WM 2018

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Zhyrus
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Re: WM 2018

Beitragvon Zhyrus » 07.07.18 @ 10:23

pepino_ hat geschrieben:Zum "Favoritensterben": Die WM ist ein Cup-Wettbewerb, 1-2 schlechte Spiele in der Vorrunde reichen, später auch eine schwache Halbzeit.

Ich sehe kein Favoritensterben! Deutschland ist ausgeschieden, alle anderen sind in die KO-Phase gekommen und dort teilweise von einander eliminiert worden (Uruguay - Portugal, Frankreich - Argentinien, Frankreich - Uruguay, Brasilien - Belgien). Spanien - Russland mag überraschend sein, aber die Gastgeber sind an manchen Turnieren über sich hinausgewachsen.

Gemessen am Formstand und dem Gezeigten der Grossen sind sie alle erstaunlich weit gekommen. Grundsätzlich fallen 2 Dinge auf: (a) Die Favoriten kämpften alle schon im Vorfeld mit internen Problemen. (b) Es fällt mir auf, dass viele "Superstars" völlig überspielt sind.

Bei Spanien war der Pfupf komplett draussen. Das mag mit der unsinnigen oder je nach Sichtweise unnötig erzwungenen Trainerrochade zusammenzuhängen, aber die Real- und Barcaspieler schienen alle nach Urlaub zu lechzen (vielleicht mit der Ausnahme von Isco). Man hat den Generationenwechsel verpennt, erschreckend wenig Frisches drin. Die meisten Impulse gehen noch fast von Iniesta aus, der sich auf Abschiedstournee befindet.

Portugal ist zu stark von Ronaldo abhängig. Auch hier kommt offensiv wenig nach. Dieser "neue Ronaldo" im Sturm blieb ungesehen. Ich fand sie aber ganz ansprechend und das Aus gegen ein starkes Uruguay war ein gutes und hart umkämpftes Spiel.

Argentinien steht vor dem Scherbenhaufen. Die Riesenchance: der Ibrahimovic-Effekt. Bei einem Rücktritt von Messi kann man endlich wieder die Kraft des Angriffs entfalten, so legt Messi alles lahm und macht Argentinien von seinem Formstand abhängig, der heuer ziemlich mies war. Argentinien wird aber weiterhin Probleme haben, was die defensive Qualität und vor allem der Torhüter betrifft. Die Probleme waren schon 2014 erkenntlich (man hat sich bis ins Finale gewurstelt), dort war Messi aber in besserer Form und Mascherano noch fähig zu laufen.

Brasilien hat ein ähnliches Problem wie Argentinien. Neymar nimmt die gesamte Mannschaft in Geiselhaft. Die Stärken seiner Mitspieler kommen überhaupt nicht mehr zum Tragen. Ich fand es aber grundsätzlich ein ordentliches Turnier: Gegen die Belgier auszuscheiden, ist keine Schande. Es fehlte bloss die Konsequenz im Abschluss und/oder das Abschlussglück. Die Theatralik können sie aber einstellen! Das war peinlich, und es kostet zuweilen auch meines Erachtens durchaus berechtigte Elfmeter, wie Kompany gegen Gabriel Jesus, weil jeder Schiri denkt: "Der wälzt sich ja sowieso immer!"

Deutschland. Die dunklen Wolken sind schon vor dem Turnier aufgezogen. Viele Spieler waren in einer Krise, gerade die wichtigen Bayernspieler haben gegen Ende der Saison einen veritablen Einbruch durchlebt (auch ziemlich alle Ausländer, die beim FCB spielen). Dazu kamen weitere Sperrfeuer, wie die Gündogan/Özil-Affaire, die Stammplatzgarantie für Neuer (ohne einen Ernstkampf!), und ein paar fragwürdige Personalentscheide (Müller = Harry S: Wenig Leistung, viel Spielzeit, Sane wird zu Hause gelassen, genauso wie die Stürmer Wagner und Petersen). Ein deutscher Kollege hat es treffend formuliert: Eigentlich bestand die einzige Hoffnung im Vorfeld dieser WM darin, dass wir eine Turniermannschaft sind! Die fehlende Fortune im Abschluss brach ihnen das Genick früher als alle gedacht hätten, aber Deutschland konnte an diesem Turnier nie dem Anspruch gerecht werden, eine grosse Mannschaft zu sein.

England. Hat beste Chancen bis ins Finale vorzudringen. So richtig überzeugen konnten sie gegen gute bzw. mühsame Gegner nicht. Gegen Belgien - im nutzlosen Spiel - setzte es eine Niederlage. Gegen Kolumbien hatte man im grunde keine Chance aus dem Spiel heraus. Harry Kane alleine wird es nicht richten können.

