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schwizermeischterfcz
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Beitragvon schwizermeischterfcz » 18.03.22 @ 15:25

Wie YB fiel und der FC Zürich aufstieg – es ist auch die bemerkenswerte Geschichte der Trainer Wagner und Breitenreiter

Sie kamen fast zum selben Zeitpunkt in die Schweiz, beide trainierten einst den FC Schalke 04 – mittlerweile ist André Breitenreiter mit dem FCZ dem Titel nahe und David Wagner entlassen. Im Gegensatz zu Wagner schaffte es Breitenreiter, dass an seiner Arbeit keine Zweifel aufkamen.

Benjamin Steffen
18.03.2022, 14.55 Uhr

«Wo ist die Realität dieses FCZ, Erster oder 0:4 oder irgendwo dazwischen?», fragte ein Journalist den Trainer des FC Zürich, André Breitenreiter. Es war Mitte September 2021, die Zürcher hatten in Bern gegen YB 0:4 verloren, standen aber an der Spitze. Breitenreiter lachte und sagte: «Das ist eine super Frage.» Neben ihm sass der YB-Trainer David Wagner und nahm einen Schluck Wasser.

Die beiden deutschen Trainer arbeiteten noch nicht lange in der Schweiz, Breitenreiter war am 9. Juni vorgestellt worden, Wagner am Tag danach.

Breitenreiter hatte zum Start gesagt, er freue sich darauf, den FCZ zu unterstützen «und wenn möglich auch eine bessere Platzierung zu erzielen als in den vergangenen Jahren». Zuvor hatte der FCZ die Plätze 4, 7, 7 und 8 belegt.

Auch Wagner hatte sich gefreut und gesagt: «Wenn man so Grossartiges geleistet hat, ist relativ simpel, was man als Nächstes machen will.» Zuvor hatte YB die Plätze 1, 1, 1 und 1 belegt. Wagner sagte auch: «Die Gegner werden mehr machen. Und das bedeutet: Wenn wir das Gleiche anbieten, was wir bisher angeboten haben – das könnte nicht mehr langen.» Für Wagner schien das Terrain geebnet, aber auch die Erwartungshaltung grösser. Bei ihm und seiner Aufgabe gab es keine Luft nach oben, für Breitenreiter und den FCZ ganz viel.

Wo die Realität von YB ist? Super Frage. Aber das wollte Mitte September niemand wissen. Den Bernern stand das erste Champions-League-Spiel gegen Manchester United bevor. Sie gewannen. Wagner habe «mutig» gewechselt, hiess es. Er sei in Bern angekommen.

Und am Samstag treffen sich YB und der FCZ wieder in Bern, der FCZ steht weiterhin an der Spitze, 12 Punkte vor Basel, 14 vor YB. Vor knapp zwei Wochen ist Wagner entlassen worden.

Wagners Bilder gleichen sich

Niemand hielt diesen Fall und diesen Aufstieg für möglich – und dass sich YB und der FCZ treffen würden auf diesen Reisen runter und hoch, beide unter einem Trainer, der einst schon den FC Schalke 04 betreut hatte, diesen Jubel-Trubel-Klub.

Es ist nicht falsch, auf die Arbeiten in der Bundesliga zu verweisen, weil es Parallelen gibt. Wagner steht für Extreme, mit Schalke startete er gut in die Saison 2019/20, bald war er Gast im ZDF-«Sportstudio», und der Moderator sagte: «Es heisst immer, David Wagner hat Schalke wachgeküsst, wiederbelebt, aufgeweckt – was gefällt Ihnen am besten?» Und Wagner sagte: «Um ganz ehrlich zu sein: gar nichts davon.»


«Um ganz ehrlich zu sein» – mit diesen Worten fiel Wagner in der YB-Anfangszeit auf. Bei Interviews sass der Medienchef neben ihm und klopfte mahnend auf den Tisch, wenn Wagner diese Formulierung brauchte.

Breitenreiters FCZ-Refrain lautete so: «Wir bleiben schön demütig, wir wissen, wo wir herkommen» – immer wieder sagte er es, bis der Vorsprung so gross war, dass die Journalisten lachten.

