Beitragvon chuk » 05.11.20 @ 9:07
Massimo Rizzo wieder, der Langweiler
Beim 1:0-Sieg des FC Zürich gegen den FC Basel wird ein wenig geschwindelt. Der FCZ-Trainer lässt sich ein bisschen in die Karten gucken. Und wenigstens einer aus der Region Basel gehört zu den Gewinnern.
Florian Raz
Massimo Rizzo, der alte Langweiler
Taut da einer etwa so ganz langsam und vorsichtig auf? Die Kabel der TV-Kameras sind bereits eingerollt im Letzigrund, als sich Massimo Rizzo noch einmal in Richtung der Medienleute umdreht und sagt: «Ich bin halt langweilig.» Meint er natürlich nicht so. Der Satz ist bloss Beweis dafür, wie bewusst er seine Der-FCZ-steht-über-allem-Aussagen und die Jetzt-zählt-das-nächste-Spiel-Phrasen einsetzt.
Seinem Team jedenfalls tut Rizzos Langeweile bislang gut. Er setzt gegen Basel von Beginn weg auf die elf Spieler, die auch schon beim 4:1 in Vaduz von Anfang an gespielt haben. Und er lässt sie wieder ein klassisches 4-4-2 spielen, in dem sich die Räume am und im eigenen Strafraum so gut verdichten lassen, dass der Gegner den nächsten Angriff am liebsten gar nicht erst auslösen würde.
Rizzo ist auf und neben dem Feld vorsichtig. Auswechslungen setzt er nur sehr dezent ein: drei statt der erlaubten fünf – und auch die erst recht spät und bloss in der Offensive.
Möglich, dass es den angriffigeren, den etwas übermütigen Rizzo auch gibt. Sehen wird man den aber frühestens, wenn er tatsächlich zum fixen Cheftrainer ernannt wird. Gesunken sind seine Chancen mit diesem Sieg sicher nicht.
Fidan Aliti, der einsame Basler
Eigentlich hat Fidan Aliti an diesem Abend eine ganz unangenehme Aufgabe vor sich. Auf seiner Seite trommelt und wirbelt einer dieser vielen XY-Messis, die es auf dieser weiten Fussballwelt gibt. Edon Zhegrova wird «Kosovo-Messi» gerufen – aber er kommt an diesem Abend der aktuellen Formkurve des Originals ziemlich nahe. Es gelingt ihm nichts bis gar nichts.
Und das darf sich FCZ-Linksverteidiger Aliti zu einem grossen Teil auf seine Fahne schreiben. Nichts deutet darauf hin, dass der 27-Jährige erst sein zweites Spiel für den FCZ bestreitet. War die linke Abwehrseite jahrelang ein steter, wunder Punkt der Zürcher, ist sie neuerdings ein Hort der Ruhe und Abgeklärtheit.
Und so sorgt Aliti dafür, dass sich an diesem Abend wenigstens einer aus der Region Basel freut: Aliti ist an der Stadtgrenze zu Basel aufgewachsen, lebt heute wieder im Baselbiet.
Benjamin Kololli, der Überraschungsknabe
Doch, doch, Sie sehen schon richtig: Benjamin Kololli (l.) beteiligt sich hier an einem defensiven Zweikampf.
Claudio Thoma/Freshfocus
Er wird doch nicht? Oder vielleicht doch? Wird aus Benjamin Kololli mit seinen 28 Jahren tatsächlich noch so etwas wie ein Teamspieler? Der Mann, dessen Bild in Zürich unter anderem durch jenen Panenka-Penalty in der Europa League gegen Napoli geprägt wird, als er sein recht nutzloses 1:3 feierte, als stehe er im Final der Champions League?
Gegen Basel jedenfalls sammelt Kololli so viele Minuten in der Defensive, wie er unter Magnin höchstens in vier Spielen zusammengezählt erreicht hätte. Ja, kurz vor Schluss bejubelt er, der sich sonst über Tore und Assists definiert, gar einen gewonnenen Pressschlag. Das dann aber wenigstens wieder in einer Manier, die auch auf eine grössere Bühne gepasst hätte. Benjamin Kololli verliert sich also doch nicht ganz.
Antonio Marchesano, der kleine Schwindler
Ist es der Kopf, ist es die Schulter? «Ich muss mir das nachher im Fernsehen noch einmal genauer anschauen», sagt Antonio Marchesano zu seinem Tor des Abends und strahlt dabei wie ein Marienkäfer. Klar weiss er, dass er den Treffer mit der Schulter erzielt hat. Aber wer als 168-Zentimeter-Mann gegen den FCB in der Luft ein Tor erzielt, der darf auch mal ein wenig schwindeln.
Wenn es neben Trainer Rizzo einen zweiten Kopf gibt, der für den Wandel des FCZ seit der Trennung von Ludovic Magnin steht, dann ist es der Tessiner. Schon in Vaduz spielte er wie aufgedreht. Gegen Basel ist er weniger aktiv, dafür entscheidet er das Spiel. Und er treibt seine Mitspieler lautstark an. Immer und immer wieder.
Fast wirkt es, als ob er seit Magnins Abschied etwas zu beweisen hätte. Auf jeden Fall ist er in der aktuellen Form ein Führungsspieler, wie ihn der FCZ seit langer Zeit vermisst hat.
Assan Ceesay, der bessere Doppelgänger
Es muss zwei Assan Ceesays geben. Einen, der im Sommer 2018 in Zürich gelandet ist. Einen, den man damals nach Betrachtung eines einstündigen Abschlusstrainings am liebsten in den Arm genommen hätte, weil ihm nichts – aber auch rein gar nichts gelingen wollte. Einen, der in Zürich nicht vermisst wurde, als er nach Osnabrück verliehen wurde.
Und dann gibt es jenen Assan Ceesay, der seit dieser Saison wieder im Kader des FCZ steht. Einen, der nicht bloss rennt, so weit ihn seine dünnen Beine tragen. Sondern der dabei auch so stupende Technik an den Tag legt wie in der 14. Minute, als er Gegenspieler Eray Cömert mit einer federleichten Finte aussteigen lässt. Einen, der sich im Duell mit Jasper van der Werff so lange behauptet, bis er Mitspieler Marchesano das 1:0
mit einer wunderbaren Flanke offeriert.
Nur einmal, da sehen sich die beiden Ceesays ähnlich. Als der aktuelle FCZ-Stürmer in der 16. Minute allein vor Goalie Djordje Nikolic steht – und vergibt.