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Baloo
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Re: Medien

Beitragvon Baloo » 04.10.18 @ 11:24

Kiyomasu hat geschrieben:
C.D.M. hat geschrieben:Die 5 Baustellen des FCZ:

https://www.tagesanzeiger.ch/sport/fuss ... y/26200089


Hä, den gleicheb Artikel hat gestern jemand zitiert, allerdings war der da noch vom Thuner Tagblatt.


Tamedia schon mal gehört? Oder so ganz allgemein was so in der Medienlandschaft Schweiz passiert?


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devante
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Re: Medien

Beitragvon devante » 08.10.18 @ 13:22

aus dem blick:
Trotz verpatzem Sieg gegen Thun
Magnin belohnt FCZ-Stars mit Kurzferien
Zürich hat drei englische Wochen in Folge hinter sich. Aber das Team von Trainer Ludovic Magnin (39) hielt den Belastungen stand. Jetzt folgt die Belohnung.

Zwar kassiert Zürich erst zum zweiten Mal nach dem 0:4 gegen YB wieder mehr als ein Gegentor und müsste die Partie gegen Thun eigentlich gewinnen. Aber für Trainer Ludovic Magnin ist das 2:2 trotzdem positiv bemerkenswert.

«Ich bin stolz auf den Charakter meiner Mannschaft. Andere Mannschaften, die in drei Minuten zwei Gegentore erhalten, brechen dann ganz auseinander und verlieren», sagt Magnin.

Vor allem, wenn sie einen solchen Nackenschlag am Ende eines Mammutprogramms erhalten. Der FCZ hat sieben Spiele in 22 Tagen absolviert. Im Cup, in der Europa League und in der Super League. «Dass die Konzentration nach einer solchen Phase mal einen Tick nachlässt, ist normal. Thun hat das eiskalt ausgenutzt. Aber wir holten in drei Wochen fünf Siege und zwei Unentschieden, das hat die Mannschaft toll gemacht.»

«Auch ich brauche drei Tage frei»
Um die Belastung in der nun beginnenden Länderspielpause runterzufahren, belohnt Magnin seine Mannschaft übers kommende Wochenende mit Kurz-Ferien. «Auch ich brauche diese drei Tage frei», sagt er. Und: «Ich unterschreibe sofort, wenn ich dafür vor der nächsten Nati-Pause wieder die gleichen Ergebnisse bekomme.»

Allerdings: Vom Kurz-Urlaub profitieren nur Zürichs Nicht-Nati-Spieler. Für andere, wie Captain Victor Palsson mit Island, geht’s ohne Pause weiter. Magnin: «Das Problem kannnte ich ja früher auch. Aber die Spieler haben sich diese Aufgebote verdient und sollen es auch geniessen.»
BORGHETTI

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Tschik Cajkovski
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Re: Medien

Beitragvon Tschik Cajkovski » 12.10.18 @ 10:26

aus der NZZ:

Die Rolle seines Lebens
Köbi Kuhn war der Nationalcoach, der in seine Zeit passte und nur in diese Zeit – heute wird er 75 Jahre alt

