Cavoka hat geschrieben:Kann jemand Abo Tagi Artikel ’Der FCZ kann doch noch verlieren’ posten? Danke.
Der Beweis: Zürich kann doch noch geschlagen werden
Beim 0:3 gegen St. Gallen hat Blerim Dzemaili schon zur Pause genug gesehen. Wilfried Gnonto ist ein verhinderter Joker. Und Fidan Aliti trifft auf ein unüberwindbares Hindernis.Blerim Dzemaili – frustrierter ExpressionistNein, Blerim Dzemaili macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Was der Mittelfeldspieler des FC Zürich fühlt, das muss raus. Das kann, das will er nicht in sich reinfressen.
Und weil der FCZ allgemein und Dzemaili persönlich bei diesem 0:3 gegen den FC St. Gallen einen schwierigen Abend erleben, sind Dzemailis Arme und Hände mindestens so häufig im Einsatz wie seine Füsse und Beine.
Dzemaili hadert, er wedelt, er winkt ab, er verwirft, er bettelt, er hat eigentlich schon zur Pause genug. Zumindest wirkt es so, als er sich beim Stand von 0:2 mit dem Pausenpfiff das Leibchen über den Kopf zieht, es zerknüllt und danach mit beiden Händen andeutet: aus, fertig, Schluss.
Es sind zwei Dinge, die sich an diesem Samstag gegen Dzemaili wenden: Da ist erstens die Körperlichkeit des St. Galler Spiels, das ihm keinen Raum gibt zur Entfaltung. Stets ist da ein Bein, ein Brustkorb, ein Ellbogen, der den 35-Jährigen vom Ball trennt und ihn zu Fall bringt. Und da ist zweitens Schiedsrichter Stefan Horisberger, der kaum einmal das Mitleid aufbringt, auf Dzemailis Umfaller mit einem Freistosspfiff zu reagieren.
Dzemaili kommt dann für die zweite Halbzeit doch noch einmal aufs Feld. Es ist sogar seine bessere Hälfte, weil er es nun schafft, seine Energie so zu kanalisieren, dass er gegen Ende zu seiner Normalform findet.
Es passt dann trotzdem ins Gesamtbild, dass Dzemaili noch einmal entscheidend an der schieren St. Galler Wucht scheitert. In der 89. Minute prallt er im Zweikampf von Fabian Schubert ab, als sei er in eine Gummiwand gelaufen. Sekunden später steht es 3:0 für den FC St. Gallen.
Assan Ceesay – vermeintlicher TorschützeZunächst wirkt es so, als ob alles einfach immer weiter für den FCZ laufen würde. Erst vier Minuten und ein paar Sekunden sind gespielt, als Assan Ceesay zum 1:0 für Zürich trifft.
Es ist ein FCZ-Tor, wie es typischer nicht sein könnte: Erst der perfekte Umschaltmoment gleich nach der Balleroberung, als Nikola Boranijasevic sofort den Pass in den Lauf des bereits davon eilenden Ceesay spielt. Dann das Glück, dass der Ball dem Zürcher Stürmer nach Ati Zigis Parade gleich noch einmal auf den Fuss fällt.
Aber diesmal ist es anders als sonst: Die Partie weigert sich für einmal, auf die Seite der Zürcher zu fallen. Der Assistent winkt, das Tor wird aberkannt. Vermutlich zu unrecht, wie die TV-Bilder danach erahnen lassen: St. Gallens Innenverteidiger Matej Maglica dürfte auf gleicher Höhe wie Ceesay stehen.
Der Gambier zieht seine Läufe danach weiter an. Er sucht die Räume, er probiert sich mit einem Seitfallzieher. Aber auch er muss am Ende feststellen: Der FC Zürich kann tatsächlich noch geschlagen werden.
Wilfried Gnonto – verhinderter JokerAls er den Rasen betritt, ist die Aufregung gross beim FC St. Gallen. Klar: Auch die Ostschweizer haben von den Jokerqualitäten des Wilfried Gnonto gehört. Sechsmal hat er in dieser Saison schon nach einer Einwechslung getroffen.
Also werfen sich meist mindestens zwei oder besser noch drei Ostschweizer auf den 18-Jährigen, sobald er am Ball ist. Gnonto kann sie trotzdem immer wieder abschütteln. Er spielt sich mit dem ebenfalls eingewechselten Fabian Rohner auf rechts durch. Er zieht an vier St. Gallern vorbei und prüft Zigi mit einem Schuss aus rund zwanzig Metern.
Gnonto wirbelt, er wuselt und wagt einiges. Aber diesmal gewinnt er nichts.
Fidan Aliti – versperrter FelsHier könnte auch etwas über Mirlind Kryeziu stehen und darüber, wie er beim 0:2 in der 34. Minute Julian von Moos in seinem Rücken vergisst. Oder über Becir Omeragic und seinen Ballverlust vor dem 0:3 durch Christopher Lungoyi in der 83. Minute. Aber Fidan Aliti passt noch etwas besser zur ersten FCZ-Niederlage seit dem 26. September 2021 und seit 17 Ligaspielen.
Der Innenverteidiger ist auch in diesem Spiel eigentlich ein Fels in der Brandung. Ein solider, ein sicherer Wert. Eigentlich. Weil er es ist, der in der siebten Minute Gegenspieler Maglica nicht folgen kann, der daraufhin nach einer Ecke sehr frei zum Kopfball und damit zur St. Galler Führung kommt.
Wobei Aliti den Torschützen nicht einfach so ziehen lässt. Er verliert den Kontakt zu Maglica, weil sich Lukas Görtler clever in seinen Laufweg stellt.
Und so ist es bei diesem Tor wie bei so vielem in diesem attraktiven Spiel, in dem Zürcher und St. Galler zeigen, warum sie die beiden besten Teams des Jahres 2022 sind: Die Zürcher begehen nicht einfach Fehler – sie werden durch die starken St. Galler dazu gezwungen.
Oder wie es FCZ-Trainer André Breitenreiter nach Schlusspfiff sagt: «An solchen Tagen muss man es auch neidlos anerkennen, wenn der Gegner gut gespielt hat.»
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