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Franky_H
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Re: Medien

Beitragvon Franky_H » 22.09.21 @ 16:09

https://www.tagesanzeiger.ch/was-fuer-e ... 2828635920

kann das jemand hier hinein kopieren? ich danke!
JUBEL!!!


camelos
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Re: Medien

Beitragvon camelos » 22.09.21 @ 17:29

Franky_H hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/was-fuer-ein-freistoss-982828635920

kann das jemand hier hinein kopieren? ich danke!



Er gibt das Plagiat unverhohlen zu
Beim 2:2 trifft Ante Coric sehenswert, derweil übt sich ein FCZ-Mann als Good und Bad Cop in Personalunion.



Traumdebüt: Ante Coric trifft in seinem ersten Meisterschaftsspiel
Ante Coric – was für ein Freistoss!

Es ist eine tollkühne Flugbahn, die der Ball nimmt. Aus 23 Metern abgeschossen, steigt er in die Höhe, mit leichtem Seitwärtsdrall und viel Zug, dann schlägt er hoch im Winkel ein, nahe am Pfosten, ziemlich unhaltbar. Ein unverschämt schönes Tor ist Ante Coric in seinem ersten Ligaspiel für den FCZ gelungen. Es ist das 2:1 und die Wende gegen Servette, einen Moment lang ist Coric der Matchwinner (hier geht es zum Spielbericht).



Gewöhnlich schiesst beim FCZ diese Freistösse Antonio Marchesano, der Tessiner hat in dieser Saison bereits viermal per stehenden Ball getroffen. Weil er aber verletzt fehlt, darf Coric schiessen – und kopiert. Der Kroate gibt dann nach der Partie sein Plagiat unverhohlen zu, er habe bei Antonio Marchesano abgeschaut. «Künftig wird derjenige schiessen, der sich besser fühlt.»


Coric und Marchesano sind sich gar nicht so unähnlich, beide spielen am liebsten als Zehner, beide mögen den Ball, beide laufen gerne zwischen die Linien. Für Trainer André Breitenreiter kein Problem, er kann sich vorstellen, beide gleichzeitig einzusetzen. «Ante muss einfach besser sein als die anderen im Mittelfeld.»

Coric kam von der AS Roma, nachdem er dort unangenehme Jahre erlebt hatte. Erst hat es ihm in Rom nicht gereicht, dann wurde er dreimal ausgeliehen (Almeria, Venlo, Olimpija Ljubljana), dreimal ging das Experiment nicht auf. Beim FCZ will man ihm mehr Zeit geben – diese braucht er, das hat das Spiel gegen Servette trotz des Prachtstreffers gezeigt. Spielerisch kann er kaum Akzente setzen, Trainer Breitenreiter lobt ihn darum vor allem wegen seines Spiels gegen den Ball. Nach dem Treffer musste er ihn «erlösen», so sagte er das. Coric war platt.

Yanick Brecher – das sieht nicht gut aus

Es sind die kleinen Entscheide, die manchmal grosse Folgen haben.

Zwei Schritte macht er nach rechts, dann kommt der Ball in hohem Bogen auf ihn zugeflogen, Yanick Brecher muss wieder nach links, es ist zu spät, der Ball schlägt über ihm im Tor ein. Natürlich, Kastriot Imeri hat den Freistoss in der 87. Minute sagenhaft getreten – und doch sieht der Zürcher Goalie bei seinem Abwehrversuch schlecht aus. Da hilft ihm auch nicht, dass er zuvor mehrmals gut gehalten hat.

Es ist ein Tor in einem dummen Augenblick, kurz vor Spielende, den Sieg vor den Augen. Und der Hergang ist ähnlich blöd. Ousmane Doumbia, eigentlich mit gutem Spiel, setzt brüsk zum Foul an. Hätte er die Szene etwas smarter gespielt, Brecher wäre nie in Verlegenheit geraten.



André Breitenreiter – guter Polizist, böser Polizist

Nach der ersten Hälfte spricht André Breitenreiter von «Standfussball». Nach der zweiten von einer «guten Leistung gegen eine grosse Mannschaft». Den späten Ausgleich nimmt er wie ein standhafter Boxer: Gegen aussen zeigt er keinen Schmerz, er bleibt auf den Beinen und besinnt sich auf den nächsten Schlag. Dieser soll am Sonntag kommen, gegen Basel, im Spitzenspiel.

