Beitragvon spitzkicker » 04.01.20 @ 8:46
Aus dem Tagi vom 4. Januar. Den Unterschied zwischen Hirslanden- und Schulthess-Klinik ist offenbar an der Werdstrasse nicht bekannt...
Marco Keller
Das Netz beim Minitor ist nicht mehr in bestem Zustand. Ludovic Magnin richtet es notdürftig, aber als ein Offensivmann bei einer Übung das kleine Ziel relativ klar verfehlt, mag sich der Trainer den Spruch nicht verkneifen: «Du brauchst sowieso kein Netz.»
Die Laune ist gut, passend zu den wärmenden Sonnenstrahlen, welche die erste Übungseinheit des neuen Jahrzehnts im Heerenschürli begleiten. Dass aber kein Spieler ins Träumen gerät, dafür sorgt schon das beeindruckende Stimmvolumen von Assistenztrainer Alfons Higl, der dirigiert, lobt und fordert.
Das Team ist für die ersten Trainings zweigeteilt. 12 Feldspieler und die Torhüter üben auf dem Kunstrasen, die anderen Spieler sind bei Leistungstests in der Hirslanden-Klinik. Was man als Pflichtübung verstehen könnte, ist für Magnin sehr wichtig: «Wir haben teamintern ein paar Sachen abgemacht, schliesslich wollen wir jetzt ernten, was wir im Herbst gesät haben.» Dabei geht es ihm nicht um das Physische allein, schliesslich könne man in den drei Wochen seit Beginn der Weihnachtsferien gar nicht so viel verloren haben: «Entscheidend ist das Mentale. Ich erwarte, dass die Spieler nicht zufrieden sind, sondern mit der gleichen Zielstrebigkeit spielen wie in den letzten Monaten.»
Neue Gesichter sind nicht dabei, im Gegensatz zu anderen Vereinenwar es beim FCZ bisher sehr ruhig. «Die Festtage waren lang. Viele Sportchefs haben gegessen und Party gemacht», scherzt Magnin und sagt dann ernster: «In den nächsten zehn Tagen wird die Aktivität sicher zunehmen.» Auf ein bis zwei Positionen würden sich auch die Zürcher gerne verstärken, im Vergleich zum Vorjahr werden sich die Rochaden aber in Grenzen halten. «Wir haben damals im Winter den Captain verkauft (Victor Palsson, Red.) und ein paar Änderungen vollzogen. Jetzt wollen wir mehr Kontinuität.»
Magnin sagt es unaufgeregt, und auch die Selbstkritik passt gut. Der 40-Jährige kann sie sich erlauben: In den letzten Monaten hat er die Gewissheit erhalten, als Trainer auf dem richtigen Weg zu sein. Einerseits durch die Resultate im Herbst, andererseits durch das Interesse eines Traditionsvereins wie des VfB Stuttgart an seiner Person. «Dazu habe ich nichts zu kommentieren», sagt er und schmunzelt, «ich hatte gute Ferien, war Skifahren und bin nun beim Trainingsstart des FCZ.»
Auch die Meldungen, dass sich Defensivjuwel Becir Omeragic im Visier der AC Milan befinden soll, wollte er nicht überbewerten: «Ich glaube weniger, was ich in der Presse lese, als Sie selber.»
«Sonst kippt es»
Der Konkurrenzkampf wird in jedem Fall angeheizt. Hekuran Kryeziu und Adrian Winter stehen nach dreivierteljähriger Verletzungspause wegen Kreuzbandrissen vor ihrem Comeback. «Sie sind wie zwei Zuzüge für uns», sagt Magnin, «beide sind hervorragende Fussballer und tolle Typen. Ich weiss, dass ich auf sie zählen kann.»
Am Montag steht mit dem nicht öffentlichen Spiel in Schaffhausen ein erster Test an, am Mittwoch erfolgt der Abflug ins Trainingslager in die Türkei. Dort wird Magnin neben den fussballtechnischen Ideen auch sein wichtigstes Credo für die Rückrunde vermitteln: «Wir dürfen uns nicht von der Aussenwelt beeinflussen lassen und nie zufrieden sein. Sonst kippt es in die andere Richtung.»