Beitragvon Tschik Cajkovski » 18.09.19 @ 13:19
hier noch ein follow-up der nzz zur causa yb vs bickel und für alle während der championsleague quali oder gruppenphase yb daumendrücker etc.. ;)
Mit YB und Fredy Bickel im Ring
Das offene Zerwürfnis zwischen dem Berner Klub und seinem früheren Angestellten Bickel gibt Einblicke ins Fussballgeschäft. Es geht um Eitelkeiten und Intrigen, um Verletzungen und offene Wunden und um die Frage, wer den YB-Erfolg für sich reklamiert.
Fussball ist, wenn im Erfolgsfall Geschichten zurechtgebogen werden. Alle wollen dabei gewesen sein, als der FC Basel den ägyptischen Stürmer Mohamed Salah verpflichtete. Viele haben den Trainer Lucien Favre gefördert, natürlich. Gute Geschichten haben viele Erfinder – «ich war’s, ich, ich, ich». Die schlechten dagegen werden abgeschoben – «er war’s, er, er, er».
Solche Spielchen bietet das abermals aufgebrochene Zerwürfnis zwischen dem Fussballfunktionär Fredy Bickel und den Young Boys. Bickel arbeitete zweimal als Sportchef für die Berner, zuletzt von 2013 bis 2016. Zweimal ging die Trennung mit Getöse vonstatten. Nachdem Bickel letzte Woche in einem in der «Berner Zeitung» und im «Bund» veröffentlichten Interview YB scharf angegriffen, seine Absetzung 2016 als Intrige dargestellt und in den Raum gestellt hatte, dass ihn YB als Manager des Nationalteams verhindert habe, reagierte der Klub in einer Replik scharf. Bickel wurde nicht namentlich genannt, aber gebrandmarkt, weil er YB-Mitarbeitende «verunglimpft» und die arbeitsvertragliche Treuepflicht «schwer» verletzt habe. Zudem habe in der Amtszeit «des ehemaligen Mitarbeiters» ein operativer Verlust von 40 Millionen Franken resultiert.
Souverän ist weder der tief getroffene Bickel, der vor dem Arbeitsbeginn im Grasshopper-Club genug anderes zu tun hätte, als verbal um sich zu schlagen. Noch der Klub YB, der verschweigt, dass er dank Bickel-Spielern mehr als 40 Millionen Franken eingenommen hat. Die YB-Führung weiss genau, dass sie 2016 den Intrigantenstadl des Jahrzehnts und ein Kommunikationschaos angerichtet hat. Bei Bickel wird immer wieder die menschliche Seite hervorgehoben, der Familiensinn, die weiche Seite. Herz, Schmerz, Tränen. Doch genau das führt auch zu wüsten Trennungen, zu unbewältigter Vergangenheit und zur Dreckschleuder.
Und eben: Viele sind YB-Meistermacher. Viele wollen Stéphane Chapuisat nach Bern gelotst haben, als Stürmer und später als Scout. Viele haben den Trainer Adi Hütter geholt oder den Stürmer Guillaume Hoarau entdeckt, obschon dessen Verpflichtung 2014 nicht ohne Risiko war. Viele haben Christoph Spycher zum Sportchef befördert, natürlich. Ich, ich, ich – und sicher nicht er, er, er. Wie könnte es denn im Fussball inmitten der grossen Egos anders sein.
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk