Medien

Diskussionen zum FCZ
Benutzeravatar
MetalZH
Beiträge: 5251
Registriert: 05.01.16 @ 16:44
Wohnort: K5

Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 10.11.19 @ 15:16

Cavoka hat geschrieben:Kann jemand bitte den Tagi Abo Artikel ueber Kramer posten?
Danke.


Voilà :)

«Na, dann wäre ich wohl bei den Bayern, oder?»

Hat ihn der FCZ etwas zu gut angepriesen? Blaz Kramer sind die Vorschusslorbeeren fast schon peinlich. Obwohl: Er wäre beinahe beim deutschen Rekordmeister gelandet.

Nein, ganz genau hat Blaz ­Kramer sie nicht mehr im Kopf. Also schnell die Vorschusslorbeeren gezückt, mit denen der FC Zürich seinen neuen Spieler vor dem Saisonstart überschüttet hat. «Er ist ein schneller, ­athletischer und torgefährlicher Angreifer, der dank seiner ­Grösse auch sehr kopfballstark ist.» ­Diese Werbung hat Sportchef Thomas Bickel nach der Vertragsunterzeichnung als offizielles Statement auf die Website des FCZ schreiben lassen.

Kramer sitzt in der Saalsporthalle, als er den Satz vorgelesen bekommt. Die Kleider des Slowenen bilden einen reizvollen Kontrast zur Einrichtung, die am nettesten mit dem Wort «funktional» umschrieben wird. Sie stammen aus dem klassischen Fundus des globalisierten Profifussballers: ein Pullover mit silbernem Markennamen, Hosen im Flicken­teppich-Look, dazu Schuhe einer Marke, die Goldsteak-Liebhaber Franck ­Ribéry gern auf ­Instagram spazieren führt.

Und irgendwie passt das ­Outfit ja zu Kramers bisherigem Weg, der von diesem Geschäft geprägt ist, in dem junge Männer von ihren Träumen getrieben zu einer Art weltweit gehandeltem Spekulationsobjekt werden. Auch Kramer ist mit seinen 23 Jahren schon herumgekommen. Aufgewachsen ist er in einem slowenischen Dorf bei seiner Mutter. Als er ans Wirtschaftsgymnasium wechselt, zieht er zu seinem ­Vater nach Celje – mit 40 000 Einwohnern die drittgrösste Stadt Sloweniens.

Die Matur will er nachholen

Die Matur will er heute noch per Fernstudium nachholen, «weil du nie weisst, was im Fussball passiert». Aber weil er als Teenager Tor um Tor schiesst, ist der Weg trotzdem klar: möglichst schnell raus aus Slowenien, ­diesem kleinen Land, in dem die meisten Clubs zu wenig Geld ­haben, um sich gute Nachwuchszentren leisten zu können.

Das zumindest ist der Plan seines Beraters. Also geht ­Kramer auf Reisen. Eindhoven, Prag, Wolfsburg und so weiter quer durch Europa. Überall spielt er vor, überall wird ihm gesagt, dass ihm noch etwas fehle. Also dreht er eine Saison lang eine Ehrenrunde in der höchsten Liga ­seiner Heimat, ehe er rauskommt aus ­Slowenien.

Spiele in der vierten Liga

Er landet mit 20 doch noch in Wolfsburg, der Autostadt, in der sein Berater wohnt und zwei Restaurants betreibt. Kramer trainiert mit dem ersten Team, spielt mit dem Nachwuchs in der vierten Liga. Und verbringt seine Tage meist in den Lokalen seines Beraters, wo die Mitarbeiter seine Freunde werden.

Auch wenn es ihm zu keinem Spiel in der Bundesliga reicht, ist Kramer nah dran an den Profis, die sich in Wolfsburg mit guten Löhnen über die überschaubare Attraktivität des Wohnortes trösten können. Ist es ein Wunder, dass der Kleidungsstil seiner Vorbilder auf ihn abfärbt?