Es ist die Nüchternheit, die den neuen FCZ-Trainer in diesen Tagen besonders auszeichnet. Trotz des formidablen Saisonstarts bleibt Breitenreiter fern von jeglicher Euphorie. Trotz der vielen Punkte findet er immer wieder Anlass zu Kritik an seiner Mannschaft und fügt dann stets an, dass man auf gutem Weg sei. Breitenreiter macht den Good und Bad Cop in Personalunion.

Tatsächlich ist beim FCZ etwas gegangen. Er spielt mutig und manchmal auch risikoreich nach vorne, gerne vertikal und schnell. Es ist die Zusammenfassung von Breitenreiters Philosophie. Das macht die Mannschaft gefährlich, das zeigt das hervorragend herausgespielte Tor von Adrian Guerrero zum Ausgleich. Das stete Pressing öffnet aber dem Gegner auch Räume. Mal für Mal kann Servette in diese stechen, nur dank Rettungsaktionen von Becir Omeragic und Yanick Brecher bleibt der FCZ schadlos.

Es gehört aber auch zum Wesen von Breitenreiter, dass er für diese Anfälligkeit schützende Worte findet. Er habe kaum Räume und Konter von Servette wahrgenommen, sagt er nach dem Spiel, seine Mannschaft habe das sehr gut gemacht. Kann man natürlich so sehen, wenn es läuft.

Die Reaktionskünstler – Lust auf die Wende

Eine Lehre aus den ersten sieben Spielen ist, wie robust und standhaft dieser FCZ über den Sommer geworden ist. Rückstände bringen ihn nicht mehr aus dem Konzept, nein, sie machen ihn noch stärker. Gegen St. Gallen holt man dreimal ein Defizit auf, gegen Luzern dreht der FCZ ein Spiel, gegen GC gelingt die Wende. Und auch gegen Servette steht der Stadtclub vor dem Triumph nach Rückstand. Das ist kein Zufall, das ist ein Muster.

Man kann das als Mentalität beschreiben, als Vertrauen in die eigenen Stärken, als Resilienz, so genau weiss es nicht einmal Trainer Breitenreiter. Sicher ist: Diese Reaktionskraft hat sehr stark mit ihm zu tun.
5.2.22 Derby GCN-FCZ 1:3
Transpi in der SK:
ZÜRI SINDER NO NIE GSI, JETZT SINDER NÖD MAL ME GC

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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 24.09.21 @ 19:19

Vom Kartenhaus zum Spitzenteam

Unter André Breitenreiter hat der frühere Abstiegskandidat eine spürbare Entwicklung hinter sich – der Trainer fordert aber gerade deshalb, weiter schön demütig zu sein.

André Breitenreiter hat gute Laune mitgebracht. Es gibt auch keinen besonderen Grund, dass es anders sein könnte. Die Sonne scheint. Vor allem ist der FC Zürich mit ihm als Trainer so in die Saison gestartet, dass das Wiedersehen mit dem FC Basel am Sonntag wieder einmal an die alten Zeiten erinnert, als ihr Duell zum Klassiker des Schweizer Fussballs wurde.

Breitenreiter hat den Film zum 125-Jahr-Jubiläum des FCZ schon gesehen, und darin nehmen der 13. Mai 2006 und der Gewinn der Meisterschaft speziellen Raum ein. «Der 13. Mai, wo wir …», sagt er und korrigiert sich dann, «wo der Club in letzter Sekunde zugeschlagen hat.»

FCB - FCZ ist Zweiter gegen Erster, «ein brisantes Duell», wie es Breitenreiter sagt. Er gibt sich alle Mühe, die Rollen zurechtzurücken: Er bemüht den Blick auf die Marktwerte der beiden Teams, wo der FCB auf 65 Millionen Euro komme und der FCZ auf 20 Millionen. Die Seriosität solcher Werte lässt sich immer hinterfragen, für Breitenreiter sind sie dennoch ein Indiz, um zu sagen: «Jedem ist bewusst, dass wir klarer Aussenseiter sind.»

Das heisst nun nicht, dass er gleich die weisse Fahne schwenkt. Lieber beginnt er von seinem FCZ zu reden, wie er es bisher gut gemacht hat. «In Basel ist es Cabral», sagt er, «bei uns ist es die Mannschaft. Deshalb haben wir nur als Mannschaft eine Chance. Wir funktionieren exzellent.»

