Beitragvon fischbach » 08.12.16 @ 8:04
Der Landbote
Der FCW gibt den perfekten Gastgeber
DERBY 7000 Fan-Becher, viel warme Suppe und konstant tiefe Eintrittspreise für den harten Kern: Der FCW setzt im Derby gegen den FCZ auf Gastfreundschaft – damit die Partie zur friedlichen Party wird.
Ein volles Haus ist schon so gut wie sicher: Die Karten für das «Zürcher Derby» – so heisst das mittlerweile, wenn der FC Winterthur gegen den FC Zürich spielt – sind quasi ausverkauft. 9500 Zuschauer werden am Montag auf der Schützi erwartet. Der Klub, das Quartier und die Stadt stellen sich auf ein Spektakel ein und auf eine Herausforderung.
Die Polizei hat im Vorfeld Flyer an Anwohner und Gewerbetreibende verteilt. Gestern doppelte sie nach und setzte eine Verkehrswarnung ab. Den ganzen Abend über und schon ab 17 Uhr sei im Neuwiesenquartier mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen, die auch auf die Zürcherstrasse ausstrahlten. Ein zweites Thema ist die Sicherheit. Weil der FC Zürich auch gewaltbereite Fans in seinen Reihen hat, ist mit einem grossen Polizeiaufgebot zu rechnen. Details nennt die Stadtpolizei nicht, man hoffe aber, dass alles sportlich bleibe.
Im Quartier gehen einzelne Gewerbetreibende auf Nummer sicher. Er räume immer alles rein, was sonst vor seinem Laden stehe, sagt etwa ein Ladenbesitzer, der anonym bleiben will. Und eine Kindertagesstätte aus der Nachbarschaft des Stadions hat die Eltern per Brief über das Spiel informiert und empfohlen, den Nachwuchs abzuholen, bevor der Sonderzug aus Zürich in Winterthur ankommt, um einem «allfälligen Aggressionspotenzial» nicht zu begegnen.
Der FCW setzt derweil auf Prävention und setzt alles auf gute Gastgebermanieren. Der Klub unternehme viel, damit sich die Fans am Montag wohlfühlten, sagt FCW-Geschäftsführer Andreas Mösli. «Das fängt damit an, dass wir die Ticketpreise in den Bereichen hinter den Toren, da, wo der harte Kern ist, nicht angerührt haben. Das ist etwas, das viele Fans schätzen.»
Auch das Catering hat der FCW ausgebaut. 120 Personen stehen am Montag allein dafür im Einsatz, darunter viele Freiwillige. Ausserhalb des Stadions wird es zwei zusätzliche Cateringzonen geben, eine für den Gästesektor und einen für die FCW-Fans. So will der Klub lange Warteschlangen vermeiden. Auf dem Speiseplan steht auch Suppe, damit niemand allzu sehr friert. Und noch etwas hat sich der FCW einfallen lassen: Für das Spiel hat er 7000 Mehrwegbecher mit den Logos der beiden Klubs produzieren lassen. Sie sind auch als mögliches Andenken gedacht.
«Wir wollen, dass die Ambiance stimmt», sagt Mösli. Die Ausgangslage für eine friedliche Begegnung auch abseits des Platzes sei gut. «Es ist zwar ein Derby, aber wir haben den grossen Vorteil, dass es keine historische Feindschaft gibt.» Seit 21 Jahren sind sich die Teams in einem Ligaspiel nicht mehr begegnet. Und auch in dieser Saison, in welcher der FC Zürich die Challenge League fast nach Belieben dominiert, ist von einer echten Rivalität nichts zu spüren. «Sogar wenn der FCZ bei uns die erste Saisonniederlage einfahren würde, wäre das sozusagen wurscht.»
Zwischen den Fans gebe es viele Sympathien, sagt Mösli. Beide Klubs hätten ihren Ursprung im Arbeitermilieu. Und dann sei da noch die einzigartige Kulisse in Winterthur: 9500 Menschen in einem kompakten Stadion, ohne Tartanbahn zwischen Feld und Fans, das sei ein Erlebnis.