Bei dieser Geste von Dzemaili geht Rizzo das Herz auf
Blerim Dzemaili trainiert ein erstes Mal mit dem FCZ und sagt schon mal, auf welcher Position er sich spielen sieht.
Der vermutlich wichtigste Moment könnte an diesem weissen Trainingsauftakt leicht übersehen werden. Das Präsidenten-Ehepaar Canepa ist längst samt Hunden im Schneetreiben verschwunden. Die meisten Spieler des FC Zürich stehen nach fast zwei Stunden um die Getränkeflaschen im Zentrum.
Sechs tragen noch ein Tor vom Rasen. Einer von ihnen: Blerim Dzemaili, der verlorene Sohn, der mit 34 Jahren noch einmal zu seinem Stammclub zurückgekehrt ist. Der Mann mit drei WM-Teilnahmen und neun Titeln im Palmarès, der bei zwei von drei FCZ-Meisterschaften im aktuellen Jahrtausend dabei war.
Es ist der Moment, in dem Massimo Rizzo das Herz aufgeht. «Das ist es doch», sagt der frisch bestätigte Cheftrainer des FCZ kurz darauf, «es ist eine Kleinigkeit. Aber eine, die auffällt. Ihnen, mir und natürlich auch den Mitspielern.»
Für Rizzo ist Dzemailis Griff zur Torstange ein Hinweis darauf, wie sich der Mittelfeldspieler in der Mannschaft präsentieren will. Als einer, der hilft, der mit anpackt. Und nicht als alternder Star, der sich nur widerwillig dazu herablässt, zum Karrierenausklang wieder auf der kleineren Schweizer Bühne aufzutreten. Rizzo sagt: «Es geht darum, wie er sich in der Mannschaft gibt. Dann kommt die Akzeptanz der anderen von allein.»
Dzemaili beweist also gleich bei seinem ersten Auftritt mit seinem alten Club und seiner neuen Mannschaft ein Gespür für die kleinen Gesten. Und damit auch eine gewisse Routine, was den ersten Arbeitstag in einem neuen Arbeitsumfeld betrifft.
Die hat er sich in den Jahren seit seinem Abgang aus Zürich aneignen können. Bei neun Clubs stand er seit 2007 unter Vertrag, ehe er wieder nach Zürich zurückgefunden hat.
Bei seinem letzten Arbeitgeber, dem Shenzhen FC, lief es Dzemaili gar nicht nach Wunsch. Keine Sekunde spielte er für den chinesischen Zweitligisten, ehe er seinen Vertrag auflöste. Vier Monate lang hat er seither kein Mannschaftstraining mehr bestritten. Dzemailis letzter Auftritt in einem Wettbewerbsspiel liegt knapp 13 Monate zurück.
Aber jetzt steht er wieder auf einem Fussballplatz. Und geniesst das auch bei Minustemperaturen und Schnee. «Ich habe es vermisst», stellt er fest, «ich habe immer gesagt, dass ich so lange weiterspiele, wie es mir Spass macht. Und im Moment freue ich mich auf jedes Training.»
Um möglichst bereit zu sein, hat sich Dzemaili vor dem Trainingsstart individuell «zwei, drei Wochen intensiv» fit gemacht. Aber weil Fussball mehr ist «als bloss rennen», gibt er sich noch etwas Zeit: «Wichtig werden die Testspiele, um Spielminuten zu sammeln.»
Und danach? Macht er sich erst mal «überhaupt keinen Druck». Auch wenn er weiss, dass mit seiner Rückkehr Erinnerungen wach werden an eine Zeit, in der der FCZ das Mass aller Dinge war im Schweizer Clubfussball. Trotzdem erklärt Dzemaili nüchtern: «Wenn man von mir erwartet, dass ich mit dem FCZ Meister werden muss, hat man komplett falsche Erwartungen.»
Er sagt das mit Blick auf seine Zürcher Vergangenheit: «Wir waren im ersten halben Jahr unter Lucien Favre Tabellenletzter, ehe wir angefangen haben, gut zu spielen.» Er sagt es aber wohl auch mit Blick auf das aktuelle Kader: «Damals wurden auch ein paar wichtige Transfers gemacht, was im Moment einfach schwierig ist. Und Transfers machen den Unterschied.»
Eine Nummer hat Dzemaili derzeit noch nicht. Seine 7 aus alten FCZ-Zeiten trägt derzeit Adrian Winter. Und die 31, die Dzemaili zuletzt ans Herz gewachsen ist, ist von Mirlind Kryeziu besetzt. Also prangt auf seiner Brust noch das «R2» des Reservespielers.
Klar aber, dass er sich in der Mannschaft nicht als Reservist sieht. Und auch weniger als Zehner, wie er ihn im Nationalteam so oft geben musste, weil alle anderen Plätze schon vergeben waren. Beim FCZ aber sieht er sich als einer von zwei Sechsern im defensiven Mittelfeld: «Das ist meine Position, da werde ich wohl auch spielen.»
Ein feines Lächeln umspielt die Lippen seines Trainers, als er von den klaren Vorstellungen seines Neuzugangs hört. Massimo Rizzo weiss, welchen Willen Dzemaili entwickeln kann. Schliesslich kennen sich die beiden aus einer ganz anderen Konstellation. Als der junge Dzemaili im Büro des FCZ seine Lehre absolvierte, war Rizzo als administrativer Mitarbeiter oft sein Ansprechpartner.
Wobei der Bürojob eher nicht Dzemailis erste Priorität war, wie sich Rizzo zurückerinnert: «Für ihn war damals total klar: Ich werde Fussballprofi. Er war überzeugt – und seine Karriere hat ihm recht gegeben.»
Damals sass Dzemaili im FCZ-Büro am Schreibtisch hinter Rizzo. Jetzt ist Rizzo Dzemailis Cheftrainer. Und muss darüber selbst lachen: «Wenn mir das jemand vor zehn Jahren ge