Der YB-Trainer wusste, was Breitenreiter meinte. Nach dem ZDF-Auftritt hatte Wagner mit Schalke noch vier Ligaspiele gewonnen. Im September 2020 unterlag Schalke dem FC Bayern 0:8, bald darauf musste Wagner gehen. Er hatte immer mehr den Eindruck hinterlassen, nicht mehr zu wissen, was zu tun war; in Bern war es ähnlich. Als ihn YB entliess, sagte der Sportchef Christoph Spycher, Wagner habe «nicht recht gewusst, wo er den Hebel ansetzen» solle.

Es soll nicht heissen, man habe es kommen sehen. Aber die Bilder der Abschiede von Schalke und YB gleichen sich verblüffend.

Auch Breitenreiter hat schon Klubs verlassen müssen, 2016 Schalke, später Hannover, aber nach einem Aufstieg und einer guten Bundesligasaison. Es scheint, Breitenreiter drehe in einem Team rasch mal die richtigen, wichtigen Rädchen. Im FCZ geht es sogar so weit: dass er wachküsste, wiederbelebte, aufweckte.

Der FCZ wirkte wie eingeschlafen, in der zweiten Tabellenhälfte, unter dem Trainer Massimo Rizzo, der an Temperament zu wenig hatte, was zuvor Ludovic Magnin zu viel verströmt hatte. Mit Ancillo Canepa traf Breitenreiter auf einen engagierten Präsidenten; aber er kannte die Konstellation mit starken Klubchefs aus Hannover mit Martin Kind, von Schalke mit Clemens Tönnies, aus Paderborn mit Wilfried Finke. Er wusste, dass die Möglichkeiten gross sind, wenn er Canepa und dessen Frau Heliane für sich gewinnt – die Möglichkeiten zu Entfaltung und Gestaltung, nicht unbedingt für einen Meistertitel, aber zumindest: um so viel besser zu werden, dass es auffällt.

Und so flickte Breitenreiter wie ein erfahrener Handwerker am FCZ herum. Er brauchte nicht einmal ein Märchen zu schreiben, wie es über Wagner erzählt wird, weil er einst Huddersfield in die Premier League führte. Es klingt fast banal, wenn erklärt wird, wie Breitenreiter die Spieler stärkte: mit den richtigen Worten und den richtigen Aufgaben auf der richtigen Position. Aber darum geht es, wenn es ein Konstrukt erst einmal zu festigen gilt: ums Wesentliche.

Im FCZ kamen keine Zweifel

Es war, wie der YB-Trainer Wagner prophezeit hatte: Die Gegner machten mehr, und der FCZ machte sogar das Richtige. YB hingegen hatte alles erreicht – und musste noch mehr anbieten. Auf der Suche danach drohte YB die Identität zu verlieren, den Stil aus Dynamik und Dominanz.

Ob es an Wagner liegt oder auch an Glück und Pech, an Gegentoren, Platzverweisen und Verletzungen, an Wechseln, die alsbald nicht mehr als «mutig» galten, sondern als «seltsam» – einerlei. Es ist auch nicht entscheidend, ob Breitenreiter so etwas wie der bessere Trainer ist. Aber Breitenreiter war dieser Trainer, der es schaffte, dass an seiner Arbeit keine Zweifel aufkamen. Wagner gelang es nicht – und Zweifel sind Gift für die Arbeit eines Trainers, in der Wirkung nach aussen und innen.

Es gibt die grossen deutschen Trainer, die so gut wie überall Erfolg haben, Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann. Und es gibt eine andere Kategorie mit den Trainern für Momente, für Aufstiege und Ligaerhalte, für Weckdienste und Meistertitel in kleineren Ligen. Dazu gehören Wagner und Breitenreiter. Breitenreiter ist für den FCZ der richtige Trainer zur richtigen Zeit – bei Wagner war es am ehesten die falsche Zeit, aber es reichte für ein paar gute Augenblicke. Und als er nach seinem letzten Spiel gegen Luzern Auskunft gab, an der Pressekonferenz, im TV – da sagte er kein einziges Mal «um ganz ehrlich zu sein».