In ziemlich schlechter Bild- und Tonqualität ist sie auf Youtube noch zu finden, die Perfektion des Fussballs, na ja, des Schweizer Fussballs. Wie Philippe Senderos in die Tiefe auf Ricardo Cabanas spielt, wie Cabanas in die Mitte zu Tranquillo Barnetta passt, Tor.
1. März 2006, ein Länderspiel in Glasgow, Schottland - Schweiz 1:3.
Und als drei Monate später die WM in Deutschland bevorstand, sprach der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn mit der NZZ über seine Vorstellung des perfekten Fussballs. Er setzte sich hin, mit so viel Zeit vor einem grossen Tur- nier, wie sie sich für die Medien heute manch ein Super-League-Trainer im Alltag kaum noch nimmt, und er beschrieb: «Ein millimetergenauer Pass von Sende- ros über 40 Meter, der Ball bleibt Cabanas am Fuss kleben, sein Zuspiel auf Barnetta – schöner kann man nicht spielen.»
Klingt nach ziemlich alten Geschichten, obwohl es erst zwölf Jahre zurückliegt. Die Zeit ist schnell vergangen.
Und viel schöner sollte es nicht mehr werden. An der WM 2006 erreichten die Schweizer mit pragmatischem Fussball den Achtelfinal, in dem sie in einem peinlichen Penaltyschiessen gegen die Ukraine scheiterten, drei Schüsse, null Treffer. Zwei Jahre später nahmen sie mit grossen Hoffnungen an der Heim-EM teil, nach zwei Spielen und zwei Niederlagen schieden sie aus, das bedeutungslose letzte Gruppenspiel war immerhin noch so etwas wie eine gebüh- rende Dernière für den abtretenden Trai- ner Kuhn, Schweiz - Portugal 2:0.
Als Kuhn 2016 für eine TV-Sendung nochmals viele, viele Bilder seiner Amts- zeit schaute, sagte er: «Es hätte nicht un- bedingt so enden müssen. Aber es ist Fussball.» Es war seine Art, sich mit etwas abzufinden. Über den Entscheid, vor dem Penaltyschiessen gegen die Ukraine den erfahrenen Elfmeterschüt- zen Alex Frei aus- und Mauro Lustrinelli einzuwechseln, sagte Kuhn: «Alex fehlte danach als Penaltyschütze. Das hörte ich natürlich mehr als einmal. Ich sagte: ‹Ja gut, dann hätten wir halt einen Penalty reingetan, nicht null.›» Zu so vielem hatte er später eine Erklärung, Erklärungen, so lakonisch, dass sie sprachlos machten.
Kuhn überspielte nichts als Nationaltrainer; er versuchte nie, lustiger zu sein, alserwar.Ander WM2006 teilte er einmal klar mit, wie sehr ihm öffentliche Trainings missfielen, und sagte vor den Medien: «Es ist einfacher, ohne euch zu trainieren.» Ja, es war anders als zu Beginn der sechziger Jahre, als er mit dem FC Zürich zwei-, zuweilen sogar dreimal pro Woche trainiert hatte.

