagblatt.ch/sport/fcstgalle ... ld.1220616

Amherd bleibt auf dem Geld sitzen ;)
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

Benutzeravatar
Sandman
Beiträge: 6005
Registriert: 06.10.02 @ 21:38
Wohnort: Heute hier morgen dort

Re: Super League

Beitragvon Sandman » 15.05.20 @ 7:55

Finde gut, dass GCN und St. Gallen schon mal offiziell verzichten. Kommt es am Schluss gar zur absurden Situation, dass der Grossteil der Clubs (vorallem CC und AC) über Wochen öffentlich jammern und dann das Geld doch nicht benötigen?
"Das grösste Geheimnis der Engländer ist, warum sie nicht auswandern." (E. Kishon)

Benutzeravatar
chnobli
Verlorener Sohn
Beiträge: 10304
Registriert: 04.09.08 @ 15:53

Re: Super League

Beitragvon chnobli » 15.05.20 @ 8:02

Sandman hat geschrieben:Finde gut, dass GCN und St. Gallen schon mal offiziell verzichten. Kommt es am Schluss gar zur absurden Situation, dass der Grossteil der Clubs (vorallem CC und AC) über Wochen öffentlich jammern und dann das Geld doch nicht benötigen?


Ich denke die wollten Geld ohne Bedingungen. Wenn nun einige Vereine annehmen und andere nicht, dann ist das objektiv betrachtet schon eine Wettbewerbsverzerrung. Logisch gibt es die Teams, die immer mehr Geld haben und hatten, aber für die nächsten 3 Jahre kann man bei den Klubs, die Hilfe in Anspruch genommen haben, konkret Spieler abwerben, da man weiss, dass diese Klubs nicht mehr zahlen dürfen (vereinfacht dargestellt).

Benutzeravatar
devante
ADMIN
Beiträge: 19360
Registriert: 26.01.05 @ 11:19

Re: Super League

Beitragvon devante » 15.05.20 @ 9:14

chnobli hat geschrieben:
Sandman hat geschrieben:Finde gut, dass GCN und St. Gallen schon mal offiziell verzichten. Kommt es am Schluss gar zur absurden Situation, dass der Grossteil der Clubs (vorallem CC und AC) über Wochen öffentlich jammern und dann das Geld doch nicht benötigen?


Ich denke die wollten Geld ohne Bedingungen. Wenn nun einige Vereine annehmen und andere nicht, dann ist das objektiv betrachtet schon eine Wettbewerbsverzerrung. Logisch gibt es die Teams, die immer mehr Geld haben und hatten, aber für die nächsten 3 Jahre kann man bei den Klubs, die Hilfe in Anspruch genommen haben, konkret Spieler abwerben, da man weiss, dass diese Klubs nicht mehr zahlen dürfen (vereinfacht dargestellt).

das mit den 20% reduktion der spielergehälter ist eine harte hypothek, hoffe Cillo überlegt sich das gut. Ich auf alle fälle würde mir nun ernsthafte gedanken machen als spieler des FCZ. Alternative wäre, einfach ein paar Spieler zu verkaufen, um die Gesamtlohnsumme der Spieler zu senken, verstehe ich das richtig?

In der Privatwirtschaft habe ich ein ähnliches Beispiel gefunden, AON (Versicherungsbranche) hat allen Mitarbeiter 20% (im Management sogar 50%) des Lohnes gekürzt. Exodus ist nun der Fall und Mitarbeiter sind a) hässig und b) sehen sich bei der Konkurrenz um. Klar, nicht 1-1 vergleichbar aber zeigt deutlich, dass ein gewisses Risiko vorhanden ist.
BORGHETTI


Zurück zu „Fussball allgemein“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Maisbueb, vergani, Zurigo und 199 Gäste