Es sei «eine super Frage», hatte Breitenreiter nach dem 0:4 gegen YB gesagt. Seine Antwort dauerte recht lange, und einmal sagte er: «Hier wachsen überhaupt nicht die Bäume in den Himmel.» Die Realität ist, dass die demütigen FCZ-Bäume dem Himmel schon ziemlich nahe sind.
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“


schwizermeischterfcz
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Beitragvon schwizermeischterfcz » 18.03.22 @ 16:03

Tele Züri: Stimmrechtsbeschwerden blockieren neues Zürcher Fussballstadion

https://tv.telezueri.ch/zuerinews/20-ja ... -145805830
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 19.03.22 @ 14:39

Ich dachte, Mike Sehr sei nicht mehr bei uns?

FCZ beendet Körnlipickerei: Magnin sortiert diesen Mucki-Mann aus

https://www.blick.ch/-id15591249.html?u ... ck_app_ios


Schaut auf seinem Instagram-Profil jedenfalls anders aus:
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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PASCOLO1896
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Beitragvon PASCOLO1896 » 19.03.22 @ 15:10

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Ich dachte, Mike Sehr sei nicht mehr bei uns?

FCZ beendet Körnlipickerei: Magnin sortiert diesen Mucki-Mann aus

https://www.blick.ch/-id15591249.html?u ... ck_app_ios


Schaut auf seinem Instagram-Profil jedenfalls anders aus:



Hat dies sicher nur als Werbung für Ihn gepostet.. ist ja nicht mal anktuell das Zeugs... (Matchday 30?)
-1896 FC ZÜRICH 1896-

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Cavoka
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Beitragvon Cavoka » 19.03.22 @ 23:32

So jubelt ein Meister – der FCZ entthront YB
Die Young Boys sind nach vier Meistertiteln in Serie geschlagen, sie verlieren ihr Spiel der letzten Chance 1:2.

Florian Raz
Publiziert heute um 23:13 Uhr

Am Schluss muss sich Yanick Brecher doch noch von einem Berner bezwingen lassen. Aber wen kümmert das beim FC Zürich, dessen Lauf in Richtung Meisterschaft auch von den Young Boys nicht gebremst werden kann?
Foto: Claudio De Capitani/freshfocus
So klingt ein Meisterjubel. So sieht ein Meisterjubel aus. Und weil viel Pyrotechnik im Wankdorf abgebrannt wird: Ja, so riecht ein Meisterjubel.

Es ist die 74. Minute, in der eine ganze Saison in ganz wenigen Sekunden zusammengefasst wird. Sandro Lauper rennt kopflos auf die Abwehrreihe des FC Zürich los. Die Young Boys verlieren den Ball. Und dann geht es schnell: Ousmane Doumbia schickt Blaz Kramer los, der Cédric Zesiger überläuft. Dass der Ball dann auch noch Goalie David von Ballmoos zwischen den Beinen hindurchkullert? Passt zur Lage von YB. Es passt zum Höhenflug des FCZ.

2500 Zürcher Fans liegen sich in den Armen
Rund 2500 mitgereiste Zürcher Fans spüren es. Die Bank des FCZ spürt es. Das ist der Moment, an dem sich die Liga entschieden haben dürfte. Antonio Marchesano trifft fünf Minuten später zum 2:0. Das 1:2 durch Vincent Sierro fällt mit dem Schlusspfiff.

Nach diesem heisst es: Aus, vorbei, fertig. Die Young Boys sind nach vier Meisterschaften in Serie entthront. Und sie können ihrem Nachfolger gleich persönlich gratulieren.

17 Punkte liegt der FCZ nach 27 Runden vor dem abtretenden Serienmeister YB. Selbst wenn der FC Basel am Sonntag sein Spiel gewinnt, sind es noch immer zwölf Punkte auf Basel. Alles andere als eine Meisterparty auf dem Helvetiaplatz wäre ein mittleres Weltwunder.