Wobei Kramer die Attitüde ­abgeht, die von den Stars der Branche ­üblicherweise zu dieser Sorte Mode getragen wird. ­Sowieso ziehe er eigentlich meistens Trainer an, meint er. Und als er etwas zu Bickels Lob sagen soll, lächelt er fast scheu. Schnell, torgefährlich, kopfballstark– mehr kann ein Stürmer ja eigentlich gar nicht sein, oder? «Wenn ich das alles hätte», sagt Kramer, «na, dann wäre ich wohl bei den ­Bayern, oder?»

Die Gespräche mit München

Ist der 23-Jährige aber nicht. Sondern beim FCZ. Jenem Club, der am zweitwenigsten Tore in der Super League geschossen hat. Wobei – das mit den Bayern, das sagt Kramer nicht von ungefähr. Er hat tatsächlich im Sommer mit dem Deutschen Meister gesprochen. Er muss den Bayern spätestens in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga aufgefallen sein, in denen sich Bayern II gegen Wolfsburg II durchgesetzt hat.

Für welches Team er in München vorgesehen gewesen wäre? «Das ist nun nicht mehr relevant.» Aber es muss ihm eine ähnliche Rolle angeboten worden sein, wie er sie bereits beim VfL Wolfsburg zwei Jahre lang ausgefüllt hat: Trainings mit der ersten Mannschaft, Einsätze aber vor allem mit dem zweiten Team. Und davon hatte er genug. «Wenn du Back-up von Lewandowski bist, wirst du nicht viele Einsätze ­bekommen», sagt er.

Also landete Kramer beim FCZ und spaziert nun in der Freizeit mit Ehefrau und Hund am Seeufer seines neuen Wohnorts Freienbach. Nicht dass es keine anderen Angebote gegeben hätte. Aber da war ja Admir ­Mehmedi, den Kramer in Wolfsburg kennen gelernt hat. Der ehemalige FCZ-Junior übernahm eine Vermittlerrolle zwischen seinem ehemaligen Club und Kramer.

Mehmedi schwärmte vom FCZ

Auf der einen Seite legte ­Mehmedi Sportchef ­Bickel den Stürmer ans Herz. Und auf der anderen schilderte er den FCZ in den schönsten Farben. «Ich habe viel mit ihm geredet», erzählt Kramer, «er hat mir gesagt, das sei ein super Verein, bei dem ich mich super entwickeln kann.»

Nur dass sich am Anfang der Saison irgendwie gar nichts super entwickelt hat in Zürich. Das Team stolperte durch die Saison. Kramer blieb elf Liga-Runden ohne Torerfolg. Nicht einfach für einen Stürmer. Nun half ihm die deutsche Schule, die er in Wolfsburg mitbekommen hat: «Mentalität, professionelle Einstellung, harte Arbeit im Training.»

Die Erlösung

Und dann dieses Spiel gegen den FC Basel, in dem ihm endlich der erste Treffer gelang. Ein Tor zu diesem 3:2-Sieg, von dem alle beim FCZ hoffen, dass er das Team endlich auf den richtigen Kurs bringt. Zumindest für ­Kramer scheint das zu stimmen; er trifft eine Woche später auch gegen Thun zum 1:0-Sieg.

Kramers erstes Tor für den FCZ: der Siegtreffer gegen den FC Basel. (Video: Teleclub)

Bei diesem Tor wird erstmals klar, welche Qualitäten Bickel in ihm sieht. Kramer ist verdammt schnell für seine 1,91 Meter. 34 Kilometer pro Stunde seien bei ihm in einem FCZ-Spiel gemessen worden, sagt er selbst. Damit wäre er gleich schnell wie Cristiano ­Ronaldo. Der trägt übrigens auch diese exklusiven Sneaker.
We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.


Benutzeravatar
Cavoka
Beiträge: 306
Registriert: 28.07.04 @ 16:04

Re: Medien

Beitragvon Cavoka » 10.11.19 @ 15:48

Danke MetalZH.

