Beitragvon Mushu » 16.05.21 @ 13:33
Ancillo Canepa nach dem Ligaerhalt
So will der FC Zürich in die Zukunft gehen
Obwohl sie dem Abstieg entronnen sind, muss sich bei den Zürchern einiges ändern. Der Präsident erklärt, welche Spieler er für die kommende Saison sucht.
Florian Raz
Publiziert heute um 13:05 Uhr
Es ist der Abend der fruchtlosen Zürcher Wiederholungen. Einmal, zweimal, dreimal versucht Nathan in der vierten Minute die Gefahr zu bannen. Er produziert zwei Luftlöcher und eine Notbremse. Einmal, zweimal, dreimal steigt Blerim Dzemaili in einen entscheidenden Zweikampf. Er verliert sie alle. Einmal, zweimal, vielmal beruft sich Massimo Rizzo nach dem 0:4 beim FC Basel auf Nathans frühe Rote Karte. Er wirkt in seinen Erklärungen nicht weniger kraftlos.
Immerhin zweimal wird Ancillo Canepa nach der Zukunft seines Trainers befragt. Der Präsident des FC Zürich gibt keine Antwort.
«Ich rede grundsätzlich nicht mehr über Trainer»
Das heisst, Canepa sagt schon etwas auf die Frage, ob er mit Rizzo in die kommende Saison gehen werde. Erst fallen Worte wie «ruhige Analyse» oder «schauen, was wir alles verändern wollen». Und auf die Feststellung hin, dass das nicht gerade wie ein flammendes Plädoyer für den aktuellen Angestellten klinge, erklärt Canepa: «Ich rede grundsätzlich nicht mehr öffentlich über meinen Trainer.» Ob der nach dieser Aussage ruhiger schlafen wird?
Klar ist, dass Rizzo noch einen Vertrag bis Juni 2022 besitzt. Und dass er vor den Augen seines Vorgängers Ludovic Magnin im St.-Jakob-Park keine Argumente für sich sammeln kann. Er stellt ein Team auf, das eigentlich nur eine Aufgabe hat: Tore verhindern. Und verzichtet dafür auf Antonio Marchesano, seinen besten Torschützen. «Die Idee war, mit 0:0 oder 0:1 in die Pause zu gehen», erzählt Rizzo danach, «und dann wollten wir mit Einwechslungen etwas bewegen. Wir hatten einen Matchplan!»
Bloss hält der Plan keine vier Minuten. Dann kommen Dzemailis erster verlorener Zweikampf und Nathans Husarenstück dazwischen. Daraufhin reagiert Rizzo erratisch. Erst stellt er Dzemaili in die Innenverteidigung und erklärt das damit, er habe «wenig Zeit» gehabt. Als ob nicht jeder Trainer der Super League Pläne für den Fall einer Roten Karte gegen sein Team bereit halten würde.
Aber egal, ob spontan oder länger geplant: Es ist keine gute Idee, Dzemaili neben den unerfahrenen Lindrit Kamberi zu rücken. Die Zürcher werden von den Baslern gnadenlos eingeschnürt. Und irgendwie ist es sinnbildlich, dass Dzemaili wie vor dem Platzverweis auch bei den ersten beiden Gegentoren wichtige Duelle verliert.
Was bloss mit Dzemaili anfangen?
Seit der Ankunft des verlorenen Sohnes weiss Rizzo nicht so richtig, was er mit diesem Dzemaili anfangen soll. Zweimal ist der Trainer sogar von seinem System abgewichen, um für den 35-Jährigen einen passenden Platz im Zürcher Gefüge zu finden. Erfolglos.
Vermutlich wäre die richtige Antwort, Dzemaili erst dann wieder einzusetzen, wenn sein Körper den Rhythmus der Liga gehen kann. Aber für eine derartige Entscheidung fehlt Rizzo wohl das Gewicht im Club.
Und so schiebt er in diesem Spiel Dzemaili vom Mittelfeld in die Abwehr. Und von dort wieder zurück, weil schnell ersichtlich wird, dass das wirklich keine gute Idee ist. 2:0 führen die Basler da bereits. Aber das ist irgendwie schon egal. Weil klar ist, dass dieser FCZ an diesem Abend aber auch gar nichts auf die Reihe bringen wird. Und somit sowieso auf die Hilfe auf fremden Plätzen angewiesen ist.
Immerhin – die kommt. Der FCZ wird weiter in der Super League spielen. «Ich danke Lugano und Servette, dass sie ihre Arbeit erledigt haben», darf Canepa darum sagen. So kann er sich immerhin einen netten Sonntag gönnen. Danach geht es an die Planung der kommenden Saison. Es klingt nicht danach, als ob es eine ruhige Transferperiode werden würde.
Acht Spielerverträge laufen beim FCZ aus. Und der Präsident glaubt, seine Lehren aus einer weiteren verpatzten Saison gezogen zu haben: «Wir wollen jetzt nur noch Spieler, die wirklich mit Druck umgehen können.» Letzte Saison waren Fussballer gesucht, die spielerische Lösungen bieten, diese Saison waren es Männer mit «Grinta», ergo Mumm. Jetzt also Spieler, die unter Druck aufblühen.
Die Anspruchshaltung bleibt
Das Anforderungsprofil verändert sich beim FCZ immer wieder mal ein wenig. Die Anspruchshaltung aber bleibt. Er sei «extrem enttäuscht» über den Verlauf der Saison, sagt Goalie und Captain Yanick Brecher. Und: «Der FCZ gehört auf die europäischen Plätze. Ohne Wenn und Aber.»
Aus Brecher spricht das stolze Selbstverständnis, das der FC Zürich immer noch hat. Die Realität sieht in dieser Saison so aus: Cup-Out gegen den vermutlichen Absteiger aus der Challenge League. Zum dritten Mal in Serie eine Platzierung in der Super League, die nicht besser ist als Rang sieben. Und Freude über Niederlagen von Vaduz und Sion.