Kollegah hat geschrieben:https://www.nzz.ch/amp/sport/fc-zuerich-der-fluch-des-erfolgs-es-drohen-happige-abgaenge-ld.1677809
Kann das jemand posten? Danke schon mal!
Der Fluch des Erfolgs: Mehrere Stammspieler könnten den FC Zürich verlassen
Die Identifikationsfigur Blerim Dzemaili dürfte dem FCZ im Sommer eine weitere Saison erhalten bleiben. Dem Verein droht aber ein Ausverkauf – zwei Leistungsträger könnten sogar ablösefrei gehen.
Fabian Ruch
03.04.2022, 13.58 Uhr
Vor anderthalb Wochen sass André Breitenreiter im Medienraum des FCZ-Trainingsgeländes im Heerenschürli. Er war gut gelaunt und sprach auch von der Lust, die Planung der nächsten Saison mitzugestalten. Der Trainer des FC Zürich steuert mit seiner Mannschaft den Meistertitel an, daran ändert auch das magere 1:1 im Derby gegen den Aufsteiger GC nichts.
Es ist jedoch keineswegs abwegig, dass der Deutsche im Sommer reizvolle Offerten aus der Bundesliga erhalten wird. Er sagt, damit beschäftige er sich nicht. Aber er sei kein Wappenküsser. Er gebe nicht heute ein Versprechen ab, das er in acht Wochen nicht halten könne.
Marinko Jurendic interessiert sich als Sportchef des Vereins sehr dafür, was in acht Wochen und darüber hinaus sein wird. Er treibt die Kaderzusammenstellung voran, mehrere Stammkräfte könnten den Klub am Ende der Saison verlassen. Es ist der Fluch des Erfolgs, der im letzten Jahrzehnt auch Meisterteams aus Basel und Bern ereilte. «Wir sind nicht blauäugig», sagt Jurendic, «und wir sind dank unserem Scouting darauf vorbereitet, Abgänge zu ersetzen.» Es gehe darum, dass der FCZ auch in der nächsten Saison ein breites Kader von 29 Spielern inklusive Nachwuchskräften haben wolle.
Immerhin: Blerim Dzemaili, der in einer Woche 36 Jahre alt wird, hat sich mit dem FCZ weitgehend darauf geeinigt, eine weitere Saison anzuhängen. Der Mittelfeldspieler hat sich nach Verletzungsproblemen noch einmal als Leistungsträger etabliert. Und es scheint realistisch, dass die FCZ-Identifikationsfigur ab 2023 in anderer Funktion im Klub bleiben wird.
Mit Wilfried Gnonto soll sich sogar ein deutscher Bundesligist beschäftigen
Mehrere andere Fussballer des FC Zürich stehen im Fokus ausländischer Vereine. Besonders umworben werden Becir Omeragic und Wilfried Gnonto. Die Verträge der beiden laufen 2023 aus, und eines darf aus FCZ-Sicht auf keinen Fall passieren: dass beide ablösefrei gehen werden – so wie Toni Domgjoni im letzten Jahr. Der FCZ steht in Gesprächen bezüglich einer Ausdehnung der Vertragslaufzeiten.
Gelingt keine Einigung, könnte es im Sommer zu den Verkäufen von Omeragic und Gnonto kommen. Omeragic ist seit Jahren Stammspieler im FCZ, er wurde im Januar 20 Jahre alt und ist reif für einen Wechsel in eine grosse Liga. An Interessenten mangelt es nicht. Weil der vielseitige Verteidiger jedoch berechtigte Hoffnungen hegt, zum Schweizer WM-Kader zu gehören, könnte er eine Saison in der Super League anhängen, um als unbestrittener Stammspieler im Verein gute Karten im Nationalteam zu haben.
Gnonto ist vor ein paar Monaten erst 18 geworden. Ihm würde ein weiteres Jahr in der Super League kaum schaden, doch der flinke Angreifer gilt – auch wegen überzeugender Vorstellungen in der italienischen U-19-Auswahl mit 5 Toren in 10 Einsätzen – längst als eines der grösseren Talente Europas. Nicht nur der Bundesligist Mönchengladbach soll sich mit Gnonto beschäftigen. «Willy wird seine Karriere nicht in Zürich beenden», sagt Jurendic, «doch wir sind überzeugt, dass wir auch ihm gute Perspektiven aufzeigen können, um den nächsten Schritt zum gestandenen Spieler zu machen.»
Omeragic und Gnonto dürften dem FC Zürich respektable Millioneneinnahmen bescheren. Beide gelten als vernünftig und schlau beraten. Aber es gibt schwierig zu kontrollierende Einflüsse, die Dynamik ist unberechenbar. Und beim FCZ lockt nächste Saison womöglich das goldene Schaufenster Champions League.
Doumbia und Ceesay sind begehrt – es heisst, auch Lugano und Sitten seien stark interessiert
Ob das ein Argument dafür ist, Ousmane Doumbia und Assan Ceesay zu halten? Die beiden haben sich mit herausragenden Leistungen als begehrte Fussballer profiliert. Sie haben ihre auslaufenden Verträge noch nicht verlängert, und Kenner der Szene gehen davon aus, dass sich beide längst für einen anderen Verein entschieden haben. Lugano und Sitten seien stark interessiert, heisst es, zudem Klubs aus Griechenland, der Türkei sowie aus Katar. Jurendic sagt: «Uns wurde von beiden Parteien versichert, dass Stand heute alles offen sei.»
Man kann den FCZ dafür kritisieren, dass er diese Situation zugelassen hat – und die Verträge von Doumbia und Ceesay nicht bereits verlängert hat. Allerdings waren diese Leistungsexplosionen nicht zu erwarten gewesen, insbesondere Ceesay genoss vor dieser Saison wenig Kredit. Mit 29 und 28 Jahren stehen Doumbia und Ceesay erstmals und wohl letztmals in ihrer Karriere vor der Möglichkeit, einen prächtig dotierten Vertrag zu unterschreiben. «Ich mag das den Jungs gönnen», hat Breitenreiter vor anderthalb Wochen gesagt. «Wir müssen sie mit Applaus verabschieden, sollten sie sich für einen Wechsel entscheiden.»
Wochenlang wird der FCZ nicht mehr warten können, er benötigt Planungssicherheit. Jurendic sagt, Doumbia und Ceesay würden sich professionell verhalten und gut spielen, deshalb sei auch nie zur Debatte gestanden, sie unter Druck zu setzen. Und das Ziel des FCZ sei ohnehin, die Mannschaft qualitativ weiter zu verbessern. Das klingt nach einer grossen Herausforderung