Dazu kommt, dass es im Weltfussball frei nach Völler und Vogts keine "Kleinen" mehr gibt - zumindest in Europa und Südamerika. Die Leistungsdichte ist extrem hoch, die meisten Spieler verdienen ihr Geld ebenfalls in Topligen. Allfällige Defizite werden mit Moral, Laufbereitschaft, Leidenschaft usw. wettgemacht.

Europa ist (noch) dominanter geworden. Die Mannschaften aus dem gehobeneren Mittelfeld sind sehr schwierig zu bezwingen. Südamerika? Ich weiss es nicht. Uruguay finde ich absolut beeindruckend, was das Verhältnis Qualität zur Bevölkerungszahl betrifft. Brasilien klar, die sind stark. Von Kolumbien bin ich etwas enttäuscht! Phasenweise haben die geilsten Fussball gezeigt (siehe Polenspiel), gegen England haben sie sich früh irgendwelchen Mätzchen hingegeben. Ein sehr intensives Fussballspiel, das aber hauptsächlich geprägt von Nickligkeiten war. Man beraubte sich mit den Unterbrüchen und Diskussionen der Chance, in einem schnellen Spiel der stämmigen englischen Defensive mit schnellem Fussball zuzusetzen.

Mit destruktivem Fussball kann man an einer WM respektable Resultate erzielen (Australien, Island, Iran), allenfalls sogar weiterkommen (Dänemark, Russland, Schweden, Schweiz), in einer Liga würde man damit keinen Blumentopf gewinnen. Ich behaupte: Gäbe es Hin- und Rückspiele, dann hätten sich Spanien und Deutschland ebenfalls durchgesetzt. Im Viertelfinal wäre aber Schluss gewesen, beide Teams waren wegen div. Nebenschauplätzen nicht bei der Sache und haben ihren Zenit überschritten.

So wie sich Italien und die Niederlande in Hin- und Rückspielen gegen Schweden durchgesetzt haben? :)

Ich finde den Fussball der Schweden und Dänen nicht so übel! Natürlich arbeiten sie aus der Defensive heraus, aber Schweden hat Deutschland mit richtig gut ausgeführtem Konterfussball arg ins Schwitzen gebracht, zudem haben sie den Mexikanern 3 eingeschenkt und in der ersten Hälfte hatten sie auch gegen die Schweiz eine ordentliche Anzahl gute Chancen. Ist es Trotz wegen dem WM-Aus, dass wir die Schweden derart mies sehen?

Das dänische Mittelfeld ist verdammt stark (Eriksen!, Delaney, Poulsen, Christensen). Das unterschätzt man gerne. Ja, es fehlt ihnen Nati-gleich ein Stürmer, der Offensiv noch Löcher in Gegners Defensive reissen könnte. Wo war Lord Bendter? :)


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Re: WM 2018

Beitragvon FritzRosa » 08.07.18 @ 14:07

Zhyrus hat geschrieben:Wo war Lord Bendter? :)


Im Panini-Album "Gold-Edition FIFA World-Cup 2108 Russia" und für Titelverteidiger Rosenborg BK Trondheim in der Norwegischen Meisterschaft durchspielend.

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Demokrit
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Re: WM 2018

Beitragvon Demokrit » 08.07.18 @ 16:36

So richtig überzeugen konnten sie gegen gute bzw. mühsame Gegner nicht.


Das sehe ich genau so, zudem stimme ich dir in jedem Punkt zu.
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

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Re: WM 2018

Beitragvon Zhyrus » 09.07.18 @ 19:27

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Muhahahaha, gerade drüber gestolpert: Henry & Mbappe

Ich wusste gar nicht, dass Henry Berater bei den Belgiern ist!

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Re: WM 2018

Beitragvon ouagi » 10.07.18 @ 21:38

De Bruyne macht den Xhaka-gegen-Schweden. Unfassbar schlechtes Spiel, grausame Fehlpässe! Promotion League Niveau!
Glarona hat geschrieben:der hält woll kaum in ziegelbrücke ;-( ????

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Re: WM 2018

Beitragvon Zhyrus » 10.07.18 @ 21:41

ouagi hat geschrieben:De Bruyne macht den Xhaka-gegen-Schweden. Unfassbar schlechtes Spiel, grausame Fehlpässe! Promotion League Niveau!

Allgemein kommt gerade wenig von Belgien! Hazard scheint noch der Einzige, der sich offensiv etwas getraut!

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Re: WM 2018

Beitragvon Titanium » 10.07.18 @ 22:06

Hätte von den roten Teufel ein viel rascheres Umschalten in die Offensive erwartet. Dauerte fast immer eine halbe Ewigkeit. Und in den Schlussminuten hätte das Foul an Hazard ein Freistoss geben müssen! Los caracoles sind zurecht im Final!
Bildung kommt von Bildschirm, nicht von Büchern. Sonst würde es ja Buchung heissen.


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