Bild
Das Defensivsystem des FCZ: Das Zentrum wird verdichtet, die Flügel bieten Raum.


Der FCZ ging mit der Hypothek in die Saison, zuvor auf den Rängen 7, 7 und 8 gelandet zu sein. Breitenreiter hat die Aufgabe nicht geschreckt, sondern vielmehr gereizt. Er hat für sich die grosse Chance gesehen, mit der Mannschaft für Aufsehen zu sorgen. So sagt er das. Wäre er nicht davon überzeugt gewesen, dass sie bessere Leistungen abliefern kann als früher, hätte er nicht zugesagt – «da können Sie sicher sein».
Die gut verpackte Kritik

Trotzdem war dieser FCZ kein Anwärter auf einen Spitzenplatz. Auch für Breitenreiter gab es in der Vorbereitung eine Phase, in der er dachte: «Puuhhh. Da haben wir viel zu arbeiten.» Und er hat mit seinen Spielern gearbeitet. Und das 6:1 im abschliessenden Test gegen Kriens hat ihren Glauben gestärkt, dass es gut kommen kann. Und dann haben sie in Lugano auch das Glück gehabt, das es immer braucht, und 2:0 gewonnen. Und so ist ihr Zug ins Rollen gekommen.

Als sie im Derby gegen GC in der 95. Minute trafen, war das schon ihr vierter Sieg in Serie. Breitenreiter schwärmte von der Atmosphäre, er berichtete von Tribünen und Kabinenwänden, die vor lauter Jubel wackelten. Er strahlte. Aber gerade in diesem Moment zeigte sich, welch geschickter Kommunikator er ist. Die Freude nutzte er, um auch eine kritische Botschaft auszusenden. In dem Fall hiess sie: «Wir haben noch viel Luft nach oben.» So hat er das nach jedem Spiel gehalten, auch am Dienstag nach dem 2:2 gegen Servette, als er ungerührt von «Standfussball» während der ersten Halbzeit redete.

Natürlich ist es einfacher, im Erfolg zu kritisieren als im Misserfolg. Breitenreiter wählt diesen Weg bewusst. Er will «lobend kritisieren», die Stärken forcieren und an den Schwächen arbeiten. Und noch etwas kommt dazu. Er vergisst nicht, woher der Verein kommt und was das vordringliche Ziel dieser Saison ist: «Wir wollen so schnell als möglich zeigen, dass wir nicht um den Klassenerhalt kämpfen müssen.»

Wer ihn reden hört, der vernimmt immer wieder Sätze, die für sein Denken stehen, für das Denken des Vereins. Zum Beispiel: «Wir müssen demütig darauf hinweisen, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Sondern sich am Ende darüber freuen zu können, wenn wir es deutlich besser gemacht haben als letzte Saison.» Oder das: «Sicher haben wir es bisher gut gemacht. Wir haben ein Leistungsvermögen, das ausserordentlich gut ist. Aber die Frage ist: An welcher Grenze spielen wir?»

Breitenreiter möchte gern mehr Variabilität. Er lässt trotzdem noch die Finger davon, vom bisher lieb gewonnenen System des 3-4-1-2 abzuweichen, weil sich die Spieler darin sicher fühlen. Er fragt sich eben nicht: Was ist das Beste für mich? Sondern: Was ist das Beste für die Mannschaft?
Die Delle mit 9 Gegentoren

Immer wieder redet er von ihren grossen Entwicklungsschritten. Sie hat eine Widerstandskraft entwickelt, die für sie erstaunlich ist. Es gab Zeiten, da fiel sie bei einem Gegentor zusammen wie ein Kartenhaus. Nur so waren ihre 72 Gegentore in der Saison 2019/20 möglich. Jetzt beginnt sie sich zu wehren, wenn sie zurückliegt. So gewann sie in Luzern oder das Derby nach einem jeweils frühen 0:1. Beim 3:3 in St. Gallen reagierte sie dreimal auf einen Rückstand. Und zuletzt gegen Servette antwortete sie auf ein 0:1. Das hat viel mit Breitenreiter zu tun.

Bild
Das Umschaltspiel des FCZ: Der Ball wird direkt von der Abwehr- in die Angriffszone gespielt.

