Beitragvon schwizermeischterfcz » 15.09.16 @ 7:26
Villareal
Turbulenzen beim FCZ-Gegner
von Georg Bucher, Porto 15.9.2016, 07:00 Uhr
Nichts hatte auf einen Trainerwechsel hingedeutet, umso grösser war das Erstaunen im Anhang vor den (missglückten) Play-offs der Champions League. Nun mussten die Ambitionen relativiert werden.
Nie seit dem Wiederaufstieg 2013 waren die Erwartungen in Villarreal so hoch wie vor dieser Saison. Das «Yellow Submarine» hatte Fortschritte gemacht, zuletzt den Europa-League-Halbfinal gegen Liverpool unglücklich verloren und die Meisterschaft im vierten Rang beendet. Ein Schritt fehlte zur Champions League, die Aufgabe gegen Monaco schien lösbar. Doch dann kam es zum überraschenden Crash. Wenige Tage vor den Play-offs wurde der Trainer Marcelino García Toral freigestellt, die Nachfolge trat mit Fran Escribá ein eher unbeschriebenes Blatt an. Das Team war verunsichert, unterlag den Monegassen zwei Mal und sah sich auf die kleine europäische Bühne verwiesen. Am Donnerstag (21 Uhr) ist der FC Zürich in Villarreal zu Gast.
«Mission erfüllt»
Nichts hatte auf einen Trainerwechsel hingedeutet, umso grösser war das Erstaunen im Anhang. Der Präsident Fernando Roig begründete die Zäsur mit einem Vorfall Ende vergangener Saison und den atmosphärischen Folgen. Es ging um Folgendes: um eine Partie in Gijon, die für Villarreal bedeutungslos gewesen war. Der Platzklub musste hingegen gewinnen, um die Klasse zu halten. Der Sieg wurde Gijon leicht gemacht – und Toral freute sich demonstrativ für die Asturier, war er doch in Sportings Nachwuchszentrum ausgebildet worden. Als Torals Frau die Botschaft «Mission erfüllt, Sporting» twitterte, lief das Fass über.
Der Spagat des FCZ
Flurin Clalüna ⋅ Es ist eine schöne Bühne, die Uli Forte bekommen hat: «El Madrigal», sagt er und betont dabei jeden Buchstaben des Stadions von Villarreal, so dass dieser Ort richtig magisch klingt. Hier bestreitet der FCZ heute Donnerstag (21 Uhr 05) das erste Gruppenspiel in der Europa League, und der FCZ-Trainer weiss: «Es ist ein schwieriger Spagat für uns zwischen Challenge League und Europa League.» Man könne die heimische Liga nur für einige Tage vergessen, sagt er, «von aussen haben wir keinen Druck, wir sind der Aussenseiter». Aber Forte möchte, dass seine Mannschaft sich selber Druck auferlegt, und vor allem muss er sie lehren, anders aufzutreten als bis anhin. Der FCZ war sich gewohnt, die bisherigen Spiele zu beherrschen, «nun werden wir uns gut verteidigen müssen».
Im Internet fegte ein Shitstorm über die Schreiberin und ihren Mann hinweg. Auch die Liga intervenierte, ein Ausschuss untersucht die Angelegenheit. Einen Reputationsschaden sah der Präsident Roig. Es gehe um die Ehre des Vereins und Toral sei nach 44 Monaten in Villarreal nicht mehr tragbar, sagte er. Warum die Reissleine nicht früher gezogen wurde, bleibt indes schleierhaft. Dass es auch andere Gründe für den Wechsel gab, liegt nahe. Laut Toral hatten Direktion und Trainerstab verschiedene Meinungen, in der strategischen Ausrichtung klafften die Vorstellungen auseinander. Hinzu kamen Differenzen mit Schlüsselspielern, was schon vor der (Abstiegs-)Saison 2011/12 passiert war. Den Turbulenzen zum Trotz ist ein neuerlicher Absturz jedoch unwahrscheinlich. Villarreal startete mit zwei Unentschieden zwar suboptimal, die Leistungen gegen Granada und Sevilla waren aber besser als die Resultate.
Zeit für Escribá
Ohne die verletzten Stürmer Cédric Bakambu und Roberto Soldado fehlt es an Durchschlagskraft. Escribás Handschrift, die auf Ballbesitz beruht, wird Zeit brauchen, bis man sie erkennt. Denn der Vorgänger Toral hatte vor allem die Abwehrorganisation betont – wohl wissend, dass mit 56 Millionen Euro Budget das kreative Potenzial begrenzt ist. Um es zu erhöhen, wurde der frühere Topstürmer Alexandre Pato von Corinthians verpflichtet.
Am Samstag in Malaga musste der 3,5 Millionen Euro teure Brasilianer zwar verletzungshalber passen, doch der 2:0-Sieg, den der Verteidiger Jaume Costa einleitete, war verdient.
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