Beitragvon camelos » 05.02.22 @ 16:15
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277. Zürcher Derby: GC – FCZ
GC-Trainer Continis Prognose: «Der FCZ zieht das durch»
Der Trainer von GC traut dem Stadtrivalen den Meistertitel zu – beim Leader will sich André Breitenreiter vorerst damit zufriedengeben, wenn seine Mannschaft einfach immer weiter gewinnt.
GC gegen den FCZ, Auflage 277. Aufsteiger gegen Leader, Rekordmeister gegen vielleicht kommenden Meister. Zwei Zürcher Derbys hat es diese Saison schon gegeben, zwei mit besonderen Geschichten: dem 2:1 für den FCZ mit dem Siegtor in der 95. Minute im ersten, dem spektakulären 3:3 im zweiten.
«Derbys sind immer gleich», sagt FCZ-Trainer André Breitenreiter, «es geht viel um Mentalität, Emotionalität, Leidenschaft. Es sind 50:50-Spiele, in denen es niemals einen Favoriten gibt.»
Ein paar Kilometer weiter, in Niederhasli, sagt Giorgio Contini aus Sicht von GC: «Der FCZ ist klarer Favorit. Man muss nur auf die Punkte schauen, die er mehr gewonnen hat als wir.» 43 hat der FCZ, 20 weniger GC.
FCZ: Favoriten sollen die anderen sein
Das Heerenschürli liegt da, wo Zürich nicht seine idyllischste Ecke hat, an der Schwamendinger Ueberlandstrasse. Der FCZ fühlt sich trotzdem wohl da, weil er hier endlich ein neues, ein richtiges Zuhause hat. Im ersten Stock des Home of FCZ hat sich André Breitenreiter hingesetzt, um zu einer Handvoll Journalisten zu reden. Gut gelaunt gibt er sich, entspannt und redselig. Er hat auch keinen Grund, anders zu sein. Dem FCZ geht es gut wie lange nicht mehr.
Herr Breitenreiter, sind Sie genervt, wenn Sie dauernd gefragt werden, ob der FCZ Meister wird? Als Spieler gewann er einmal den deutschen Cup, 1992 mit dem Zweitligisten Hannover, als Trainer waren die Aufstiege mit Paderborn 2014 und mit Hannover 2017 seine grössten Erfolge. Aber in die Nähe eines Meistertitels ist erst jetzt gekommen, mit dem FCZ. Also, wie ist es?
Breitenreiter lacht, als er zur Antwort ansetzt. «Sie können mich überall gerne fragen», sagt er, «wir sagen trotzdem nichts anderes. Wir tun gut daran, uns nicht im Ansatz mit diesem Thema zu beschäftigen. Alle anderen sollen darüber reden, wir sorgen lieber dafür, dass wir weiter gewinnen.» Später sagt er noch: «Wir machen uns überhaupt keinen Kopf, was sein könnte. Das geht uns so was von ab!» Und auch das: «Basel und Bern sind nach wie vor die Topfavoriten.» Der FCB liegt sieben Punkte zurück, YB acht.
Gewinnen tun die Zürcher regelmässig, schon 13 ihrer 19 Spiele, zuletzt 7 in Folge. Nicht immer waren es strahlende Siege, das 1:0 zum Rückrundenstart gegen Servette ist ein gutes Beispiel dafür. Das sei halt so in einem ersten Spiel nach einer Pause, sagt Breitenreiter, es brauche Zeit, um den Rhythmus zu finden, das solle man nicht überbewerten.
Lob für den Nachbarn
2,26 Punkte hat sich der FCZ bislang pro Spiel erarbeitet, das ist für Breitenreiter «ausserordentlich gut». Und reicht, um bereits so viele Punkte zu haben wie zuletzt in einer ganzen Saison. Eine kleine Delle bei den Resultaten hat die Mannschaft bisher nur einmal gehabt, das war von der 5. bis zur 8. Runde, als sie viermal sieglos blieb und gleich zwölf Tore kassierte, fast die Hälfte der total 26. Danach hat sie dank intensiver Trainingsarbeit zur defensiven Stabilität gefunden. Der Trainer lobt sie für ihre Arbeitsmoral und Bodenhaftung.