So, wie die Zürcher derzeit auftreten, wird es nicht dazu kommen. Es ist kein Zauberauftritt, den sie in Bern hinlegen. Aber sie sind so solide, so gefestigt, so abgeklärt, wie keine andere Mannschaft in der Super League.

Aus einem Abstiegskandidaten mach eine Meistermannschaft
Trainer André Breitenreiter hat in kürzester Zeit aus einem Abstiegskandidaten eine Meistermannschaft geformt. Ein Team mit klaren Strukturen, ohne jeglichen Schnickschnack und fern jener Genügsamkeit, an denen frühere FCZ-Mannschaften regelmässig gescheitert sind.

Er hat dabei auch Spieler zur Verfügung, die von Sportchef Marinko Jurendic sorgfältig ausgewählt worden sind. Es sind keine Blender. Sondern Arbeiter wie Doumbia, der einem der besten Ballgewinner der Schweizer Liga geworden ist. Oder ein Fidan Aliti, der Verteidiger, der weiss, was er kann – und was er lieber lassen soll. Oder der Mann am rechten Flügel, Nikola Boranijasevic, der in Bern einen ganz starken Match zeigt.

Und ja, die Zürcher haben auch in diesem Spiel das Matchglück auf ihrer Seite. Fabian Rieder oder Zesiger könnten YB vor der Pause in Führung bringen. Und als der Ball nach einer Stunde tatsächlich im Zürcher Tor liegt, wird der Treffer wegen eines hohen Beins von Meschack Elia aberkannt. Es ist kein Fehlentscheid. Aber einer, der an einem anderen Tag auch auf die andere Seite fallen könnte.

YB ohne Glück – aber auch mit zu wenig Klasse
Für die Young Boys war es der Abend der allerallerletzten Chance. Dafür fiel der Auftritt dann zu blutleer aus. Interimstrainer Matteo Vanetta versuchte, den FCZ mit einem 4-3-3 zu überraschen. Das gelang zwar kurz. Aber wirklich druckvoll traten die Berner erst nach rund 50 Minuten auf. Und als es danach aussah, als ob ein YB-Tor in der Luft liegen würde, fiel das 1:0 des FC Zürich.

Vanetta sah zwar «grosse Fortschritte». In der momentanen Form aber müssen die Young Boys dagegen kämpfen, dass sie nicht noch ihren Platz im Europacup an Lugano verlieren.

FCZ-Goalie Yanick Brecher dagegen durfte nach dem Schlusspfiff erzählen, die Meisterprämien seien bereits vor dem Saisonbeginn ausgehandelt worden: «So wie immer.» Was aber anders ist als immer seit 2009: In diesem Jahr dürften die Prämien ausbezahlt werden.

schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 20.03.22 @ 12:18

Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

Simon Le Bon
Beiträge: 690
Registriert: 17.06.03 @ 11:28

Re: Medien

Beitragvon Simon Le Bon » 20.03.22 @ 12:33

Toller Text, wie ich finde, von Florian Raz! (Tagi.ch)

Bald-Meistertrainer Breitenreiter auf den Spuren von Bruce Lee
Beim 2:1-Sieg beim entthronten Serienmeister YB überzeugt ein Bälleklauer im Mittelfeld. Und ein Stürmer beweist, dass es nicht auf die Grösse ankommt. Sondern auf die Technik.

Florian Raz
Publiziert heute um 09:57 Uhr

Ousmane Doumbia – Bälleklauer vor dem Herrn
Und weg ist der Ball: Ousmane Doumbia (v.) stoppt den Berner Meschack Elia.
Und weg ist der Ball: Ousmane Doumbia (v.) stoppt den Berner Meschack Elia.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Manchmal ist es so einfach. Ousmane Doumbia sieht Sandro Lauper nach vorne preschen. Er stellt sein Bein vor den Ball, er gewinnt den Zweikampf, er hebt den Kopf und sieht Blaz Kramer starten. Ein Steilpass – und der Stürmer rennt in Richtung des Führungstors des FC Zürich gegen die Young Boys. Alles eine einzige, fliessende Bewegung in der 74. Minute.

