Anlässlich des Derby s GC – FCZ vom 12. Mai 2013 wurde der traditionelle Fan-Umzug der FCZ Fans von der Fritschiwiese zum Letzigrund von Einheiten der Stadtpolizei Zürich eingekesselt. Die tatsächlichen Gründe für diese Aktion sind vielen Fans und Beobachtern bis heute ein Rätsel: Es kam zu keinerlei Sachbeschädigungen oder Gewalttaten, die Stimmung war laut und ausgelassen, aber friedlich. Die Begründung der Stadtpolizei, dass man sich aufgrund der Tatsache, dass pyrotechnisches Material abgebrannt wurde, zum Eingreifen entschied, erscheint fadenscheinig: Seit Jahren, ja Jahrzehnten findet anlässlich von Derbys ein Umzug der FCZ-Fans statt. Während wir Fans uns früher zum „Marsch über die Geleise“ trafen, führt die Route nun seit einigen Jahren von der Fritschiwiese zum Letzigrund. Wie auch am 12. Mai wurden an diesen Umzügen immer schon vereinzelt pyrotechnische Gegenstände abgebrannt. Nie führte dies zum Eingreifen der Polizei. Eine Praxisänderung wurde auch im Vorfeld zum Derby vom 12. Mai nicht angekündigt.
Skandalös war dann aber vor allem auch die Art und Weise des Eingriffs: Ohne jegliche Vorwarnung wurden Fans massiv mit Gummischrot eingedeckt. Hervorzuheben ist, dass der Gummischroteinsatz anscheinend lediglich am hinteren Ende des Umzuges erfolgte, wo die meisten Frauen, Familienväter und Minderjährigen liefen. Die Ausführungen der Stadtpolizei Zürich, wonach man Gummischrot einsetzen musste, um den Marsch zu stoppen, kann somit nicht stimmen: Als das erste Gummischrot verschossen wurde, stand der Umzug nämlich bereits seit einiger Zeit still, wurde er doch von vorne von einer Polizeikette gestoppt. Auch stellt die Darstellung der Stadtpolizei Zürich, wonach lediglich ein FCZ-Fan am Kopf getroffen worden sei, eine massive Untertreibung dar: Auf einen Aufruf der Zürcher Südkurve meldeten sich zahlreiche Personen, die durch Gummischrot im Gesicht bzw. an den Augen verletzt wurden, einige von ihnen ernsthaft, darunter auch Frauen und Minderjährige. Aufgrund der zahlreichen dokumentierten Verletzungen im Gesichtsbereich, drängt sich der dringende Verdacht auf, dass der Beschuss auf Kopfhöhe systematisch erfolgte bzw. Teil der Einsatzdoktrin war. Dazu kommt, dass Personen, die ihre verletzten Kollegen oder – in einem Falle - eine körperlich handicapierte Person aus der Schusslinie bringen wollten, von den Polizisten zurückgewiesen wurden. Sanitäter wurden nicht zu den verletzten Fans gelassen.
Einzelne Geschädigte haben über Anwälte rechtliche Schritte gegen diese Vorgehensweise eingeleitet. Einem grossen Teil der FCZ-Fangemeinde und der Zürcher Südkurve ist es ein Anliegen, dass nun endlich auch eine ernsthafte öffentliche Aufarbeitung dieser Vorfälle stattfindet und sowohl die Gründe als auch Abläufe dieses Polizeieinsatzes kritisch hinterfragt werden. Die Tatsache, dass immer wieder prominent über „Fangewalt“ berichtet wird und die Zurückhaltung der Fans im Umgang mit den Medien, scheint in der öffentlichen Wahrnehmung dazu geführt zu haben, dass die Rechtsgüter von Besuchern von Sportveranstaltungen geringer gewichtet werden. Keine noch so diskutablen Vorfälle mit Beteiligung einiger Fans vermögen aber zu rechtfertigen, dass sämtliche Spielbesucher in Zukunft wortwörtlich zum Abschuss frei gegeben und derart in ihrer körperlichen Integrität verletzt werden. Umso mehr gilt dies, wenn von ihnen keinerlei Aggressionen ausgehen, wie dies am 12. Mai 2013 der Fall war.