Das Museum des FCZ widmet ihm der- zeit eine Sonderausstellung, am vergan- genen Samstag fand die Vernissage statt, in Anwesenheit Kuhns. Der Köbi Kuhn von früher war noch zu sehen in ihm, mit diesem Blick, der stets irgendwie gleich wirkt, aber bald Schalk und bald Kummer verrät. Und doch erweckte Kuhn den Eindruck, als sei er weit weg von allem, wofür er gefeiert wird. Es hat etwas Beeindruckendes und Bedrückendes, so viel Privates zu sehen über einen Menschen, der immer da war im Leben mancher Schweizer und sich doch nie selber inszenierte. So viel Erinnerungen aus dem Leben eines Mannes, von dem andere sagen, er sei etwas vergesslich geworden und erkenne sie nicht mehr.
Aufgebaut ist der Grossteil der Ausstellung auf einer «originalen Wohnwand aus Köbi Kuhns Wohnzimmer» der siebziger Jahre. Ein Familienalbum liegt auf, es gibt ein Bild der Eltern, ein Hochzeits- foto, Taufschein und Taufbüchlein, Bilder
mit der Tochter Viviane. Das Zeugnis der «Gewerblichen Lehrabschlussprüfung», Kuhn Jakob, Tiefdruckätzer, Gesamt- note: 1,9. Auf einem alten TV-Apparat laufen alte Filme, Bilder der ersten Phase nach dem Rücktritt als Fussballer 1977, eine Stimme aus dem Off sagt, nun werde Kuhn der Familie mehr Zeit wid- men, Kuhn wirbelt die Tochter durch die Luft. So viel Sorglosigkeit.
2007 fragte ihn die «Sonntags-Zeitung», was aus ihm geworden wäre, wenn er 2001 nicht das Amt als Nationalcoach übernommen hätte. Kuhn sagte, er hätte den FCZ trainiert, denn so war es ausge- macht mit dem damaligen FCZ-Präsi- denten Sven Hotz – «und vielleicht wäre ich inzwischen wieder entlassen».
Ja, Nationalcoach – es war die Rolle seines Trainerlebens. Roy Hodgson, Artur Jorge, Rolf Fringer, Gilbert Gress, Enzo Trossero, Ottmar Hitzfeld, Vladi- mir Petkovic, all diese Trainer arbeiteten hier und da und unter anderem als Nationalcoach – Kuhn indes steht aus- schliesslich für dieses Amt (im FCZ half er zweimal interimistisch aus). Niemand hat die Schweizer Auswahl so oft betreut. Kuhn war ein Vertreter einer alten Fuss- ballschweiz, ein intuitiver Trainer auch, der die Gabe hatte, eine Gruppe zu führen, ohne dass sie sich geführt fühlte. Er sah sein Team als Familie und schenkte Freiheiten, was auch deshalb funktio- nierte, weil es mündige Spieler gab, die diese Freiheiten nicht ausnützten.
Kuhn hatte nicht die unangreifbare Welttrainer-Aura seines Nachfolgers Hitzfeld, und noch viel weniger baute er diese Distanz auf wie sein Nachnachfol- ger Petkovic. Es fragt sich, wie Kuhn in seiner Ungeschminktheit mit den Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre umgegangen wäre, mit einem noch
stärker von Migrantenkindern geprägten Team, mit noch mehr medialer Aufmerk- samkeit. Es gab schon damals Szenen der Überforderung, nicht nur bei der Aus- wechslung Freis 2006. Auch im Umgang mit dem Captain Johann Vogel 2007, den er vielleicht zu Recht nicht mehr aufbot, was er ihm aber schlicht per Telefon mit- teilte. Und es gab den ersten Euro-Match 2008, als sich Frei verletzte, kurz vor Ende der ersten Halbzeit, folgenschwer, wie sich zeigen sollte, aber Kuhn wollte ihn sofort auswechseln. Zwei Ersatzspieler hinderten ihn daran, er solle zuerst die Pause abwarten, ob es für Frei wirklich nicht mehr weitergehe. Kuhn liess sich überzeugen.
In dieser Zeit begann Kuhns Geschichte wieder eine gewisse Tragik anzunehmen, eine Tragik, die er von früher schon kannte, aus der zweiten Hälfte der achtziger Jahre, als er als Versicherungs- agent gearbeitet und Konkurs angemeldet hatte, die FCZ-Legende, 398 Spiele, 80 Tore, 11 Titel, eine Figur der Stadt. Und nun, rund 20 Jahre später, fünf Tage vor Euro-Beginn, musste seine Frau ins Spital eingeliefert werden, in diesem Moment, als ihm der Höhepunkt seiner zweiten Karriere bevorstand.
Seine Karriere als Nationaltrainer endete keinen Tag zu früh. Fortan küm- merte er sich um seine Frau. Kuhn hat seither nie mehr den Weg zurück in den Fussball gesucht, nirgends TV-Experte, nirgends Berater und schon gar nicht mehr irgendwo Trainer. Fertig. Er hatte nochmals eine Karriere gehabt, als Nationalcoach, das reichte. Und diese Karriere hatte auch keinen Tag zu spät begonnen, vorher hatte er die U-21-Aus- wahl betreut, er kannte viele Spieler, die schon da waren und die noch kommen würden. Es passte, in dieser Zeit und nur
in dieser Zeit – diese Erkenntnis verstärkten die vergangenen zehn Jahre.

