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http://www.nzz.ch/nachrichten/sport/aktuell/defizite-ans-licht-gebracht_1.16801113.html«Defizite ans Licht gebracht»
Der künftige Trainer Rolf Fringer über die Krise des FCZ
Rolf Fringer (Bild: Keystone / Bieri)
In der neuen Saison übernimmt der Trainer Rolf Fringer den FC Zürich. Nach dem 1:5 gegen Basel ist er überzeugt, dass der FCZ neue Spieler braucht. Es ist Fringers Glück, dass sein Name noch nicht mit dieser Mannschaft in Verbindung gebracht wird.
fcl Rolf Fringer ist so etwas wie der Phantomtrainer des FC Zürich. Er trägt offiziell zwar noch keine Verantwortung, aber er sitzt seit seiner Vertragsunterschrift Ende März Wochenende für Wochenende auf der Stadiontribüne und schaut zu, wie seine künftige Mannschaft immer mehr verkümmert. Vielleicht hatte man sich da und dort gewundert, weshalb sich Fringer nicht hatte hinreissen lassen, den FCZ sofort nach seiner Vorstellung zu übernehmen. Spätestens nach dem 1:5 am Sonntag gegen Basel weiss man: Es geschah aus Berechnung. Es ist Fringers Glück, dass sein Name noch nicht mit dieser Mannschaft in Verbindung gebracht wird.
Fringer ist nach dem Spiel für ein paar Tage nach Portugal gereist. Es ist nicht einfach für ihn, sich in seiner noch unverbindlichen Rolle zur Klubpolitik zu äussern. Einerseits darf er nicht vorgreifen, andererseits muss er trotzdem Verantwortungsgefühl zeigen.
Fringer sagt: «Das 1:5 hat alle Defizite des FCZ ans Tageslicht gebracht. Der Mannschaft gehen die Leidenschaft und die Dynamik ab.» Und wenn man ihn so sprechen hört, spürt man: Es überrascht ihn nicht. «Ich sage es schon lange, und es bestätigt mich in meiner Meinung, dass wir dringend eine Blutauffrischung brauchen.» Die Verpflichtung vier, fünf neuer Spieler sei für ihn «zwingend», sagt er. Der Handlungsspielraum ist allerdings kleiner als noch im Winter, als sich der FCZ auch von Spielern mit auslaufenden Verträgen (Margairaz, Djuric, Alphonse) trennte. Deshalb sagt Fringer: «Wir werden vermutlich auch Lösungen mit Spielern finden müssen, die noch laufende Verträge mit dem FC Zürich besitzen.»
Vielleicht hat Fringer am Sonntag auch gemerkt, wie hochemotional sein neues Arbeitsumfeld sein kann. Der Sportchef Fredy Bickel und der Präsident Ancillo Canepa sprachen nach der 1:5-Niederlage so aufgewühlt und gekränkt wie betrogene Eheleute. Fringer wird lernen müssen, damit umzugehen.