Naja...nicht alle sehens so positiv:
Zürichs bester Mann(3. April 2012 von Das Magazin)
Es heisst, es hätten sich über 60 Kandidaten für die Stelle als neuer Trainer beim FC Zürich beworben. Es heisst, es sollen ein paar ehemalige Bundesligatrainer dabei gewesen sein, von Sven-Göran Eriksson war die Rede, dem Schweden, der zuletzt England trainierte, ob das stimmt? Den Zuschlag erhielt am Ende jedoch Rolf Fringer, 55, aus Adliswil.
Fringer hat mal GC zum Meister gemacht, das war 1998, danach kamen nur noch schillernde Grosstädte wie Aarau, St. Gallen oder Limassol. Es kamen Länder, die bekannt dafür sind, den modernen Fussball zu zelebrieren und weiterzuentwickeln, wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Griechenland. Fringer war in Luzern zuletzt zu schwach für Hakan Yakin, er verlor mit der Schweizer Nationalmannschaft in Aserbeidschan 0:1 (unser Mann für Baku) und trägt im Sommer gerne lachsfarbene Kurzarmhemde.
Rolf Fringer ist kein schlechter Trainer, rein technisch gesehen. Fringer analysiert die Gegner wahrscheinlich stundenlang und gewissenhaft – auf VHS-Kassetten. Er wird am Morgen jeweils der erste auf dem Trainingsplatz sein, auch bei Nieselregen, so was macht ihm nichts aus. Wahrscheinlich nennt er sich selber gerne Fussballlehrer, nicht Trainer, und was er hasst, sind Spieler, die sich aufführen wie Diven und ihre Schuhe nach dem Training nicht eigenhändig von Grasbüscheln befreien. Fringer ist einer, der sich gut mit Platzwarten versteht, einer, der beim Grümpelturnier Tombola-Lose verkauft. Ein ehrlicher Typ, grundsolide. Er ist wie der Pausentee, den die Junioren heute noch am Spielfeldrand aus Plastikbechern trinken: bisschen Kamille, bisschen Hagebutte, bisschen nichts.
Während man beim FC Basel auf einen unbekannten, gewinnenden jungen Mann setzt, Heiko Vogel, der wenig Berufserfahrung mitbrachte, dafür umso mehr Optimismus ausstrahlt, entschied man sich in Zürich für die Verkörperung des Mittelmasses. Fringer und Zürich – das passt. Fringer ist Trainer in einer Stadt, die nicht weiss, wohin sie will. Sie hat zwar die FIFA, auch die Gala um den Fussballer des Jahres, doch ein Stadion, in dem so was wie Stimmung herrscht, hat sie nicht.
Fringer wird nächste Saison nicht absteigen, so viel ist klar. Er wird Platz 4 oder 5 anpeilen, gegen Thun im Viertelfinale des Cups ausscheiden, die 792 Zuschauer werden ein wenig pfeifen, ein paar Idioten, die unter der Woche im Kreis vier Latte Macchiato trinken, Parisienne Mild rauchen und stolz sind auf ihre Vintage-Tätowierungen, werden randalieren, der Rest wird sagen, es war doch okay.
Jede Stadt hat den Trainer, den sie verdient.
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