Der FC Zürich startet so schlecht wie lange nicht
Der FC Zürich verliert zum Auftakt in die neue Saison gegen Lugano gleich 0:4. Es ist der schlechteste Saisonstart der Zürcher seit 35 Jahren.
Mit einem Resultat dieses Ausmasses hätte wohl auch im Tessin keiner nur annähernd gerechnet. Schon gar nicht nach den ersten Minuten, als der FC Lugano «wenig konzentriert» war, wie der Trainer Fabio Celestini hinterher zugab. Doch der FC Zürich, insbesondere Benjamin Kololli, vergab früh zwei klare Chancen – es war der Beginn des Niedergangs. Drei Gegentore in der Viertelstunde vor der Pause warfen den FCZ bald hoffnungslos zurück. Luganos Entwicklung war hingegen positiv. Zuerst durfte der Routinier Mijat Maric nach einer leichtfertigen Aktion Umaru Banguras gegen Jonathan Sabbatini einen Elfmeter verwerten. Danach schlenzte Marco Aratore zum Abschluss eines sehenswerten Angriffs den Ball brillant in die weite hohe Ecke. Und schliesslich war Francisco Rodriguez im Strafraum viel entschlossener als die Zürcher Verteidiger.
«Nach 30 Minuten mussten wir 2:0 führen, dann begingen wir Fehler, wie sie auf diesem Niveau unerklärlich sind», sagte der FCZ-Trainer Ludovic Magnin. Und: «Am Schluss steht es 0:4, und wir hatten das Gefühl, das Ergebnis spiegle nicht den Spielverlauf. Aber wir sind selber schuld. Wir hätten die Tore schiessen müssen, dann hätte Lugano öffnen müssen. So war der Spielverlauf das perfekte Szenario für Lugano.» Diese Sicht der Dinge muss man nicht zwingend teilen. Denn die Tessiner verfügten über mehr Struktur in ihrem Spiel. Es war gewiss nicht nur eine Sache des Spielverlaufs, dass Lugano schneller und vor allem auch ballsicherer nach vorne spielte, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Die Luganesi waren vor allem im zentralen Mittelfeld besser. Das FCZ-Duo im Mittelfeldzentrum mit Simon Sohm und Denis Popovic agierte hingegen träge. Mit Leistungen wie diesen werden die zwei ihr Team nicht zu Erfolgen führen.
Vor allem die Leistungen der Neuzugänge müssen zur Analyse herangezogen werden. Drei Neuverpflichtungen begannen für den FCZ, zwei weitere kamen nach der Pause hinzu. Überzeugt hat keiner von ihnen: weder Popovic noch der Rechtsverteidiger Britto, und schon gar nicht die eingewechselten Angreifer Mimoun Mahi und Blaz Kramer. Solide spielte am ehesten noch der Innenverteidiger Nathan. Drei Neuverpflichtungen starteten auch für Lugano: Der Celestini-Schüler Olivier Custodio war ein sehr solider «Sechser», Aratore und Rodriguez, ein früherer FCZ-Spieler, schossen je ein Tor. Aratore bewies seine offensiven Qualitäten in einem Match, in dem er eine Stunde lang als linker Aussenläufer neben einer Dreier-Abwehr defensiv gefordert war. Dann erschien der defensivere Linus Obexer, ein Zuzug auch er.
Magnin mag nach diesem «Start, der so richtig in die Hose gegangen ist», denken, die Leistung sei «nicht so schlecht gewesen wie das Resultat glauben machen könnte». Doch sie war nach den frühen verpassten Chancen in der Tat schlecht, fehlerhaft, offensiv uninspiriert. Zumindest in Zahlen war es der schlechteste Start seit 35 Jahren, seit dem 0:4 Mitte August 1984 in St. Gallen. Celestinis Rechnung mag auch aufgegangen sein, weil der Torhüter Noam Baumann zu Beginn zweimal brillierte. Der FCZ muss sich hingegen bereits ein erstes Mal die Frage nach der Qualität stellen – etwa bezüglich jener der Neuverpflichteten.
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