Am 70. Geburtstag sagte Kuhn «Tages-Anzeiger», seine Mutter sei 103 Jahre alt geworden, «ohne grosse Beschwerden zu haben. Das ist bei mir noch sehr weit weg, dann hätte ich noch die Hälfte meines Lebens vor mir. Und das wäre vielleicht nicht ganz so lustig.»
Im April 2014 starb seine Frau Alice, ein knappes Jahr später sagte Kuhn: «Es gehört zum Leben. Wir sind ja in einem Alter, wo das nicht so fern liegt.»
2017 heiratete Kuhn ein zweites Mal. 2018 verstarb seine Tochter.
Es war der Fussball. Es ist das Leben. Und was ist aus der Perfektion des
Fussballs geworden? Auch Hitzfeld und Petkovic haben die Schweizer nicht weiter gebracht als in den WM-Achtelfinal. Barnetta absolviert seine wohl letzte Sai- son mit St. Gallen, Senderos schaut in den USA dem Karriereende entgegen, Cabanas ist längst zurückgetreten.
Und Kuhn wird heute 75 Jahre alt. Ja, die Zeit ist schnell vergangen.
Es hat etwas Bemerkenswertes, wie
oft Kuhn schon öffentlich darüber redete, dass er älter werde und was das Älterwerden mit sich bringe. Die Schweizer waren soeben an der Euro 2008 gescheitert, das letzte Spiel, das allerletzte Spiel als Trainer stand noch bevor, als Kuhn sagte: «Jetzt hat meine Frau Priorität. Sie musste über 40 Jahre den Zirkus mitmachen, jetzt ist sie in einer schwierigen Zeit. Ich will Herr über meine Zeit wer- den, die mit jeder Sekunde abnimmt.»
Alles Gute zum Geburtstag, Herr Kuhn.
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pluto
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Re: Medien

Beitragvon pluto » 12.10.18 @ 10:42

KÖBI LEGENDE!!!

Warst Du am Samstag an der Ausstellung Tschik?
Oder kann sonst jemand berichten?
Hab das leider verpasst, wollte unbedingt dort sein, wenn ER auch da ist....mist.

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Los Tioz
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Re: Medien

Beitragvon Los Tioz » 12.10.18 @ 10:58

pluto hat geschrieben:KÖBI LEGENDE!!!

Warst Du am Samstag an der Ausstellung Tschik?
Oder kann sonst jemand berichten?
Hab das leider verpasst, wollte unbedingt dort sein, wenn ER auch da ist....mist.


Ich war da, aber all zu viel gibt es nicht zu erzählen. Die Ausstellung ist noch cool gemacht, ein bisschen "Wohnzimmer-Atmosphäre", Köbi hat einen Teil seiner Wohnwand zur Verfügung gestellt. In den Vitrinen und Schubladen gibt es diverse Schmuckstücke aus Köbis Utensilien zu entdecken, Fotos, Zeitungsartikel, Trikots etc..
Es gab noch eine kurze Dankesrede von Saro Pepe, einige von Köbis alten Weggefährten waren auch anwesend, und Köbi hat sich dann noch viel Zeit genommen für Fotos und Gespräche. Das Highlight war dann der kurze Töggeli-Match zwischen Köbi und Cillo ;)

Die Ausstellung ist zwar klein, aber durchaus einen Besuch wert.

Bild
Fussball ist ein Way of Life, etwas, das Aussenseiter nie verstehen werden, etwas, von dem die Medienvertreter gerne fehlerhaft und skandalträchtig aus der Geborgenheit ihrer plüschbesesselten Büros berichten - ohne jegliches Verständnis der Realität.

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Re: Medien

Beitragvon Tschik Cajkovski » 12.10.18 @ 11:01

pluto hat geschrieben:KÖBI LEGENDE!!!

Warst Du am Samstag an der Ausstellung Tschik?
Oder kann sonst jemand berichten?
Hab das leider verpasst, wollte unbedingt dort sein, wenn ER auch da ist....mist.


leider nein, ich war im ausland. schon eindrücklich wenn man das liest, was er alles erreicht hat (11 titel) aber auch all die schicksalschläge. er war als kleiner bub auch mein grosses idol, keine frage.

edit: danke los tioz für dein feedback und das pic!
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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 14.10.18 @ 10:58

Die Niederspastlis sehen am gewaltbereitesten aus :-)
Artikel aus der Sonntagszeitung mit vielen tollen Grafiken und Zahlen, um sich zu empören...
https://m.tagesanzeiger.ch/articles/31599767

Wie Ultras wüten

Erstmals zeigen Daten von Clubs und Polizei, welche Delikte Hooligans verüben und wo sie am meisten randalieren.