Nur beim 0:4 in Bern gelang keine Reaktion, weil die Young Boys halt eine andere Qualität haben als der Rest der Liga. Das seien ja «alles Schränke», stellt Breitenreiter fest und deutet damit das Defizit an, das seine Spieler an Grösse haben. Darum sind sie anfällig bei stehenden Bällen. Breitenreiter will die Spieler dafür sensibilisieren, dass sie sich besser verhalten, näher am Gegner sind, auch einmal die Hände weglassen beim Hochspringen.

Solche Sachen gehören zu seinem Plan, jeden einzelnen besser zu machen. Die Mannschaft spult viel mehr Kilometer ab als letzte Saison. 125 waren es gegen YB, über 120 auch gegen Servette. Vorher waren es im Schnitt 112. Mit Dellen muss Breitenreiter auf dem Weg in eine schöne Zukunft fertig werden – wie mit den letzten drei Spielen, die nur mit zwei Punkten, dafür neun Gegentoren endeten. «Neun Tore sind zu viel», sagt er, «natürlich ist es nicht unser Anspruch, auch in den nächsten drei Spielen so viele zu bekommen.» Basel und Cabral sind am Sonntag ein guter Test dafür.

Bild

Das Pressing des FCZ: Oft noch zu wenig genau ausgeführt, was zu Kontern des Gegners führt.


https://www.tagesanzeiger.ch/vom-karten ... 1746136200
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schwizermeischterfcz
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Beitragvon schwizermeischterfcz » 25.09.21 @ 23:35

Aus der NZZ

Ein schönes Jubiläum und ein starker Saisonstart – im FC Zürich geht es voran

Der Zürcher Stadtklub feiert in dieser Saison sein 125-jähriges Bestehen und ist gegenwärtig Tabellenzweiter. Am Sonntag in Basel wird sich zeigen, ob der FCZ bereits an einer Leistungsgrenze steht – oder zu noch mehr fähig ist.

Stephan Ramming
25.09.2021, 04.30 Uhr

Historie spielt dieser Tage eine grosse Rolle im FC Zürich. Gut, 125-jährig wird man nicht alle Tage, sondern halt eben nur ein Mal. Das gehört gewürdigt. Die ziegelsteindicke, aktualisierte Vereinschronik ist schon seit längerem im Umlauf. Die Mannschaft spielt die Feiersaison in Retroshirts mit historisiertem Vereinswappen. Am Montag lädt das Präsidentenpaar Canepa ausgewählte Gäste zur exklusiven Vorpremiere eines «Filmwerkes», in dem Ancillo Canepa sagen wird: «Eins, zwei, drei – Familie. Nummer vier: FCZ.» Heliane Canepa sagt: «Der FCZ ist ein Traditionsklub, für den es sich lohnt zu kämpfen.» Geschichte wird gemacht. Es geht voran.


Drei Jahre gegen den Abstieg

Zwar verhandelt der Fussball immer die Gegenwart. Tradition, Geschichte und Vergangenheit aber haben mal mehr, mal weniger Wirkkraft in der Gegenwart. Als sich André Breitenreiter auf seinen neuen Job als Cheftrainer des FC Zürich vorbereitete, studierte er deshalb auch die Geschichte des Klubs. «Ich habe den Film gesehen», sagte er im Sommer, «ein super Film», für ihn sei der FCZ wie «Klein-Schalke». Also ein Klub wie Schalke 04, einer von Breitenreiters früheren Arbeitgebern. Auf Schalke veräussert sich die Geschichte einer ganzen Region in Emotionen. Breitenreiter hat seine Lektionen gelernt, vor der Geschichte in der Gegenwart zu bestehen. Denn dafür ist er zuständig: die Gegenwart. Das nächste Training, das nächste Spiel, die täglich tausend kleinen Entscheidungen, die in der Summe das ergeben, was auf dem Platz zu sehen ist und sich in der Tabelle abbildet. Beim FCZ sieht das alles gerade ziemlich gut aus.