Manchmal ist es so schwierig. Über sieben Jahre spielt Ousmane Doumbia in der Schweiz. Er kämpft, er rackert. Er spielt jede Partie, als sei sie seine letzte, weil ihm das sein älterer Bruder so eingetrichtert hat.

Aber während Seydou von einem gut dotierten Vertrag zum nächsten sprintet, bleibt Ousmane in den unteren Regionen des Schweizer Profifussballs hängen. Er spielt in der Challenge League, er muss zweimal gar in der dritthöchsten Liga Anlauf nehmen. Einmal steht der Ivorer für ein paar Wochen sogar ohne Arbeitserlaubnis für die Schweiz da.

Und während Doumbia durch die Schweizer Fussballprovinz grätscht, fragt sich der FCZ immer wieder: Warum eigentlich fehlt unseren Mannschaften Stabilität, warum bricht unser Zentrum regelmässig auseinander?

Manchmal ist es so einfach: Nach 180 Spielen in der Schweizer Fussballprovinz erhält Doumbia im Herbst 2020 seine Chance in der Super League. Und Zürich erhält endlich jenes defensive Gewissen im Mittelfeld, das ihm über Jahre gefehlt hat.

Der italienische Weltmeister Gennaro Gattuso hat für sich den Begriff «ladro di palloni» erfunden, Bälleklauer. Doumbia ist sein Bruder im Geiste. Einer, der stolz ist auf eine Arbeit, für die sich andere als zu fein taxieren. Doumbia ist ein Bälleklauer vor dem Herrn.

Ende Juni läuft sein Vertrag mit dem FCZ aus. Im Mai wird Ousmane Doumbia 30 Jahre alt. Es ist der Moment, in dem er auf den einzigen grossen Vertrag seiner Karriere hoffen kann.

Es könnte wieder ziemlich kompliziert werden.

André Breitenreiter – der Bruce Lee unter den Trainern
Am Ende ein ganz entspannter Abend: FCZ-Trainer André Breitenreiter (r.) mit Blerim Dzemaili.
Am Ende ein ganz entspannter Abend: FCZ-Trainer André Breitenreiter (r.) mit Blerim Dzemaili.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Kurz wird er auf dem linken Fuss erwischt. Gegenüber Matteo Vanetta hat seine Young Boys in einem 4-3-3 auflaufen lassen statt im traditionellen Berner 4-4-2. Aber dann winkt André Breitenreiter, er ruft ein paar Anweisungen.

Der FCZ-Trainer stellt nicht gleich die ganze Mannschaft um. Es sind nur ein paar Details, die er ändert. Und schon verwandelt sich das extrem hohe Pressing der Berner von einer Überrumpelungstaktik in ein Zürcher Schlaraffenland mit der Aussicht auf ganz, ganz viele Laufduelle zwischen schnellen FCZ-Angreifern und eher gschtabigen YB-Innenverteidigern.

So funktioniert der Bald-Meistertrainer schon die ganze Saison. «Sei Wasser, mein Freund», sagte Bruce Lee. Und Breitenreiter hält sich an die Weisheit des legendären Kampfkünstlers. Er ist nicht mit irgendwelchen überkomplexen Plänen angetreten. Er schaut, was vorhanden ist. Und dann setzt er es so ein, dass daraus ein Vorteil wird.

Er hat mit Assan Ceesay einen Stürmer, der schnell ist, aber oft erst seine Beine sortieren muss, bevor er unter Druck das Spielgerät kontrollieren kann? Breitenreiter verbietet ihm einfach, dem Ball entgegen zu kommen. Jetzt rennt Ceesay stets nach vorn, nutzt seine Stärke – und hat wohl schon vergessen, dass er auch Schwächen hat.

Er hat mit Mirlind Kryeziu einen Innenverteidiger von beeindruckender Physis und gar nicht mal so schlechter Technik, der aber wahnsinnig Mühe hat, in einer Viererkette die richtigen Entscheidungen zu treffen? Breitenreiter stellt auf Dreierkette um. Jetzt gewinnt Kryeziu die Duelle mit dem gegnerischen Mittelstürmer, spielt ordentliche erste Pässe. Und weiss vermutlich nicht einmal mehr, wie man Stellungsfehler schreibt.

