Kollegah hat geschrieben:https://www.nzz.ch/sport/fc-zuerich-meister-vor-umwaelzungen-der-trainer-vor-dem-abschied-ld.1685373
Wäre jemand so nett?
An der Party ist er noch dabei – aber: Den Meistertrainer Breitenreiter zieht es in die deutsche Bundesliga
Nach dem Fest ist vor der Planung: Beim Meister FC Zürich wird es grosse personelle Veränderungen geben. Das Kader soll verstärkt werden, weitere namhafte Abgänge drohen. Der Coach André Breitenreiter dürfte zu Hoffenheim wechseln.
Fabian Ruch
22.05.2022, 22.48 Uhr
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André Breitenreiter ist begehrt auf dem Transfermarkt.
André Breitenreiter ist begehrt auf dem Transfermarkt.
Ennio Leanza / Keystone
Der FC Zürich ist seit dem 1. Mai und dem Sieg in Basel im Feiermodus. Am Sonntagabend erhielt er nach der 2:3-Niederlage im Heimspiel gegen den Barrage-Teilnehmer Luzern den Meisterpokal im ausverkauften Letzigrund, am Montag steuert er auf einer Schifffahrt über den Zürichsee mehrere Gemeinden an.
Auf den grossen Rausch folgen in den nächsten Tagen die Ernüchterung und jede Menge Arbeit für die Klubverantwortlichen. Seit langem heisst es, die Meistermannschaft könnte auseinanderbrechen. Der Präsident Ancillo Canepa sagt dazu: «Wir wollen nächste Saison ein noch besseres Team haben.» Und der Sportchef Marinko Jurendic sagt: «Es wird Veränderungen geben, aber wir sind darauf vorbereitet.»
Breitenreiter und Hoffenheim – das könnte passen
Der Meistermacher André Breitenreiter ist dank seiner ausgezeichneten Arbeit in Zürich zu einem der begehrtesten Trainer in der deutschen Bundesliga aufgestiegen. Er wurde in den letzten Wochen bei mehreren Vereinen gehandelt, nun wird er laut Insidern zu Hoffenheim wechseln. Hoffenheim beendete die abgelaufene Meisterschaft auf Rang neun – und trennte sich vor wenigen Tagen von Sebastian Hoeness, nach sehr schwachen Resultaten gegen das Saisonende hin.
Der FCZ-Captain Yanick Brecher trägt in der Menge im Letzigrund den Meisterpokal.
Der FCZ-Captain Yanick Brecher trägt in der Menge im Letzigrund den Meisterpokal.
Ennio Leanza / Keystone
In die Zukunft möchte Hoffenheim nicht mit einem jungen, aufstrebenden Trainer gehen, sondern mit einem erfahrenen Fussballfachmann. Breitenreiter erfüllt das Profil ideal. Und Hoffenheim passt als relativ ruhiger Standort mit Europacup-Ambitionen perfekt zu den Voraussetzungen, unter denen sich Breitenreiter eine Rückkehr in die deutsche Heimat vorstellen kann. Die Ablösesumme, um Breitenreiter aus dem bis 2023 laufenden FCZ-Vertrag zu lösen, beträgt laut deutschen Medien etwas weniger als eine halbe Million Franken. Es ist kein Betrag, der Interessenten abschreckt.
Schon bald soll der Abgang Breitenreiters kommuniziert werden. Es wäre ein herber Verlust für den FCZ. Fakten hat der Klub am Wochenende im Kader geschaffen. Neben Blaz Kramer (wohl zu Legia Warschau), Moritz Leitner und Salim Khelifi wird auch das Arbeitsverhältnis mit Ousmane Doumbia, dem vielleicht wertvollsten FCZ-Spieler in dieser Saison, nicht verlängert. Doumbia dürfte zum FC Lugano wechseln, bei dem er laut diversen Quellen fast den doppelt so hohen Lohn wie im FCZ erhalten soll. «Wir können und wollen unser Gehaltsgefüge nicht sprengen», sagt Marinko Jurendic.
