Beitragvon laissa » 16.02.12 @ 11:43
Lange hat es gedauert, am Samstag aber ist es so weit: Zum ersten Mal seit er am 25.Mai 2011 die letzte Partie für den FC Thun bestritt, trifft der Flügelspieler Stefan Glarner auf seinen Ex-Klub. Allerdings nicht mit dem FC Sion, zu dem er im Sommer von Thun gewechselt war, sondern mit dem FC Zürich, bei dem er vor zwei Wochen einen Vertrag bis Sommer 2013 unterschrieb.
Es sind bewegte Monate, die hinter dem 24-Jährigen liegen. Als er sich im Verlauf der vergangenen Saison entschloss, das Angebot der Walliser anzunehmen, hiess der Trainer dort noch Bernard Challandes. Und der wollte den Meiringer unbedingt verpflichten. Als er in Sion ankam, war Challandes entlassen, der Coach hiess Laurent Roussey. «Daher wusste ich, dass es nun schwieriger werden würde, einen Platz im Team zu erhalten», sagt Glarner. Und so kam es. Roussey gab dem Ungarn Vilmos Vanczak den Vorzug als Rechtsverteidiger.
Noch ungemütlicher wurde Glarners Situation nach dem Beschluss der Swiss Football League, Sions sechs Sommerzuzügen keine Spielbewilligung zu erteilen, weil der Klub gegen ein Transferverbot verstossen hatte. Sion rekurrierte. Sion stellte den Fussballern Anwälte zur Seite, die ihnen rieten, Klage vor einem Zivilgericht einzureichen. «Wir fanden, wir würden für etwas bestraft, für das wir nicht verantwortlich waren», sagt Glarner. Die Liga goutierte dieses Vorgehen überhaupt nicht und sperrte die Profis. Das Hickhack sei für die Spieler sehr unangenehm gewesen: «Mal hiess es, wir könnten spielen, dann war plötzlich wieder alles anders.» Gespräche mit den beiden Deutschschweizer Teamkollegen Jonas Elmer und Steven Deana hätten ihm geholfen, mit der Situation umzugehen, sagt Glarner.
Kein Vorwurf an Sion
Von Christian Constantin bekam Glarner in all den Wochen und Monaten wenig zu sehen und zu hören. Meistens liess der Sion-Präsident über den Sportchef den Stand der Dinge ausrichten. «Wir waren aber stets informiert», sagt Glarner. Einen Vorwurf macht er dem Klub nicht: «Die Verantwortlichen rechneten nicht damit, dass sich die Angelegenheit so entwickeln würde. Sie dachten, es komme gut. Und mir war das Problem ja auch bekannt, als ich in Sion unterschrieb.» Der Oberländer mag die lange Phase ohne Einsatz auch nicht als verlorene Zeit bezeichnen: «Vielleicht haben mich die Monate in Sion fussballerisch nicht weitergebracht. Aber sie waren garantiert eine gute Lebensschule.»
In der Rückrunde wäre Stefan Glarner für den FC Sion spielberechtigt gewesen. Eine Perspektive konnte ihm Trainer Roussey aber nicht bieten. Statt ins Trainingslager nach Tunesien fuhr er nach Meiringen. Bei den Eltern hielt er sich auf dem Fahrrad und mit Joggen fit, und er suchte einen neuen Klub. Zunächst war Luzern interessiert, dann auch St.Gallen. Als sich aber Zürichs Sportchef Fredy Bickel meldete, musste Glarner nicht lange überlegen: «Der FCZ ist einer der erfolgreichsten Schweizer Klubs der letzten Jahre. Dass er sich trotz meiner Zwangspause um mich bemühte, ist eine Ehre für mich», sagt er.
Statt mit Sion gegen den nach dem Punktabzug gewaltigen Rückstand in der Tabelle zu kämpfen, bemüht sich Glarner nun mit dem FCZ darum, noch einen Europa-League-Platz zu erobern. An die neue Umgebung hat er sich rasch gewöhnt. Auch weil er mit Silvan Aegerter und Stjepan Kukuruzovic auf zwei ehemalige Thun-Spieler traf. In der grosszügigen Wohnung Kukuruzovics ist er auch untergekommen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat. In der nach fünf Abgängen ausgedünnten Zürcher Mannschaft wurde Glarner gleich gebraucht. In den beiden bisherigen Rückrundenpartien kam er als Linksverteidiger zum Einsatz. Einen Grund, wieso das am Samstag anders sein sollte, sieht er nicht: «Die Leistungen des Teams und die Resultate stimmten.» Der ersten Begegnung mit seinen früheren Teamkollegen versucht er gelassen entgegenzusehen. Dennoch sagt er: «Speziell wird es sicher, wenn ich plötzlich gegen sie auf dem Platz stehe.»
bernerzeitung
kommt gut an.. weiter so