Beitragvon withe lion » 25.05.22 @ 5:19
Der FCZ ist schon wieder auf Trainersuche – der Meistermacher André Breitenreiter wechselt zu Hoffenheim
Nach nur einer Saison zieht es den Deutschen zurück in die Bundesliga. Er hinterlässt beim FC Zürich grosse Fussstapfen.
s gibt ein paar starke Bilder von André Breitenreiter als FCZ-Trainer. Zum Beispiel vom 1. Mai, als Zürich nach dem 2:0 in Basel als Meister feststand – und Breitenreiter in einer spontanen Rede am TV niemanden vergass, der an diesem Triumph beteiligt war. Als er auf seine Zukunft angesprochen wurde, sagte er: «Niemand weiss heute, was in ein paar Wochen sein wird.»
Jetzt ist ein paar Wochen später. Breitenreiter war im Frühling Kandidat in Gladbach, in Wolfsburg, bei Augsburg, bei Hertha Berlin. Seit Dienstagnachmittag ist der 48-Jährige kein Kandidat mehr. Er ist der neue Trainer bei der TSG Hoffenheim und unterschrieb einen Vertrag bis 2024. Eigentlich wäre er noch ein Jahr an den FCZ gebunden gewesen, dank einer Ausstiegsklausel darf er aber für weniger als 300 000 Franken Ablösesumme vorzeitig gehen. Gemäss deutschen Medien werden der Assistenztrainer Darius Scholtysik und der Analyst Fabian Sander ebenfalls vom FCZ zu Hoffenheim wechseln.
Die Mission von Breitenreiter ist erledigt
Breitenreiter stellte sich bei Hoffenheim mit selbstbewussten Worten vor: «Die TSG hat sich zu einer Bereicherung für den deutschen Fussball entwickelt. Ihre Prinzipien, offensiv, mutig, flexibel und aktiv zu sein, decken sich mit meiner Vorstellung vom Spiel.» Hoffenheim lag noch am 25. Spieltag auf Platz 4 – aus den letzten neun sieglosen Begegnungen resultierten jedoch nur noch drei Punkte. Deshalb trennte sich der Verein letzte Woche vom Trainer Sebastian Hoeness.
Es ist verständlich, sieht Breitenreiter seine Mission in der Schweiz als erledigt an. Er hat den kriselnden FCZ wachgeküsst und durch eine überragende Saison geführt, die kaum zu wiederholen ist. Ein paar Wochen vor dem 1. Mai sagte Breitenreiter in einem NZZ-Interview, er sei kein Wappenküsser. Und er führte aus, dass man FCZ-Spielern wie Ousmane Doumbia und Assan Ceesay gratulieren müsse, sollten sie bei einem anderen Verein gut dotierte Verträge erhalten. Die Fussballer hätten Grossartiges geleistet. Es schien, als spreche Breitenreiter auch von sich selber, als bereite er seinen Abgang vor. Er hatte in der Bundesliga bereits Paderborn, Hannover und Schalke trainiert, sich aber zwischen 2019 und 2021 eine Auszeit genommen.
Gemäss deutschen Quellen hatte sich Breitenreiter mit Hoffenheim schon am Samstag auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Der Trainer wollte noch die Feierlichkeiten des FC Zürich am Sonntag und Montag abwarten, bevor der Wechsel kommuniziert wird. Es war aber naiv zu glauben, die Vereinbarung würde so lange geheim bleiben. Und so hiess es bereits am Wochenende, Breitenreiter werde den FCZ verlassen.
In Hoffenheim findet er ein relativ ruhiges, ambitioniertes Umfeld vor mit dem 82-jährigen Mäzen Dietmar Hopp als starker Figur. Grosse Emotionen verströmt der Verein allerdings nicht, vielerorts wird er angefeindet als künstliches Produkt, alimentiert durch Hopp, den schwerreichen Mitbegründer des IT-Unternehmens SAP.
Folgt wieder ein deutscher Trainer?
Der FCZ wiederum muss bereits wieder auf Trainersuche gehen. Anzunehmen ist, dass sich der Zürcher Klub nach den guten Erfahrungen mit Breitenreiter auch wieder mit deutschen Fussballlehrern beschäftigen wird. In einer persönlichen Stellungnahme bedankte sich der FCZ-Präsident Ancillo Canepa am Dienstag mit salbungsvollen Worten bei Breitenreiter und meinte, der Trainer habe «Legendenstatus» erreicht.
Lange nachtrauern kann der FC Zürich dem Weiterreisenden nicht. Ab Mitte Juli wird wieder um die Meisterschaft gespielt; Breitenreiter wird dann weit weg sein. Und doch irgendwie immer noch da – sein Nachfolger wird an ihm gemessen werden.