Beitragvon elmex_sensitive » 16.10.08 @ 16:44
Persönlich ist es mir ein grosses Anliegen, dass die Fansozialarbeit beim FCZ gelingt und das man ihr auch die nötige Chance und Unterstützung von Seiten der Fans und des Clubs gibt.
Es ist mir völlig bewusst, dass die Schaffung dieser beiden Stellen bei vielen Fans und auch bei Clubverantwortlichen auf Widerstand gestossen ist oder immer noch stösst. Für viele ist ein Fussballmatch nicht der Ort, wo man über Probleme redet, sondern Fussball schauen will und abschalten will vom Alltag. Und so soll und wird es auch bleiben.
Drum werden die Sozis ja auch nicht in der Kurve rumschwirren und irgendwie Leute anquatschen so à la : “ du häsch es Problem?“
Es gibt aber einige unter den Fans (und ich behaupte nicht wenige), die werden von der Realität nach so einem Match sehr schnell wieder eingeholt und die ist oft recht happig. Jemand wird z.B. regelmässig vom Vater verhauen oder missbraucht, der /die nächste hat keine Arbeit oder Lehrstelle, Probleme mit den eigenen Agressionen und der/die dritte eine Depression und weiss nicht wie und wo Hilfe holen …die Probleme können so vielseitig sein. Auch wenn das jetzt vielleicht einigen zu dramatisch tönt, es ist leider ein grosser Teil der Realität. So wie ich sie und viele andere in diesem Tätigkeitsfeld täglich erleben.
Und genau dann stehen Inka und Armin zur Verfügung. Nach dem Match. Per Telefon. Per Internet. Je nach Gusto.
Natürlich gibt es in dieser Stadt ein grosses Angebot von Hilfsangeboten. Und unsere beiden Sozis helfen denjenigen, dies brauchen, die richtige Anlaufstelle zu finden. Menschen sind dort abzuholen, wo sie hingehen. Jugendhäuser und Quartiertreffs sind in den Städten oft leer. Fussballmatches niederschwellige Angebote, die viele Welten aufeinander prallen lassen.
Und wenn jemanden diese Probleme nicht hat, umso besser, dann versteh ich aber nicht wieso man sich so dagegen sträubt.
Auch in ein oder zwei Jahren werden die meisten von uns vielleicht immer noch nicht im Detail wissen, was diese Fansozialarbeiter gemacht haben. Zum Glück nicht, denn sie werden private Gespräche führen die der Schweigepflicht und dem Datenschutz unterstehen. Ich kann aber versichern, dass unsere beiden Sozis den Geldgebern regelmässig ein Reporting abgeben und ihre Arbeit (ohne Nennung von konkreten Namen natürlich) dokumentieren.
Falls dann bis in drei Jahren tatsächlich zu wenig Leute unsere Fansozis in Anspruch genommen haben bin ich der erste, der für die Schliessung des Projektes ist. Ich bin überzeugt: es ist kein einziger Franken zuviel für dieses Projekt. Und wenn die Sozis die Arbeit gut machen, mag ich Ihnen den Lohn noch so gönnen.
Es war ein langer Aushandlungsprozess in den letzten Monaten, was diese Fansozialarbeiter nun machen dürfen/wollen/sollen, auch mit den Südkurvevertretern. Und dieser Prozess wird auch richtigerweise weitergehen und jeder soll dazu seine Meinung äussern. Aber gebt dem Projekt eine Chance. Wie heisst doch der Leitspruch in der Südkurve: „Mir sind Zürcher, asoziali Zürcher !“ (Achtung Ironie)
P.S. Die Fansozialarbeiter werden sich auch hier im Forum nur selten zu Wort melden. Sie sind für Einzelgespräche da und nicht für Foren.