Es gibt Menschen, die von Doumbias Entscheid enttäuscht sind, weil der Verein den damals relativ unbekannten Fussballer im Herbst 2020 vom FC Winterthur auf die grosse nationale Bühne holte. Doch Dankbarkeit zu erwarten, wäre naiv. Doumbia wurde am Samstag dreissig Jahre alt und hat zum ersten und wohl letzten Mal in seiner Karriere die Gelegenheit, einen gut dotierten Vertrag zu unterschreiben.
Ousmane Doumbia (rechts) spielte hier noch gegen Lugano, doch schon bald könnte er selber im Kader der Tessiner stehen.
Ousmane Doumbia (rechts) spielte hier noch gegen Lugano, doch schon bald könnte er selber im Kader der Tessiner stehen.
Alessandro Crinari
Bei Assan Ceesay hofft der FCZ noch auf eine Vertragsverlängerung. Doch der Stürmer wird nicht nur bei Ligakonkurrenten, sondern vor allem bei Vereinen aus dem Ausland gehandelt. Ceesay könnte im Arabischen Raum angeblich über eine Million Franken im Jahr verdienen. Wie Doumbia steht er erstmals vor der Gelegenheit, richtig viel zu verdienen. Jurendic sagt, der FCZ habe die Verträge von Doumbia und Ceesay vor einem Jahr nicht vorzeitig verlängern wollen, um dem neuen Trainer die Möglichkeit zu geben, bei der Personalplanung mitzureden.
In Verhandlungen steht der Verein zudem mit den jungen Spielern Becir Omeragic und Wilfried Gnonto, deren Verträge 2023 auslaufen. Verlängern die stark umworbenen Fussballer in diesem Sommer nicht vorzeitig, würden sie verkauft werden. Auch in den Gesprächen mit ihnen kann der Meister nicht mit wirtschaftlichen Aspekten argumentieren. Omeragic aber könnte seine Chancen auf eine WM-Teilnahme mit der Schweiz im FCZ vermutlich besser wahrnehmen als bei einem Verein in einer Topliga.
Und Gnonto ist erst 18. Für seine Entwicklung dürfte es sinnvoll sein, noch eine Saison in der Super League zu bleiben. Er wurde zuletzt sogar für einen Sichtungslehrgang ins italienische Nationalteam aufgeboten und gilt als eines der aufregendsten Talente Europas – und als vernünftig beraten. «Wir zeigen den Spielern unseren Weg auf, mit der Überzeugung, dass sie ihn mitgehen wollen», sagt Jurendic.
FCZ-Meisterfeier beim Helvetiaplatz.
FCZ-Meisterfeier beim Helvetiaplatz.
Michael Buholzer / Keystone
Zeki Amdouni von Absteiger Lausanne ist ein Kandidat für den Sturm
Mit dem FCZ lockt die Teilnahme an der Champions League. «Natürlich streben wir nächste Saison eine europäische Gruppenphase an», sagt Jurendic, «aber unsere Kaderplanung zielt vor allem auf die Wettbewerbsfähigkeit in der Super League.» Sollte Ende August die Qualifikation für die Champions League, Europa League oder Conference League realisiert worden sein, könne man das Kader an die Bedürfnisse adaptieren.
Es gibt also einige Fragezeichen im FCZ – und eines steht dafür, wie es mit Ante Coric weitergeht. Die Zürcher stehen mit dessen Besitzerklub AS Roma in Kontakt. Der Sportchef Jurendic sagt, die herausfordernde Personalsituation mache ihn nicht nervös, er freue sich darauf, ein erneut schlagkräftiges Team zusammenzustellen. «Wir reden mit interessanten Spielern, die zu uns passen.»
Der Angreifer Zeki Amdouni gilt in Beraterkreisen als Topkandidat für den FC Zürich. Der hoch gehandelte Schweizer U-21-Nationalspieler erzielte für den Absteiger Lausanne in dieser Saison 12 Tore. Offenbar möchte er noch in der Super League bleiben. Allerdings ist offen, ob die Ablösesumme für den FCZ finanzierbar ist – und es könnten sich auch YB und der FC Basel für Amdouni interessieren.