Roland Gamp

Mit 2:3 endet die Cup-Partie, ein wahres Fussballfest. Bis feiernde YB-Fans und enttäuschte Anhänger des FC Schaffhausen nach dem Spiel aufeinandertreffen. Am Bahnhof Herblingen SH durchbrechen Fans Absperrungen und attackieren sich. Polizisten gehen mit Pfefferspray dazwischen, werden dabei von Vermummten mit Steinen beworfen. Im Fan-Zug gehen die Scharmützel weiter, Chaoten zünden im Waggon eine Rauchpetarde.

Der Schaden um die Partie vor einem Monat beträgt Tausende Franken, drei Personen wurden verletzt. So steht es im neuen Rapport-System, das Bund und Kantone ein halbes Jahr lang getestet haben. «Es erfasst einheitlich alle Fälle von Gewalt rund um Eishockey- und Fussballspiele. Und ermöglicht so erstmals genaue Statistiken», sagt Markus Jungo, Chef der Polizeilichen Koordinationsplattform Sport (PKPS) in Freiburg. Dort laufen alle Daten zusammen. «Nach sechs Monaten sind die Zahlen noch klein. Aber sie lassen bereits interessante Schlüsse zu.»

Hockey-Verband greift gegen Pyro-Werfer durch

Auffällig sind die Unterschiede nach Sportart. Im Eishockey kam es bei 10 Prozent aller Partien zu gewalttätigen Ereignissen. Beim Fussball waren 35 Prozent der Spiele betroffen – mehr als die Hälfte davon mit besonderer Schwere. «Die Zuschauerzahlen sind je nach Sportart sehr unterschiedlich», sagt Lulzana Musliu vom Bundesamt für Polizei. «Der Hooliganismus ist historisch im Fussball verankert. Auch deshalb gibt es dort deutlich mehr gewalttätige Ereignisse als im Eishockey.»

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Die neue Methode erfasst auch, wo sich diese abspielen. Hockey-Chaoten üben vor allem in den Hallen selbst Gewalt aus. «Vor allem bei Pyros ist das ein Problem», sagt Andreas Leuzinger, Chef Sicherheit von Swiss Ice Hockey. Viele Fans seien sich der Risiken einer 1500 Grad heissen Fackel nicht bewusst. «Sie zünden diese unter riesigen Choreo-Flaggen, was für jeden Zuschauer darunter lebensgefährlich ist.»

Beim Spiel zwischen Ambri und Lausanne zeigte das neue System besonders schwere Gewalt an. Maskierte Fans hatten Pyros gezündet und in die Menge geworfen. Als Konsequenz büsste der Verband beide Vereine. «Und wir haben angeordnet, dass alle Lausanner Fans bei Auswärtsspielen die ID zeigen müssen, damit Gewalttäter nicht mehr ins Stadion kommen», sagt Leuzinger. Das habe sich gelohnt. «Seither gab es deutlich weniger Probleme mit Fans bei Lausanner Auswärtsspielen.»

Pyros an 44 Prozent aller Fussballspiele

Das Beispiel zeigt auf, wie das neue Ampelsystem im Idealfall funktioniert. «Nach einem ‹roten› Spiel sitzen vielfach Verantwortliche von Clubs, SBB und Verband mit uns an einen Tisch», sagt Jungo von der PKPS. «Wir schauen dann anhand der Daten, was schieflief. Und welche Reaktion nötig ist.»

Oft geht es in diesen Sitzungen um das Abbrennen von Pyros. Kein Delikt wird öfter beobachtet, im Fussball zum Beispiel während 44 Prozent aller Partien. Gleich hoch liegt dort die Quote der Sachbeschädigungen. Bei jedem sechsten Match gab es verletzte Zuschauer. Auch Beamte werden regelmässig bedroht und angegriffen. In vier Prozent sind laut Statistik Menschenleben in Gefahr gebracht worden, oft durch Böllerwürfe.