Gruss aus der Hitze.

schwizermeischterfcz
Beiträge: 8193
Registriert: 21.01.16 @ 16:35

Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 11.11.19 @ 21:33

Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

Benutzeravatar
1896_
Beiträge: 6337
Registriert: 14.09.08 @ 15:33

Re: Medien

Beitragvon 1896_ » 12.11.19 @ 7:55

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Macht Freude, so einen Teamgeist auch neben dem Platz zu sehen:

https://instagram.com/stories/domgjonit ... kmcpei95v3

https://instagram.com/stories/eatbyalex ... lyhnt971mt


Es bewahrheitet sich einfach bis in die allertiefsten Fussballligen: Wenn man es neben dem Platz gut hat - dann läuft es auch auf dem Platz. Man sprintet viel eher mal nach einem Ball, wenn man sich auch neben dem Platz mag. Klar, kann man sagen - im Vergleich zu den Amateurligen: "Das ist ihr Job, die verdienen dafür was". Trotzdem merkt man einen guten Teamgeist auch auf dem Platz.
Libanese Blonde hat geschrieben:min coiffeur isch übrigens dä einzig typ uf däm planet woni s'oke gib wänners mir am schluss no schnäll vo hine zeigt.

Benutzeravatar
chuk
Beiträge: 834
Registriert: 24.04.05 @ 18:33
Wohnort: Alt-Wiedikon

Re: Medien

Beitragvon chuk » 12.11.19 @ 8:42

Spannender Text, wie ich finde:

Der verlorene Sohn in der Fankurve
Von Mamablog-Redaktion, 12. November 2019
Jugendliche Fussballfans sind Krawallsuchende, Randalierer und Vollidioten. Tatsächlich? Ein Vater berichtet aus dem Stadion.

Ich hatte meiner Frau versprochen, dass ich den Sohn mit nach Hause nehmen würde. Doch dann war der Akku leer, der Saft reichte gerade noch für eine letzte SMS: «Mein Handy ist gleich tot. Sehen uns zu Hause. Viel Spass. Pass auf.» Er antwortete eine Minute später: «Oke! Dir au.» Ein letztes Mal noch flog mein Blick über das Meer aus Fahnen und Doppelhaltern und über die unzähligen Köpfe vor mir. Vorwiegend Quartier-Frisuren, 15 Franken, bei Yusuf oder Istanbul – «einmal Seiten auf Null, bitte!». Bei vielen Jungs Standard momentan. Auch bei meinem Sohn.

Es war unmöglich, ihn ausfindig zu machen. Seit sie präventiv und aus Solidarität alle diese Uniform aus weissen Reeboks, Jeans und Kurvenjacke tragen, sehen sie nicht nur für Polizei und Sicherheitspersonal alle gleich aus, sondern auch für ihre Väter. Wäre ich abergläubisch, hätte ich noch kurz auf Holz geklopft. So jedoch ging ich direkt zum Wurststand. Wird schon.
Hodengesteuerte Logik

Hinter mir in der Reihe standen ein paar Jungs, nicht viel älter als mein Sohn. Nicht unbedingt die Sorte junger Männer, die man als Vater gerne aus dem Zimmer seiner Tochter schleichen sieht. Sie fragten spöttisch, ob ich auch mit dem Extrazug angereist sei, hehe! – «Nein», antwortete ich, «seit mein Sohn in diesem Zug sitzt, benutze ich für die Auswärtsspiele, die mir meine Frau erlaubt, die regulären Verbindungen.» (Anm. d. Red.: Das mit seiner Frau meinte der Autor ironisch) – «Also meinem Sohn würde ich eine runterhauen, wenn er hier wäre.»

Ich hatte als Vater schon mehrfach Ähnliches zu hören bekommen, aber für gewöhnlich ausserhalb der Stadien. Und von Erwachsenen. Ich tat, was ich im Umgang mit temporär vor allem hodengesteuerten jungen Männern oft tue; ich verzichtete auf Besserwisserei, auf Logik und Pädagogik, und setzte stattdessen auf lustig mit Twist: «Eine runterhauen … hm. Habe ich versucht, hat nichts gebracht.» Ich zwinkerte noch mit dem linken Auge und machte mich dann auf, zurück in die oberen Kurvenränge.