An diesem Freitag sagt Breitenreiter: «Wir sind in einer komfortablen Lage, in der wir gerne auf die Tabelle schauen.» Und gegen GC erhofft er sich schon wieder mehr Schwung als gegen Servette. Wobei er nicht GC sagt, auch nicht Grasshoppers, denn das tut er nie. Er redet immer nur vom Nachbarn. So hat er es immer gehalten, auch in Hannover, wo er Braunschweig nicht erwähnte, oder bei Schalke, wo Dortmund halt auch nur der Nachbar war. Er meint das nicht einmal despektierlich, mit GC habe er grundsätzlich kein Problem, sagt er, er sei neutral genug, um zu wissen, welch gute Arbeit da geleistet werde.
Aber, betont er, «wir sind der FCZ. Wir sind der Stadtclub.»
GC: Das Leben mit dem steten Wandel
15 Kilometer sind es vom Heerenschürli auf den Campus von GC. Auch der Trainer, der hier wartet, ist gut gelaunt. Das 0:2 letzten Sonntag bei Sion hat jedenfalls nicht die Kraft, um Giorgio Contini die Stimmung länger anhaltend zu verhageln.
Seine Mannschaft war im Wallis wohl mehr im Ballbesitz, «aber damit gewinnt man keine Spiele», sagt Contini. Wenn sie den Ball hatte, war sie nicht gut organisiert und darum anfällig auf Konter. Das war der Kern seiner Analyse.
Contini ist das Gesicht eines Clubs, der in chinesischem Besitz ist und sich von einer Transferperiode zur nächsten im Wandel befindet. Allein im Verlauf dieser Saison kamen 22 Spieler und gingen 21. Kontinuität schaut anders aus. 28 stehen aktuell auf der Kaderliste, sie haben ihre Wurzeln in Österreich, auf dem Balkan, in Ungarn, in der Slowakei, in Brasilien, China, Japan, Südkorea, in Afrika oder ganz oft in Portugal. 20 Nationalitäten sind insgesamt auf dem Campus versammelt.
Trotzdem sagt Contini: «Das Arbeiten ist deshalb nicht schwierig. Es geht um Qualität. Das sind alles gute Kicker, die hier sind, sie haben alle Potenzial. Sie werden früher oder später zünden. Die Problematik ist nur die Zeit, die fehlt, um sie zu integrieren.»
Continis Eigenlob
Seit bald 17 Jahren ist er Trainer, er hat gelernt, mit dem zu arbeiten, was er hat, gelernt, das zu machen, was er machen kann. Sein Auftrag bei GC ist es, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, «und das kann ich gut». Er wird für seine Arbeit gelobt. Und das macht ihn durchaus selbstbewusst. Das tönt dann so: «Ich war schon immer ein guter Trainer. Früher habe ich es vielleicht nur gedacht. Jetzt weiss ich es.» Für seine Spieler wolle er einer sein, der nicht jeden Tag das Gleiche mache. Nur eines könne er nicht ändern: «Das ist die Frisur.» Er trägt Glatze.
Contini redet lange und gerne. Eine letzte Frage noch: Wird der FCZ Meister? «Wie wurden wir damals mit St. Gallen Meister?», startet er mit einer Gegenfrage. Damals war 2000, St. Gallen war der krasse Aussenseiter, Marcel Koller der Trainer, Jörg Stiel der Leader im Tor und Contini einer der Stürmer. Stiel ist heute Continis Goalietrainer, und mit ihm hat er gerade eben noch über diesen Triumph geredet: «Wir waren im Flow und gingen im Gefühl auf den Platz: Uns besiegt keiner, nicht GC, nicht Basel.»
Als Beispiel, wie es derzeit für den FCZ läuft, nimmt Contini das Siegtor gegen Servette zur Hand. Krasniqis Schuss fliege normalerweise doch zur Eckfahne, aber dann komme ein Genfer und lenke ihn ins eigene Tor ab. «Sie müssen schauen», schliesst Contini, «der FCZ zieht das durch.»
5.2.22 Derby GCN-FCZ 1:3
Transpi in der SK:
ZÜRI SINDER NO NIE GSI, JETZT SINDER NÖD MAL ME GC