«Für eine detaillierte Analyse der neuen Erhebung ist es noch zu früh», sagt Philippe Guggisberg, Sprecher der Swiss Football League. «Wir sehen aber, wo die Probleme liegen.» Etwa, dass es anders als im Eishockey eher ausserhalb des Stadions zu Gewalt kommt. «Die Clubs haben enorm viel getan, beispielsweise was die Überwachung mit modernen Kameras und die Verfolgung von Einzeltätern betrifft.» Das sei mit ein Grund, weshalb sich die Hooligans nun fernab der Spiele austoben. «Was für die Vereine kaum zu verhindern ist», sagt Guggisberg. «Irgendwo hört ihre Einflussmöglichkeit auf.»

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Betroffen sind dabei oft Zugfahrten, wie auch die PKPS bestätigt. «In sehr vielen Rapporten finden sich entsprechende Zwischenfälle», sagt Jungo. Es sei zum Beispiel schon wiederholt vorgekommen, dass Fans bei der Durchfahrt von Bahnhöfen brennende Pyros in Unterführungen warfen. «Das klingt vielleicht harmlos. Aber wir warten da nur auf die ersten Schwerverletzten.»

Laut SBB verlaufen viele Fahrten der Extrazüge ruhig und ohne Ereignisse. «Vereinzelt müssen wir jedoch Pyros, Wurfgegenstände oder auch Sachbeschädigungen verzeichnen», sagt Sprecher Daniele Pallecchi. Die Transportpolizei sei nur noch in Ausnahmefällen mit dabei. «Die Begleitung der Züge erfolgt in der Regel durch eigenes Personal der entsprechenden Fans und nicht durch SBB-Sicherheitspersonal.»

Die SBB bewerten neben Polizei und Club neu jedes Spiel. Nicht mit dabei sind hingegen die Fans selbst. Ursprünglich schlugen die Macher des Rapport-Systems vor, dass auch Fanarbeit Schweiz die Matchs beobachtet und einstuft. Doch die nationale Fachstelle lehnte ab. «Wir begrüssen ein ganzheitliches Reporting, das Sichtweisen verschiedener Player rund um ein Fussballspiel abbildet», sagt Geschäftsleiter Christian Wandeler. «Die Fanarbeitenden sehen sich in ihren Rollen aber nicht als Informationsgeber.» Die Einteilung der Partien in das Ampelsystem sei kritisch. «Diese Vereinfachung von komplexen Situationen ist aus Sicht von Fanarbeit Schweiz nicht aussagekräftig und kann zu undifferenzierten Einschätzungen führen.»

Daten sollen helfen, umGewalt vorauszusagen

Das Bundesamt für Polizei und die PKPS sind anderer Meinung. «Nach Abschluss der Testphase wurde entschieden, dieses System definitiv einzuführen», sagt Jungo. Im Fussball sind die Spielbewertungen bereits Tatsache seit der neuen Saison, auch im Eishockey werden sie ab Herbst fix eingeführt. Immer im Juni will man die Resultate publizieren, das Jahresbudget für das Reporting beträgt eine halbe Million Franken. «Das ist sicher wenig im Vergleich dazu, wie viel Schaden wir verhindern können», sagt Jungo.

Ziel sei es, Muster in den Daten zu erkennen. Und daraus Schlüsse zu ziehen für Spiele in der Zukunft: «Dass wir schon wissen, wann die Hooligans wo zu welcher Art von Gewalt greifen werden, um mit einem entsprechenden Aufgebot rechtzeitig vor Ort zu sein.»

Wie sich die Gewalt verteilt
Anteil der Fussballspiele mit bestimmtem Delikt. Lesebeispiel: «In 18% der Fussballpartien gab es verletzte Dritte.»

