likavi hat geschrieben:Es hindert dich absolut niemand daran, Challenge League-Spiele schauen zu gehen, wenn du persönlich Abwechslung willst. Wenn du Lust auf eine gute Paella hast, gehst du halt mal zum "Spanier" und machst nicht in der Pizzeria einen Aufstand, weil du dort keine kriegst. Die Pizzeria richtet sich am Mehrheitsgeschmack aus. Für die speziellen Bedürfnisse gibt es in einer grossen Stadt Spezialrestaurants. Die Challenge League spielt zudem auch noch häufig am Freitag-Abend, in einem attraktiven Time Slot.
Die Liga kann sich nicht an dir ausrichten, sondern muss schauen, was die Mehrheit will. Für die Klubs sind die Zuschauerzahlen essentiell, um ihre Nachwuchsabteilungen betreiben zu können und einigermassen interessante Spieler in die Schweiz holen / in der Schweiz halten zu können. Sonst spielen irgendwann selbst Spieler von der Kategorie Marchesano / Ceesay / Aliti nicht mehr in der Super League.
Ein paar Facts:
- Die Zuschauerzahlen sind heute deutlich höher als zu Zeiten als nur 1x gegen jeden Gegner gespielt wurde
- Gerade auch gegen die Spitzenteams kommen heute viel mehr Zuschauer als damals, trotz (oder sogar wegen?) 2 Heimspielen pro Saison
- In St. Gallen, Luzern, Sion, Basel und Bern sind die Stadien schon heute gegen Spitzenteams praktisch ausverkauft, viel mehr kann man da in einzelnen Spielen gar nicht rausholen
- selbst die offiziellen Zuschauerzahlen sind schon gegen Gegner wie Lugano oder Sion deutlich tiefer als gegen die Spitzenteams und diese offiziellen Zahlen sind noch stark geschönt, denn sie beinhalten die Saisonkarteninhaber von denen gegen diese Gegner 1/3 bis 1/2 jeweils nicht im Stadion sind - gegen Yverdon kämen nochmal deutlich weniger
Begriffe wie "Verknappung" oder "USP" klingen auf den ersten Blick schön, aber man muss sie auch verstehen und anwenden können.
- Es ist ganz entscheidend wie Stark dieser Verknappungsfaktor im konkreten Fall tatsächlich spielt - die Erfahrung zeigt: sechs Monate sind im Fussball eine lange Zeit und die Zuschauer strömen gegen Spitzenteams immer ins Stadion, ganz egal wie dein persönliches Gefühl dabei ist
- Die Zuschauerzahlen der einzelnen Spiele zeigen klar, dass diese lieber mehrmals Derby oder Spiele gegen Basel, YB oder St. Gallen haben als Spiele gegen weniger prominente Gegner
- um wirklich von Verknappung finanziell eventuell profitieren zu können, muss das Stadion ausverkauft und der Klub bereit sein, die Preise in Top-Spielen stark anzuheben (auch gegen Fan-Proteste)
Zusammengefasst:
- es ist unwahrscheinlich, dass bei nur noch 1 Heimspiel pro Gegner gegen die Spitzenteams mehr Zuschauer kommen würden, und wenn, dann nur minim mehr
- es ist sicher, dass insgesamt weniger Zuschauer kommen würden, da mehr Spiele gegen unpopuläre Gegner
- da jeder Mensch und jeder Zuschauer gleich viel zählt (und zudem in der Schweiz für die Einnahmen entscheidend ist), ist die Anzahl Zuschauer der wichtigste Indikator dafür, was die Liga machen sollte - Fussball ist kein Elitensport
Danke likavi für die ausführliche Auflistung all dieser (vermeintlich) völlig logischen Fakten. Mir war das in den letzten Tagen zu viel Aufwand das alles zu schreiben, denn wer ernsthaft für eine 16er Liga ist, ist wohl sowieso nicht bereit für rationale Argumente. Schon die 12er-Liga wird den Zuschauerschnitt der Liga nächste Saison enorm nach unten ziehen und damit ihre Attraktivität auch aus finanzieller Sicht bei Verhandlung mit Sponsoren oder dann 2024 dem nächsten TV-Vertrag enorm schaden, das wird auch mit dem zusätzlichen Heimspiel pro Saison bei Weitem nicht kompensiert werden können. Und das alles nur um die Abstiegschancen von 15% auf 12.5% zu senken...