14 Punkte in den ersten 7 Spielen, Tabellenzweiter: So präsentiert sich Breitenreiters Startbilanz, am Sonntag geht es zum Leader nach Basel, der nur einen Punkt mehr hat. Eine geschichtsträchtige Ausgangslage, weil sie an den 13. Mai 2006 erinnert. Damals siegte der FCZ in der 93. Minute in Basel und luchste dem FCB noch die Meisterschaft ab. «Natürlich weiss ich um die legendäre Bedeutung des Datums in der FCZ-Geschichte», sagt Breitenreiter, «aber das ist nun mal Vergangenheit.» Lieber zitiert er den Präsidenten, der «den Blick in den Rückspiegel» wieder vermehrt gepflegt haben will. «Der FCZ hat in den letzten drei Jahren gegen den Abstieg gespielt – deshalb muss es unser allererstes Ziel sein, den Abstand nach hinten möglichst gross zu halten und möglichst rasch zu zeigen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.» Bodenhaftung oder Demut sind die Stichworte, die Breitenreiter sich, den Spielern und dem Klub für die alltägliche Arbeit verordnet hat.


Der Trainer ist nicht überrascht, dass der Start so gut gelungen ist wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber er weiss durchaus, dass der FCZ die Öffentlichkeit überrascht hat. Und auch die Konkurrenten. «Der FCZ ist wieder gefestigt, die Mannschaft hat Selbstvertrauen, mehr Speed, ist physisch verbessert, und wenn sie etwas nachlässt, weist der Trainer sofort darauf hin», sagt der Basler Coach Patrick Rahmen. «Wo stehen wir? An einer Leistungsgrenze?», fragt Breitenreiter. Der 47-jährige Deutsche ist ein geschickter Rhetoriker. Aber war bei seinen Vorgängern im FCZ schliesslich viel zu hören und wenig zu sehen, lösen die Auftritte der Mannschaft einiges von dem ein, was Breitenreiter als seine Spielidee bezeichnet.

Mit Leidenschaft, schnell, offensiv und nach vorne orientiert – so will Breitenreiter mit seinem Team auftreten. Unter seiner Anleitung ist aber auch zu sehen, was damit gemeint ist. Beispiel: Ousmane Doumbia fiel in der letzten Saison als Balleroberer auf, der sofort den einfachen Quer- oder Rückpass spielte. Jetzt aber dreht sich der gleiche Doumbia in Ballbesitz Richtung gegnerisches Tor, läuft und sucht die Vertikale, wenn es die Situation zulässt. Ähnliches ist auch bei anderen Spielern zu beobachten. Assan Ceesay ist technisch noch immer limitiert, aber er nutzt seine Geschwindigkeit plötzlich viel besser und wirkt, als habe er sich neu erfunden. Ein wichtiger Faktor sind auch die neuen Spieler. Moritz Leitner, Akaki Gogia, Adrián Guerrero und andere haben sich ins Gefüge eingepasst und helfen der Mannschaft beim Umsetzen von Breitenreiters Vorgaben.


Der frische Wind

So hat der FCZ ziemlich viel Freude bereitet zum Saisonstart, die Fans jubeln auch dann, wenn wie gegen Servette am Dienstag wenige Minuten vor Schluss der Ausgleich fällt – weil er nicht passiert nach einem welken Zusammensacken wie so oft in den letzten Saisons, sondern weil dem Gegner ein prächtiges Freistosstor gelingt. Es scheint ein neuer Wind zu wehen im FCZ. Vielleicht erlahmt er schon bald zum Lüftchen. Vielleicht endet er aber auch in einem goldenen Eintrag im Geschichtsbuch über das 126. FCZ-Jahr.
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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Jure Jerković
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Re: Medien

Beitragvon Jure Jerković » 27.09.21 @ 6:42

Tagi, Florian Raz

Und André Breitenreiter tut einen Teufel

Der FC Zürich verliert das Spitzenspiel in Basel 1:3 und kann sich die Tabellenführung nicht zurückholen. Noch fehlt den Zürchern in Spitzenspielen das gewisse Etwas.

Ein Lächeln huscht über das Gesicht von André Breitenreiter. Dann sagt er: «Einen Teufel werde ich tun.» Er ist noch gar nicht so lange Trainer des FC Zürich. Und doch muss ihm dieses Gefühl schon viel zu bekannt vorkommen. Der Deutsche sitzt nach einem Spitzenspiel da und hat zu erklären, warum seine Mannschaft ein Spiel nicht gewonnen hat, obwohl sich alle Zürcher eigentlich einig sind, dass sie ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen aufgetreten sind.