Das alles sieht recht simpel aus. Aber es ist brutal effektiv. Ach ja, in Bern fällt das entscheidende 1:0 nach einem Laufduell zwischen einem schnellen Zürcher Stürmer und einem eher gschtabigen Berner Innenverteidiger. Wer hätte es gedacht? Vermutlich André Breitenreiter.

Das Resultat: Der FCZ steuert ungebremst auf seinen 13. Meistertitel zu. 17 Punkte Vorsprung auf YB und mindestens 12 auf den FC Basel sind unmöglich zu verspielen.

Wilfried Gnonto – nicht auf die Grösse, auf die Technik kommt es an
Der Beweis: Grösse spielt keine Rolle. Wilfried Gnonto (l.) enteilt mal wieder Cédric Zesiger.
Der Beweis: Grösse spielt keine Rolle. Wilfried Gnonto (l.) enteilt mal wieder Cédric Zesiger.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Möglich, dass er mit seinem tiefen Schwerpunkt ideal auf den Berner Plastikrasen passt. Und die taktische Ausrichtung, mit der YB-Interimstrainer Vanetta sein Team auf den Platz schickt, ist ein Geschenk für den Italiener. Aber das soll den Auftritt von Wilfried Gnonto nicht schmälern. Der 18-Jährige ist all das, was eigentlich die Berner sein müssten in ihrem Spiel der allerletzten Chance: aggressiv, motiviert, hungrig auf jeden Ball.

Keine zwölf Minuten sind vergangen, da ist Gnonto schon gefoult worden, er hat selber ein Foul begangen, er hat gedribbelt und geschossen. Es ist bis auf die Tribüne zu spüren, wie schwierig der Abend seines direkten Gegenspielers Cédric Zesiger werden dürfte. Der 1,94 Meter grosse Innenverteidiger wirkt häufig überfordert von den trommelartigen Antritten und den rasend schnellen Drehungen seines 24 Zentimeter kleineren Gegenspielers. Gnonto beweist: Es kommt nicht auf die Grösse an, sondern auf die Technik.

Wobei es Zesiger fast zu gönnen ist, dass der Zürcher Stürmer bei seiner Vorarbeit zum 2:0 durch Antonio Marchesano in der 79. Minute mal einen anderen Berner schlecht aussehen lässt: Sandro Lauper. Aber den dafür so richtig.

Blaz Kramer – in den richtigen Bahnen
Wappenküssen leicht gemacht: Blaz Kramer feiert vor den Zürcher Auswärtsfans sein 1:0.
Wappenküssen leicht gemacht: Blaz Kramer feiert vor den Zürcher Auswärtsfans sein 1:0.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Blaz Kramer hat so vieles, was einen modernen Stürmer ausmacht. Er ist für seine Grösse extrem schnell. Bloss sind seine Beine oft schneller als seine Gedanken. Er hat einen brutal harten Schuss mit rechts. Nur bringt die Härte oft eine Höhe mit sich, die sich nicht ganz mit der eines handelsüblichen Fussballtors deckt. Er gibt stets vollen Einsatz. Was aber oft in (für beide Seiten) schmerzhaften Zusammenstössen mit den Gegnern endet.

Aber jetzt, da es darum geht, den Serienmeister in dessen Heimstadion zu entthronen, bringt Kramer plötzlich alles zusammen. Er ist hellwach, als Doumbia den Ball gewinnt. Er nutzt seinen Vorteil im Sprint gegen Zesiger aus. Und weil der Ball danach auf seinem schwächeren linken Fuss liegt, ist das mit der Kraft auch kein Problem. Er schiebt mit dem Innenrist – und gibt YB-Goalie David von Ballmoos damit die Gelegenheit, den Ball zwischen seinen Beinen hindurch ins Tor rollen zu lassen.

Und irgendwo auf der Tribüne fragt sich Sportchef Marinko Jurendic, ob Trainer Breitenreiter nach Assan Ceesay tatsächlich auch noch Kramer in die Spur bringt.


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