Beitragvon DJ Danny Walter » 25.01.20 @ 8:39
Nach den Zweifeln das Vertrauen
Magnin zwei weitere Jahre im FCZ
FLURIN CLALÜNA
Am Freitagmittag hat der FC Zürich ein unspektakuläres Communiqué verschickt, dessen Inhalt schon alle kannten, die sich mit dem Verein beschäftigen. Der im Sommer auslaufende Vertrag mit dem Trainer Ludovic Magnin wird um zwei Jahre verlängert. Das klingt unverfänglicher, als es ist. Es ist noch gar nicht lange her, dass Magnin angezählt war, und das nicht nur in der Öffentlichkeit. «Ich weiss, wer auch in den schwierigen Zeiten hinter mir stand», sagte Magnin am Freitagnachmittag. Er spielte auf die Krisenwochen Anfang Saison an. Damals stand Magnin bloss deshalb nicht unmittelbar vor der Entlassung, weil das Präsidentenpaar Ancillo und Heliane Canepa nichts von einer Trennung wissen wollte und an ihm festhielt.
Andere im Verein waren skeptischer. Der Sportchef Thomas Bickel war zuletzt immer wieder eine Art Advocatus Diaboli, der auch an Alternativen zu Magnin dachte. Das gehört sich so als Sportchef, es zeigt aber auch, dass Magnins Zukunft beim FCZ nicht naturgegeben ist. Zweifel gab es auch am Zeitpunkt der Vertragsverlängerung. Der FCZ hat unlängst schon einmal vorzeitig einem Trainer das Vertrauen für ein weiteres Jahr ausgesprochen. Sieben Monate später wurde Uli Forte trotzdem freigestellt. Das ist das Geschäftsrisiko, wenn man einem Trainer keine vertragliche Unsicherheit zumuten will. Und Magnin gilt als jemand, bei dem man das ganz besonders nicht tun sollte. Er musste früh wissen, dass es im Sommer mit ihm weitergeht.
Das Experiment mit Magnin wird nun also fortgesetzt, denn das ist es auch nach zwei Jahren immer noch: ein Experiment, das weiterhin jeden Ausgang nehmen kann. Das ist auch Magnin bewusst: «Ich habe meine Überzeugung, aber keine Garantie, dass es gut herauskommt.» Aus Magnins bisheriger Amtszeit lässt sich nur schwer ablesen, ob er wirklich der Trainer ist, der den FCZ nachhaltig entwickeln und in eine bessere Zukunft führen kann. Die Magnin-Monate waren viel zu oft Krisenmonate. Verlässlich ist die Mannschaft unter ihm nicht geworden. Der FCZ ist immer noch eine Blackbox: Man weiss nie, was herauskommt, wenn man hineingreift. Im Guten wie im Schlechten scheint alles möglich, und Magnin hat nichts getan, das zu ändern. Er hat den Cup gewonnen, und ihm ist gelungen, den FCZ immer wieder aus dem gröbsten Ärger herauszuführen. Aber einen kontinuierlichen Aufwärtstrend hat er nicht eingeleitet. Man muss Magnin zugutehalten, dass er das Versprechen eingelöst hat, mehr auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, und dass er sich persönlich entwickelt hat. Er war zuletzt nicht mehr derjenige, der gewohnheitsmässig und emotional die Schiedsrichter kritisierte.
Magnins Beispiel zeigt auch, wie seltsam der Fussball ist. In den Monaten des Misserfolgs stand er vor der Freistellung. Aber kaum hatte er ein bisschen Erfolg, wurde sein Name bereits in Deutschland gehandelt, jüngst beim VfB Stuttgart. Als der FCZ im Herbst vor einem Jahr im Europacup Leverkusen schlug, musste der Präsident Canepa bereits Fragen beantworten, ob er Angst habe, dass Magnin abwandern könnte. Und so bleibt die Frage, wer am Ende dankbarer sein muss: der FCZ, dass er Magnin weiterhin bei sich hat. Oder der Trainer, dass er bleiben darf. Am Ende sind wohl beide nicht unglücklich mit dieser Lösung. Aber zum grossen Glück fehlt noch viel.
Lulululululu!