Auf dem Weg dorthin begegnete ich einem Baum von Mann, der unter der Woche in einem Kinderhort arbeitet. Ich traf eine SP-Gemeinderätin, die auf ihrem Instagram-Profil öfter #fuessballliebi postet als #bodypositivity. Und ich begegnete einem Architekten, der in ein paar Wochen sein zweites Kind erwartet. Stadionbekanntschaften. Ich weiss wenig über sie. Doch in bestimmten Momenten fallen wir uns um den Hals. Es gibt Menschen, die fliegen weit, um indische Gurus zu umarmen. Ich lass mich gerne nach Toren drücken, ziemlich egal von wem.

Es sind vielleicht nicht die tiefsten Emotionen, die der Fussball bereithält. Weinen im Stadion halte ich für unangebracht. Doch genauso suspekt wäre es, im aprikotfarbenen Entbindungszimmer vor Freude ein «Daleo» anzustimmen. In meinem Leben möchte ich beides nicht missen; weder das Weinen vor Glück im Gebärsaal noch die euphorische Bierdusche im Stadion.
Auf Sicherheit programmiert und auf Angst gebürstet

Ein Fussballfan zu sein, ist momentan keine Auszeichnung. Schon klar. Ein paar Idioten haben ganze Arbeit geleistet. Aber die Idiotie ist immerhin gut verteilt. Männer mit Hang zum Überbiss haben ihre Befriedigung, die Medien ihr Fressen, der gemeine Konsument sein Spiel zum Brot, die Techbranche ihren Absatz an teurem Überwachungsequipment und die politischen Organe das Plazet der auf Sicherheit programmierten, aber auf Angst gebürsteten «Ui nei!»-Gesellschaft, um am sogenannten Fan immer weitreichendere Kontroll- und Sanktionsmassnahmen auszuloten. Und was schaut für mich dabei raus: ein Meer aus Uniformierten – und ein Sohn, den ich nicht mehr finde.

Früher sass ich mit ihm im Familiensektor, später in der neutralen Zone. Ich habe dabei oft mit ihm über Gewalt geredet, über Verantwortung, Respekt, auch über Männlichkeit. Wir haben zusammen gelitten und gefeiert, gewonnen und verloren. Und am Ende gingen wir immer zusammen nach Hause. An jenem Abend zum ersten Mal nicht. Wird schon.


https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/ ... -fankurve/

Benutzeravatar
spitzkicker
Beiträge: 3350
Registriert: 04.03.12 @ 10:36

Re: Medien

Beitragvon spitzkicker » 12.11.19 @ 9:51

1896_ hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Macht Freude, so einen Teamgeist auch neben dem Platz zu sehen:

https://instagram.com/stories/domgjonit ... kmcpei95v3

https://instagram.com/stories/eatbyalex ... lyhnt971mt


Es bewahrheitet sich einfach bis in die allertiefsten Fussballligen: Wenn man es neben dem Platz gut hat - dann läuft es auch auf dem Platz. Man sprintet viel eher mal nach einem Ball, wenn man sich auch neben dem Platz mag. Klar, kann man sagen - im Vergleich zu den Amateurligen: "Das ist ihr Job, die verdienen dafür was". Trotzdem merkt man einen guten Teamgeist auch auf dem Platz.


Es bewahrheitet sich leider auch immer wieder, dass gute Stimmung allein nichts nützt - so schön dass eine gute Stimmung ja ist. Ich erinnere an die grossartigen Wintertrainingscamps mit Forte oder Magnin und den folgenden sackschwachen Leistungen. Oder diesen Sommer: Super Stimmung in der Vorbereitung und dann 0:4 gegen Lugano.

Benutzeravatar
Artemos
Beiträge: 1492
Registriert: 25.05.09 @ 11:45

Re: Medien

Beitragvon Artemos » 12.11.19 @ 10:01

chuk hat geschrieben:
Es sind vielleicht nicht die tiefsten Emotionen, die der Fussball bereithält. Weinen im Stadion halte ich für unangebracht.


https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/ ... -fankurve/

Bei diesem Punkt muss ich widersprechen, wieviele bittere Tränen ich im Stadion schon vergossen habe.
Ansonsten ein authentischer Text, spannend finde ich jetzt aber ein bisschen übertrieben ;)
FC Zürich - FC St. Pauli - Colo Colo


Zurück zu „Fussball Club Zürich“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google Adsense [Bot], So wie einst Real Madrid und 801 Gäste