Foda und der FCZ: Beim Kreuzworträtsel hat es klick gemacht
Franco Foda weiss, dass er in Zürich ein grosses Erbe antritt. Der Deutsche sagt: «Ich kann nicht über Wasser gehen. Aber jedes Team kann weiterentwickelt werden.»
Florian Raz
Florian Raz
Publiziert heute um 20:44 Uhr
Aller Anfang ist schön: Franco Foda, der neue Trainer des FC Zürich.
Aller Anfang ist schön: Franco Foda, der neue Trainer des FC Zürich.
Foto: Anna-Tia Buss
Das Wichtigste zuerst: Ja, der neue Trainer des FC Zürich hat es gut mit den Hunden von Heliane und Ancillo Canepa. Und als der FCZ-Präsident kurz vor der Vertragsunterschrift auch noch folgende Aufgabe im Kreuzworträtsel der «Sport-Bild» lösen muss, ist alles klar: «Ex-Fussballer mit vier Buchstaben, Vorname Franco.» Da weiss Ancillo Canepa: «Es kann eigentlich nur gut kommen.»
So sitzt also an diesem Mittwochnachmittag Franco Foda im Bauch des Letzigrunds und wird als Nachfolger von André Breitenreiter vorgestellt. Er erzählt in seinem Rheinhessisch von den «Geschbräschen» mit den Canepas. Und davon, dass er sofort gespürt habe, «dass ich hier etwas erreichen kann».
Die Bewerber haben sich nicht gerade geprügelt um die Stelle. Viele, die sich spontan von sich aus beim FCZ meldeten, machten danach einen schnellen Rückzieher, weil ihnen das Risiko doch zu hoch schien. Aber das ist für Canepa nur ein Grund, noch überzeugter zu sein von Foda: «Es spricht für ihn, dass er diese Herausforderung annimmt.»
Natürlich hat auch der Deutsche mitbekommen, dass sein Vorgänger nach der gewonnenen Meisterschaft von der Südkurve zu «Gott» ernannt wurde. Also warnt Foda schon mal: «Nein, über Wasser kann ich nicht gehen.» Er lobt Breitenreiters Arbeit als «beeindruckend». Aber er will auch festgehalten haben: «Man kann eine Mannschaft immer weiterentwickeln.»
«Ich habe nicht den Anspruch, den Serienmeister FCZ auszurufen»
Wobei es bei den Zürchern in erster Linie darum gehen wird, das sportliche Niveau der letzten Saison zu halten. Ohne dass gleich der nächste Titel als Ziel gilt. Der FCZ gibt sich realistisch. «Ich habe nicht den Anspruch, den Serienmeister FC Zürich auszurufen», sagt Canepa.
Foda hat eine Karriere als Spieler in der Bundesliga hinter sich. Er durfte unter Franz Beckenbauer sogar zweimal das Trikot des deutschen Nationalteams tragen. Das alles mag Canepa natürlich, der ein grosser Fan des deutschen Fussballs ist. Aber es war nicht ausschlaggebend für die Verpflichtung des ehemaligen Verteidigers.
Ancillo Canepa (l.) ist Liebhaber der deutschen Bundesliga. Franco Foda (Mitte) passt also in sein Beuteschema. Rechts Sportchef Marinko Jurendic.
Ancillo Canepa (l.) ist Liebhaber der deutschen Bundesliga. Franco Foda (Mitte) passt also in sein Beuteschema. Rechts Sportchef Marinko Jurendic.
Foto: Anna-Tia Buss
Es kann auch weniger seine Arbeit als Nationaltrainer Österreichs gewesen sein. Dort erreichte Foda zwar 2021 den EM-Achtelfinal gegen Italien, wo sein Team nach begeisterndem Spiel in der Verlängerung 1:2 unterlag. Aber das galt in der Öffentlichkeit als Ausreisser gegen oben.
Der «Standard» schrieb ihm bei seinem Abgang nach der verpassten WM-Qualifikation im März gnadenlos hinterher: «Die Ära war von Langeweile, Plattitüden, Stehsätzen geprägt. Der Spielstil war mitunter eine optische Beleidigung.»
Natürlich mag das der 56-Jährige so nicht stehen lassen. Das gezeichnete Bild eines sehr passiven, defensiven Fussballs entspreche «nicht ganz der Wahrheit», sagt er: «Schauen Sie sich doch die Spiele gegen Italien oder die Ukraine an.»
Viel wichtiger für die Arbeit in Zürich ist aber sowieso etwas anderes, das Foda in Österreich auch nachgesagt wird: seine Fähigkeit, als Clubtrainer eine Mannschaft aufzubauen. In Graz, wo er auf drei Phasen verteilt insgesamt zehn Jahre lang Trainer war, wird sein Umgang mit jungen Spielern gelobt.
Einer von bloss zweien, die Salzburg bezwungen haben
Foda ist ausserdem einer von bloss zwei Trainern, denen es in den letzten zwölf Jahren gelungen ist, die Salzburger Vormacht in Österreichs Liga zu durchbrechen. 2009 wird er beinahe Coach des FC Basel, landet in der Endausscheidung aber auf Rang zwei hinter Thorsten Fink. So bleibt er bei Sturm Graz und holt nach dem Cupsieg 2010 auch noch die Meisterschaft 2011.
Diese Erfahrung soll ihm in Zürich helfen: «Ich weiss, wie schwierig es ist, einen Meistertitel zu bestätigen. Auch darum hat mich der FCZ geholt.» Und weil Foda Erfahrung damit hat, wenn das Team jeden dritten Tag ein Spiel bestreitet.
Die Zürcher werden zum Saisonstart mit Europacup, Liga und Schweizer Cup dreizehn Matchs in weniger als fünfzig Tagen austragen. Da braucht es ein Team, das sich nicht erst finden muss. Auch deswegen kommt Foda mit seinen langjährigen Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics. Bei den internen Abläufen soll so wenig Reibungsverlust wie möglich entstehen.
Denkbar, dass der FCZ bei den kommenden Transfers jetzt ein paar Anpassungen macht. Foda sagt zwar, seine Spielidee sei derjenigen von Breitenreiter recht ähnlich. Aber er ist keiner, der strikt das 3-5-2 spielen lässt, mit dem Zürich die letzte Saison die Super League dominiert hat.
Gnonto wird am 19. Juni zurück im Training erwartet
Noch gibt sich Sportchef Jurendic etwas Zeit bei der Kaderbildung. Bis zum Saisonstart Mitte Juli soll eine erste Fassung stehen. Danach kann noch reagiert werden, wenn klar ist, ob der FCZ in einer europäischen Gruppenphase mitspielt – und in welcher.
Ob dann Assan Ceesay wieder für den FCZ angreift, ist noch immer offen. Der Gambier hat noch nirgends unterschrieben und wäre in Zürich weiterhin willkommen.
Klar ist dagegen, dass Wilfried Gnonto am 19. Juni zurückerwartet wird. Der Teenager wird nach seinen Auftritten mit dem italienischen A-Nationalteam mit Clubs quer durch Europa in Verbindung gebracht und hat noch einen Vertrag für die kommende Saison.
Ob die begonnenen Gespräche für eine Vertragsverlängerung erfolgreich sind, ist unter diesen Umständen fraglich. FCZ-Präsident Canepa macht aber auch klar, dass er den 18-Jährigen in diesem Sommer nur gegen eine zweistellige Ablösesumme ziehen lassen will.