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Eine Umarmung und ein Einzelgespräch – wie Foda Gnonto starkmachtDer Trainer des FC Zürich erzählt dem italienischen Nationalspieler von seiner Zeit als junger Profi. Einen Tag später trifft der 18-Jährige beim wichtigen 2:0 gegen den Linfield FC.Florian Raz
Publiziert: 05.08.2022, 16:43
Die Diskussion wird im Fussball mit viel Leidenschaft geführt: Sagen Statistiken etwas über Spiele aus – und falls ja, welche sind die wichtigsten? Eine Messmethode wird dabei allerdings fast komplett vernachlässigt: die Anzahl geworfener Erfrischungstüchlein auf Flügen nach Europacupspielen. Dabei liesse die Rückreise des FC Zürich aus Belfast durchaus den Schluss zu: Viele fliegende Tüchlein sind Indiz für einen Sieg.
Irgendwann taucht aus Ulk im hinteren Teil des noblen Business-Charters sogar eine Flasche Veuve Clicquot auf. Aber da wird Fidan Aliti seiner Aufgabe als trockener Abräumer gerecht. Der Verteidiger bringt den Champagner ungeöffnet zurück.
Natürlich wissen die Zürcher, dass ihr 2:0 im Hinspiel bei Linfield wichtig ist, weil es die Tür zu einer europäischen Gruppenphase weit aufgestossen hat. Aber es ist ihnen auch bewusst, dass noch viel Arbeit auf sie wartet. Vielleicht nicht in erster Linie im Rückspiel zu Hause gegen die Nordiren am kommenden Donnerstag. Aber mit Blick auf die Entwicklung der Mannschaft.
«Sie sind gerne etwas provokativ, oder?»Wobei Franco Foda die Feststellung nicht besonders mag, dass sein FCZ nach diesem Hinspielergebnis das Playoff der Europa League schlicht nicht mehr verpassen darf. «Sie sind gerne etwas provokativ, oder?», fragt er auf die entsprechende Bemerkung zurück. Aber der Trainer des FCZ trägt dabei ein Lächeln im Gesicht. Es ist zu spüren, dass der erste Sieg der noch jungen Saison einiges gelöst hat bei den Zürchern.
Trotzdem geht Foda die Arbeit nicht aus. Er hat ja einige Spieler in seinem Kader, die gerade sehr viel mit sich selber zu tun haben. Da ist zum Beispiel Wilfried Gnonto, der zum Saisonbeginn sichtlich von seinem raketenhaften Aufstieg zum italienischen Nationalspieler durchgerüttelt wird. Gnontos Vertrag läuft Ende Saison aus. Will der FCZ den 18-Jährigen nicht ablösefrei verlieren, muss seine Zukunft bis Ende August geregelt sein.
«Keine einfache Situation» sei das für Gnonto, findet Foda. Und ruft den Angreifer am Mittwoch nach dem Abschlusstraining zu sich auf den Platz. Er gestikuliert, er lacht, er umarmt den kleinen Mann. Körpersprache, Gebärden, Mimik – es scheint klar, worum es Foda geht. Darum, dass sich Gnonto wieder mehr auf das Geschehen auf dem Platz konzentrieren soll, dass er sich weniger davon ablenken lässt, was darum herum geschieht, geschrieben und spekuliert wird.
«Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt»«Ich habe mit ihm über meine eigenen Erfahrungen als Spieler gesprochen», erzählt Foda danach, «ich kam einst auch als Junger ins Nationalteam, ich weiss, wie sich das anfühlt.»
Gnonto ist nicht der Einzige, der in diesen Tagen eine Art Privatcoaching erhält. Auch mit Aiyegun Tosin unterhält sich Foda intensiver: «Man muss als Trainer das Gefühl dafür entwickeln, wann ein Spieler mal ein positives Gespräch braucht.»
Vielleicht ist es Zufall, dass dann ausgerechnet Tosin und Gnonto die Tore gegen Linfield schiessen. Es sind die ersten Saisontore der beiden Stürmer. Aber vielleicht muss Foda auch noch ganz viele Einzelgespräche führen.
In Belfast ist nämlich zu sehen, dass der Trainer an der Seitenlinie zwar seine Ideen hat. Aber dass seine Spieler noch nicht in der Lage sind, diese auch konsequent umzusetzen.
Ein kleines Beispiel ist Fodas Anweisung an seine Angreifer, im Windsor Park möglichst oft die Positionen zu tauschen. Er hat festgestellt, dass Linfields Verteidiger stark am Mann kleben. Die Zürcher Offensive rotiert danach zwar willig und für die Nordiren offensichtlich ungewohnt. Aber danach werden aus der Verwirrung beim Gegner erstaunlich wenig Vorteile gezogen, weil hier die falsche Entscheidung getroffen und dort der Pass zu ungenau gespielt wird.
Eine Operation am offenen FCZ-HerzenEs sind viele Dinge, die Foda noch zu ordnen hat. Da sind seine taktischen Veränderungen im Vergleich zu Vorgänger André Breitenreiter. Da sind die neuen Spieler, die möglichst rasch ins Gefüge finden müssen und teilweise noch nicht voll fit sind. Und weil der FCZ jede Woche zwei Matchs hat, sieht Foda keine andere Möglichkeit, als all das während der Spiele anzugehen. Es ist sozusagen eine Operation am offenen FCZ-Herzen.
«Vielleicht leidet darunter der eine oder andere Ablauf», gibt Foda zu. Und doch sieht er keine Alternative zu der schweren Rotation, die er in seinen Aufstellungen durchzieht. Gegen Linfield wechselt er in seiner Startformation wieder sechs Spieler im Vergleich zum 0:2 in St. Gallen. Am Sonntag gegen Sion können es gut gleich viele Veränderungen sein.
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