Breitenreiter könnte es sich nach dem 1:3 beim FC Basel einfach machen. Er könnte auf seinen Spielplan verweisen, der eigentlich hätte aufgehen müssen. Er könnte erklären, dass er als Trainer nun mal keine Tore erzielt. Dass er seinen Spielern nur einen oder vielleicht auch zwei, drei Pläne mit Hinweisen darauf mitgeben kann, wie sie zu den entscheidenden Treffern kommen.
Die Zürcher beweisen auch in Basel, dass Breitenreiter ihnen diese Pläne mit aufs Feld gibt. Assan Ceesay rennt am Flügel in jeden Meter Freiraum, den er nur entdecken kann. Antonio Marchesano verbindet mit seinen Direktpässen Mittelfeld und Angriffszone. Adrian Guerrero rennt so häufig in den gegnerischen Strafraum, dass er nicht wie einer wirkt, der auf seiner linken Seite durchaus noch ein paar defensive Aufgaben zu erledigen hat.

In Basel ist es wie in Bern

Es ist wie in Bern gegen die Young Boys. Der FCZ beginnt ein Spitzenspiel stark, er ist die stilsicherere Mannschaft. Und er hat die Gelegenheit, in Führung zu gehen. Diesmal ist es Marchesano, der in der 12. Minute scheitert. Er tanzt sich durch vier, fünf Basler. Am Ende wehrt Heinz Lindner den Schuss ab, und die Zürcher Nummer 10 sagt: «Wäre der reingegangen, hätten wir vielleicht ein anderes Spiel gesehen.»
Auch das ist wie beim 0:4 gegen YB: Die Zürcher sind am Ende in dem Modus, den der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin gerne mit «hätte, hätte, Fahrradkette» beschreibt. Sie trauern ihren Chancen nach. Sie loben sich für ihren Mut, für ihr starkes Spiel. Und sie tun das, während sich der Gegner vor einer prächtigen Kulisse feiern lässt.
27’264 Menschen sind in den St.-Jakob-Park gekommen. Der Klassiker, der seit 2014 fast tot darniederlag, weil er seither nie mehr das Aufeinandertreffen zweier Spitzenteams war, er lebt wieder.
Ob das jetzt ein verdienter oder ein glücklicher Sieg für seinen FCB sei, wird Patrick Rahmen danach gefragt. «Na ja», meint der Basler Trainer und vermeidet geschickt beide Wörter in seiner Antwort: «Ich glaube, wir waren effizienter.»

Wer es ganz drastisch ausdrücken möchte, könnte auch sagen: Der FCZ hat an diesem Nachmittag ein System. Und der FCB hat die entscheidenden Einzelspieler. Das 1:0 nach einer halben Stunde? Ein Zufallsprodukt nach einem weiten Abschlag von Goalie Lindner, das veredelt wird, weil Dan Ndoye und Liam Millar so viel Geschwindigkeit aufnehmen, dass sie die kurze Unordnung im Zürcher Abwehrverbund ausnutzen.
Das 2:0 in der 73. Minute: ein Weitschuss von Pajtim Kasami, der via FCZ-Goalie Yanick Brecher und Pfosten Ndoye vor die Füsse fällt.

Ach, welch ein Gegentor …

Und schliesslich das 3:1 in der 82. Minute, nachdem Marchesano mit einem verwandelten Foulelfmeter kurz die Hoffnung zurückgebracht hat. Ach, welch ein Gegentor … FCB-Stürmer Arthur Cabral drischt nach einer Zürcher Ecke den Ball im hohen Bogen aus dem eigenen Strafraum in die Zürcher Hälfte. Ousmane Doumbia als letzter FCZ-Feldspieler und Goalie Brecher spielen «Lass du, ich nehm ihn auch nicht». Und so darf schliesslich Ballwegdrescher Cabral auf Pass des gedankenschnellen Joelson Fernandes sein bereits elftes Ligator der Saison erzielen.
Und da wäre er dann, der Moment, in dem der FCZ-Trainer darauf hinweisen könnte. Darauf, dass die Qualität seiner Offensivspieler nicht so ist, dass sie ihm einen Sieg schenkt, wie ihn sein Antipode Rahmen erleben darf. Ein Sieg, für den vorne ein paar Funken individueller Klasse reichen – und hinten Abgeklärtheit gepaart mit etwas Glück.
Breitenreiter sagt stattdessen: «Einen Teufel werde ich tun. Ich werde nicht unseren Plan loben und die Spieler verdammen, weil sie die Tore nicht erzielen.» Lieber redet er darüber, dass er jetzt halt noch mehr Stresssituationen üben will im Training. Dass seine Spieler noch häufiger zu hören bekommen, sie sollten mit dem Innenrist abschliessen «und nicht Vollspann in die Wolken».
Wobei Adrian Guerrero diese Lektion bereits mitbekommen hat. Als er in der 70. Minute wenige Meter vor dem Basler Tor an den Ball kommt, nimmt er die Fuss-Innenseite. Noch so ein Moment, in dem der FC Zürich Leader der Super League werden könnte. Doch Guerrero schiebt den Ball an den Pfosten, der FCZ rutscht nach vier Spielen ohne Sieg hinter Basel und YB.
Und André Breitenreiter stellt fest: «Wir spielen attraktiv, wir spielen mutig. Aber es fehlen noch ein paar Prozentpunkte, um an die ganz grossen Teams wie Basel oder YB heranzukommen.»
RIP Jure. Du warst einer der Besten, die je für den FCZ gespielt haben!

