awhodat hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/ein-hoch-auf-die-zuercher-arbeitsmoral-540047468621
Jemand so flott? Dank im Voraus!
Ein Hoch auf die Zürcher Arbeitsmoral
Auch nach einer Feierwoche und mit veränderter Mannschaft siegt der FCZ weiter – das 2:1 in St. Gallen verdient er sich dank einer kämpferischen Leistung.
Thomas Schifferle
Publiziert: 08.05.2022, 16:30
Seit André Breitenreiter Trainer des FC Zürich ist, redet er ausführlich an seinen Presseterminen. Er hat auch immer viel zu berichten, wenn es um seine Spieler geht. Wie er zum Beispiel minutenlang und druckreif über die Entwicklung von Mirlind Kryeziu vom fast hoffnungslosen Fall zum Recken in der Abwehr erzählen kann, wie er die früheren Gewichtsprobleme Kryezius thematisiert, das macht ihm keiner so schnell nach.
Der 48-Jährige beherrscht die Kommunikation, nach innen wie nach aussen. Auch das ist ein Schlüssel zum Meistertitel des FCZ. Und eines hat er in all diesen Wochen und Monaten des Erfolges stets klargemacht: Er lässt nichts auf seine Mannschaft kommen. Als in dieser Zeitung ihre Leistung beim 1:1 gegen GC als Denkzettel gewertet wurde, fand er das «unangemessen».
Seinem Präsidenten Ancillo Canepa hat er schon vor geraumer Zeit gesagt, er habe noch nie eine Mannschaft gehabt, die so lernbereit sei. Darum wird er auch nicht müde, sie für ihre Mentalität und Arbeitsmoral zu loben. «Sie ist fantastisch», sagt er am Freitag vor dem Gang nach St. Gallen. Und am späten Samstagabend nach dem Spiel im Kybunpark sagt er als Erstes: «Ich kann nur den Hut vor meiner Mannschaft ziehen.»
2:1 hat sie vor 18’861 Zuschauern gewonnen: bei einem Gegner, der in der Rückrunde am zweitmeisten Punkte gewonnen hat; in einem Stadion, in dem es wieder laut gewesen ist; vor allem nach einer Woche, in der die grossen Emotionen zu verarbeiten gewesen sind. Der Sieg in Basel, die Feier in der Kabine, die Busfahrt zurück, die Stimmung auf dem Helvetiaplatz – «das muss man ausleben», sagt Breitenreiter, «das sind Momente, von denen man auf dem Sofa den Enkelkindern erzählt».
Die Chance auf den Rekord
Und doch hat er keinen Zweifel, dass seine Spieler bereit sind für den Match in St. Gallen. Sie erfüllen dann sein Versprechen, dass sie in den letzten Runden nicht einbrechen, sondern «ehrgeizig und stabil» weitermachen.
Ein, zwei Fehler leisten sie sich zwar vor der Pause, aber die bleiben folgenlos. Und in der zweiten Halbzeit verteidigen sie derart stabil, dass Yanick Brecher nicht einmal ernsthaft gefordert ist. Am Ende müssen sie sich nur vorwerfen, dass sie mit ihren Chancen in der Schlussphase etwas schludrig umgegangen sind. Darum bleibt es beim 2:1, nach dem Kopfball von Karol Mets, dem Ausgleich von Jordi Quintillà und dem Eigentor von Matej Maglica bis zur Pause.
Gegenüber der Startaufstellung in Basel hat Breitenreiter vier Spieler ausgetauscht. Er bringt Mets, Seiler, Krasniqi und Coric für Kryeziu, Doumbia, Dzemaili und Marchesano. Das ganze Zentrum ersetzt er, wobei nur der Wechsel von Doumbia erzwungen ist, weil der gesperrt ist. Von den Neuen ragt Mets heraus. Breitenreiter erwähnt danach den Wert der Kaderbreite. Die sei so gut, dass sie auch dann Spiele gewinnen würden, wenn sie nicht mit «der vermeintlichen ersten Elf» spielten.
Drei Runden vor Schluss weist der FCZ nun 75 Punkte auf. Gegen die drei L der Liga, Lausanne, Lugano und Luzern, bleibt ihm die Chance, den vereinseigenen Rekord in der Super-League-Ära zu brechen. Der steht bei 79 Punkten aus dem Meisterjahr 2009. Was ihm nicht mehr gelingen wird: am Ende einen so grossen Vorsprung zu haben wie YB vor einem Jahr. Die Berner waren der Konkurrenz damals um 31 und mehr Punkte enteilt. 41 lagen sie gar vor dem FCZ. Heute schauen sie mit 22 Zählern Rückstand dem neuen Meister hinterher.