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So funktioniert das neue Ampelsystem

Bisher hat nur die Polizei Fan-Gewalt rapportiert – uneinheitlich und ohne Gewichtung der Delikte. Neu wird jedes Spiel von drei Seiten bewertet: einem Polizisten, einem Vertreter des Heimteams und von den SBB. Sie beobachten auch Hin- und Rückreise sowie das Geschehen um das Stadion. Und kreuzen in einem standardisierten Fragebogen an, wer wann welche Verstösse begeht. Die Liste reicht von Körperverletzung und Gewalt gegen Beamte über den Einsatz von Pyros bis zur Gefährdung des Lebens. Sind alle drei Rapporte da, berechnet ein Programm daraus eine Ampelfarbe. Bei Grün gab es gemäss Definition «keine oder wenig gravierende Ereignisse». Unter Rot laufen hingegen Spiele mit «gewalttätigen Ereignissen mit besonderer Schwere». Jedes Delikt ist dabei gewichtet: Sollte es zu einem tödlichen Angriff kommen, stellt die Ampel sofort auf Rot. Aber auch viele kleinere Delikte können in der Summe ein Spiel mit schwerer Gewalt bedeuten. Andererseits können vereinzelt Pyros brennen, die Begegnung bleibt aber auf Grün. Untersucht werden alle Spiele der obersten beiden Ligen im Fussball und im Eishockey, zudem die Cup-Partien ab dem 32.-Final sowie Matchs der Nationalmannschaften. In der Pilotphase waren dies vom 1. Januar bis zum 30. Juni 479 Matchs. Alle Parteien haben einige Tage Zeit, gegen den finalen Rapport Einsprache zu erheben. In der Testphase kam dies nie vor.

GC und FCZ an der Spitze der Chaoten
Meist Spiele in Zürich betroffen – viel Gewalt abseits der Stadien.

Es ist ein unrühmlicher Spitzenplatz: GC verzeichnet laut Reporting der Polizeilichen Koordinationsplattform Sport die meisten Problemspiele im Fussball. Der Club war in sechs Monaten an elf Partien mit besonders schwerer Gewalt beteiligt. Dahinter folgten der FCZ mit acht und der FC Basel mit sieben Begegnungen. Im Eishockey führte Rapperswil-Jona (5) die Tabelle der Krawalle an, dahinter folgten die ZSC Lions (4) und der EHC Kloten (3).

In Wahrheit randalieren die Anhänger noch öfter. Das neue System erfasst nur Ereignisse, die direkt im Rahmen eines Spiels stattfinden. Also bei Hin- oder Rückreise, rund um das Stadion oder am Match selbst. Oft gibt es aber auch losgelöst von einer Partie Ausschreitungen, zuletzt auffallend oft in Zürich.

Ende 2017 stürmen Vermummte FCZ-Ultras einen Sportplatz, schlagen dort trainierende GC-Fans zusammen. Im Februar kommt es beim Prime Tower zu einer Auseinandersetzung, bei der auf Personen eingetreten wird, die wehrlos am Boden liegen. Im Mai beteiligen sich Fans beider Clubs an einer brutalen Schlägerei in Basel. Im August bewerfen Vermummte in FCZ-Kleidung mit Flaschen und Steinen Polizisten, die nach einer Messerstecherei am See eingreifen wollen.

Mobile Kameras und besserer Schutz für Anzeigeerstatter

Die Fussballclubs GC und FCZ kennen die Ergebnisse des angesprochenen Reportings aus der vergangenen Saison nicht, weshalb sie sich dazu nicht äussern. Beide Vereine verweisen aber auf ihr aktuelles Engagement im Rahmen der Gewaltproblematik im Umfeld des Fussballs, bei dem sie sich zusammen mit der Stadt Zürich in der Projektgruppe Doppelpass engagieren. Die Gruppe erarbeitet Massnahmen im Bereich der Prävention und Repression.

Zürcher Justizbehörden gehen beim harten Kern von rund 200 gewaltbereiten Ultras aus. Vor einem Monat stellten Clubs, Stadtrat und Polizei erste Massnahmen vor. Sie wollen künftig mobile Kameras einsetzen, um delinquente Fans zu identifizieren. Oder Personen, die Hooligans anzeigen, besser schützen, damit diese nicht aus Angst schweigen.

Was die Fans von den Verschärfungen halten? Die Gruppierungen «Südkurve» des FCZ und «Sektor IV» von GC reagierten nicht auf eine Anfrage.
We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.


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