yellow
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Re: Medien

Beitragvon yellow » 27.09.21 @ 14:48

Dieser TA-Text bringt zwar nicht wirklich etwas Neues, aber ich mag diese Texte, die einzelne Spieler etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Quelle TA-online Florian Raz (Montagmorgen)

Aufgefallen bei FCB - FCZJa, Blerim Dzemaili kann das noch
Beim 1:3 des FC Zürich in Basel bietet sich ein Alter als neue Alternative an. Und zwei wissen ganz genau, wie Situationskomik geht.
Ousmane Doumbia und Yanick Brecher – wie Pat und Patachon
Der eine sollte mehr zum Ball rennen. Oder der andere. Vermutlich sogar beide. Stattdessen halten sich Ousmane Doumbia und Yanick Brecher in der 82. Minute an das Prinzip von Pat und Patachon. Die Filmkomiker wussten schon 1921: Wenn zwei in schöner Synchronität das Gegenteil dessen tun, was wir alle erwarten, entstehen überraschende Momente, die in Erinnerung bleiben.
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Und ja, dieses 3:1 für den FCB entsteht überraschend – ein Basler Befreiungsschlag in die Zürcher Hälfte. Ein locker zurückjoggender Doumbia, der davon ausgeht, dass sein Goalie Brecher schon auf den Ball gehen wird. Ein Brecher, der sich aus Furcht vor einem Kopfballduell 40 Meter vor dem eigenen Tor in seinen Strafraum zurückzieht. Ein Joelson Fernandes, der mit seinem Sprint beide reichlich unvorteilhaft aussehen lässt. Und ein Cabral, der nach 80 Metern Sprint das Spiel entscheidet.
André Breitenreiter verteilt die Schuld am Gegentor danach salomonisch zwischen Doumbia und Brecher: «Doumbi verlässt sich auf Yanick, der weit draussen steht. Aber trotzdem musst du als letzter Feldspieler durchziehen. Und Yanick kann mutiger gegen vorne verteidigen.» Dann stellt er ganz grundsätzlich fest: «Ohne Fehler gäbe es keine Tore. Und ohne Tore kämen keine Zuschauer mehr ins Stadion, weil es dann langweilig wäre.» Noch so ein Kenner von Pat und Patachon.

Blerim Dzemaili – ja, er kann es noch
Es war hier, in diesem Stadion, als Blerim Dzemaili alle träumen liess, die den FCZ mögen. In seinem ersten Spiel in der Rolle des zurückgekehrten Sohnes zauberte der Mittelfeldspieler. Er trug die Zürcher zu einem 4:1 beim FCB. Fast exakt acht Monate ist das her. Seither sind einige Spiele und Verletzungen gefolgt, die die Frage aufkommen liessen: Kann er das eigentlich noch?
Eine endgültige Aussage dazu kann dieser Septembersonntag nicht liefern. Möglich, dass der 35-Jährige nie mehr so viele Kilometer fressen wird wie Moritz Leitner. Denkbar, dass er nicht mehr Dutzende Zweikämpfe pro Spiel bestreiten kann wie Ousmane Doumbia. Vermutlich geht ihm die jugendliche Frische eines Bledian Krasniqi ab.
Aber einen Seitenwechsel über 70 Meter passgenau in den Lauf seines Mitspielers? Kann er noch. In Bedrängnis clever ein Foul ziehen und danach den Infight mit zwei Gegnern suchen, um die Atmosphäre noch etwas anzuheizen? Ja, kann er noch. Einen Ball, der auf dem miserablen Basler Rasen Zentimeter vor seinem Fuss aufspringt, trotzdem perfekt und direkt so zur Mitte spielen, dass Adrian Guerrero das 1:1 erzielen müsste? Ja, aber natürlich kann er das noch.
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Und so wird Dzemaili kaum innert kürzester Zeit zum unbestrittenen Alphatierchen im FCZ-Mittelfeld aufsteigen. Aber als Impulsgeber in schwierigen Momenten? Als Rhythmuswechsler oder Inspirationsquelle? Ist er ab sofort wieder eine Option.

