Beitragvon gecko » 16.04.11 @ 9:09
Tagi: Sa. 16.4.2011
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Schönbächlers Glück mit Fischer
Der Flügel reift beim FCZ zum Stammspieler. Das hat für ihn viel mit dem Trainer zu tun.
Von Ueli Kägi, Zürich
Urs Fischer ist gradlinig. Laut. Rau. Das ist seine sicht- und hörbare Seite. Marco Schönbächler ist nicht so laut. Nicht so rau. Der 21-Jährige sagt, dass er mehr Lob brauche als andere Spieler. Dass er das Vertrauen eines Trainers spüren und hören müsse, um sich zu entfalten. Unter Urs Fischer hat er sich entfaltet und hochgespielt zur Stammkraft beim FCZ. Das hat für ihn mit der Seite des Trainers zu tun, die weniger offensichtlich ist und die es trotzdem gibt. Fischer kann zu den Spielern streng sein und ihnen trotzdem nahestehen.
Er hat gedauert, der Aufstieg von Marco Schönbächler in die 1. Mannschaft. 16-jährig war er, als Lucien Favre ihn mittrainieren liess. Mit 17 debütierte er in einem Derby und wuselte um die GC-Verteidiger herum, das war ein Versprechen. Nur konnte er dieses Versprechen lange nicht einlösen. Er blieb unter Favre Ergänzungsspieler und später auch unter Challandes stecken.
Das lag an der Konkurrenz im Kader. Das lag auch an Bernard Challandes, der ihm wenig Vertrauen gab. So erzählt das Schönbächler mit ruhiger Stimme. So sagt das auch der Romand. Er habe zwar Schönbächlers Potenzial immer wieder gesehen, «aber vielleicht habe ich ihn nicht konsequent genug eingesetzt». Und neben diesen beiden Gründen vertritt Sportchef Fredy Bickel die These, dass der FCZ Schönbächler wohl zu früh ins Super-League-Kader gehievt hat, statt ihn in der U-21 reifen zu lassen.
«Herr Fischer» ist heute «Urs»
Schönbächler findet, dass er in den vergangenen Monaten so zielstrebig wie früher gearbeitet hat. Der junge Mann mit abgeschlossener Berufssportlerlehre glaubt aber, dass die Konstellation für ihn plötzlich stimmte. Als Fischer im vergangenen Jahr Challandes ablöste, sagte er sich: «Jetzt muss ich es schaffen.»
An die Arbeit mit diesem Trainer erinnerte sich Schönbächler gerne. Fischer war beim FCZ sein Chef in der U-14 gewesen. Aus «Herr Fischer» wurde «Urs», als sie sich in der U-21 wieder trafen. Es ist beim Du geblieben. Und bei den anderen Umgangsformen, die Schönbächler schätzt. «Fischer sagt, was er denkt. Bei ihm weiss ich, woran ich bin.» Bei ihm hat er das Gefühl, auch einmal einen Fehler machen zu dürfen. Er mag es, dass der Trainer nicht immer nur nett ist. Er mag es aber auch, dass er für seine Arbeit ab und an gelobt wird. Fischer kann das nachvollziehen und fragt: «Wem tut Lob nicht gut?» Fischer sagt aber auch: «Schönbächler wird Trainer bekommen in seiner Karriere, die kaum loben. Und damit muss er umgehen lernen.» Der 45-Jährige ist ohnehin der Ansicht, dass Schönbächlers Aufschwung vor allem mit einem Faktor zusammenhängt: mit Schönbächler selber. «Sein grösster Förderer ist er. Er hat kapiert, dass er dafür verantwortlich ist, den Trainer von seinen Qualitäten zu überzeugen.»
Kampfsport für die Zweikämpfe
Äusserlichkeiten sind bei Schönbächler ein grosses Thema. Die Frisur ist ihm so wichtig, dass er wegen ihr in der Mannschaft mit Sprüchen eingedeckt wird. Er kann einstecken und austeilen. Er sagt, als Person mit öffentlichen Auftritten fühle er sich dem gepflegten Auftritt verpflichtet. Doch im Gegensatz zu anderen Spielern stelle er sich vor Matchbeginn nicht vor den Spiegel.
Auf dem Rasen prägt er das Spiel mit Tempo und Technik, er ist für Fischer ein prädestinierter Flügel. Wenn er fit war, hat Schönbächler in der laufenden Saison fast immer von Beginn an gespielt. Dass er in 20 Einsätzen nur vier Tore erzielte, sieht er als Manko. Die Defizite im Zweikampf ist er mit Spezialtrainings in einem Kampfsport-Center angegangen. Er hat den Anspruch, sich weiter zu verbessern. Als Stammkraft fühlt sich Schönbächler noch nicht, er glaubt, dafür müsste er mindestens eine ganze Saison gespielt haben. Er vertritt damit die Linie von Fischer. Der Trainer sagt: «Schönbächler hat jetzt den ersten Schritt getan. Wir sehen dann in ein, zwei Jahren, ob er sich durchgesetzt hat.»