Nikola Boranijasevic – der Stellvertreter
Spielt er schlecht? Nicht wirklich. Trägt er Schuld an der Niederlage? Nicht mehr als andere. Hat er sie verhindert? Genauso wenig wie der Rest des FCZ. Darum ist Nikola Boranijasevic der perfekte Stellvertreter für seine ganze Mannschaft.
Er ist wahnsinnig viel unterwegs auf seiner rechten Seite. Ganz früh könnte er mal schiessen und macht stattdessen einen Haken. Gleich nach der Pause schiesst er stramm – aber genau in die Hände des wartenden FCB-Goalies Heinz Lindner. Häufig könnte er mit einem perfekten Pass eine gefährliche Situation heraufbeschwören – und trifft nur das Bein eines Baslers.
Er ist der gute Ansatz, der in der Offensive nicht ganz reicht zum Erfolg.
Und er ist das kurze Zögern, das in der Defensive Tore des Gegners ermöglicht. Beim 0:1 glaubt Liam Millar an eine Flugbahn des Balles, die Boranijasevic erst erkennt, als es zu spät ist. Beim 0:2 löst sich Dan Ndoye von ihm, dem gleich darauf der Ball via Pfosten auf den Fuss fällt.
Das alles sind keine groben Fehler. Es sind ganz kleine Momente. Blöd nur für den FCZ, dass es die kleinen Momente sind, die dieses Spitzenspiel zugunsten des FCB entscheiden.
Urs Fischer«Ich staune immer wieder, wie viele Leute sich äussern und das Gefühl haben, dass sie Bescheid wissen»

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tato
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Re: Medien

Beitragvon tato » 27.09.21 @ 15:15

yellow hat geschrieben:Dieser TA-Text bringt zwar nicht wirklich etwas Neues, aber ich mag diese Texte, die einzelne Spieler etwas genauer unter die Lupe nehmen.
(...)
Nikola Boranijasevic – der Stellvertreter
Spielt er schlecht? Nicht wirklich. Trägt er Schuld an der Niederlage? Nicht mehr als andere. Hat er sie verhindert? Genauso wenig wie der Rest des FCZ. Darum ist Nikola Boranijasevic der perfekte Stellvertreter für seine ganze Mannschaft.
Er ist wahnsinnig viel unterwegs auf seiner rechten Seite. Ganz früh könnte er mal schiessen und macht stattdessen einen Haken. Gleich nach der Pause schiesst er stramm – aber genau in die Hände des wartenden FCB-Goalies Heinz Lindner. Häufig könnte er mit einem perfekten Pass eine gefährliche Situation heraufbeschwören – und trifft nur das Bein eines Baslers.
Er ist der gute Ansatz, der in der Offensive nicht ganz reicht zum Erfolg.
Und er ist das kurze Zögern, das in der Defensive Tore des Gegners ermöglicht. Beim 0:1 glaubt Liam Millar an eine Flugbahn des Balles, die Boranijasevic erst erkennt, als es zu spät ist. Beim 0:2 löst sich Dan Ndoye von ihm, dem gleich darauf der Ball via Pfosten auf den Fuss fällt.
Das alles sind keine groben Fehler. Es sind ganz kleine Momente. Blöd nur für den FCZ, dass es die kleinen Momente sind, die dieses Spitzenspiel zugunsten des FCB entscheiden.


Auch ich mag diese Spotlights auf einzelne Protagonisten.

Und wie Florian Raz hier unseren Bora 'porträtiert' spricht mir aus dem Herzen. Gestern war definitiv nicht Boras Tag...
Sektion rosarote Brille


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