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südkurve wescht
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Re: Medien

Beitragvon südkurve wescht » 04.10.18 @ 7:26

Quelle: NZZ

Plötzlich ist Stephen Odey die neue Zürcher Sturmhoffnung
Stephen Odey wechselte vor einem Jahr zum FC Zürich, ein Teenager aus Nigeria. Weil im Zürcher Kader nur zwei Stürmer sind, ist der 20-jährige unverhofft zum Stammspieler avanciert. Aber wer ist er überhaupt?

Du bist 20, du bist in der Schweiz, und du bist plötzlich jener Stürmer, der ständig spielt. «Und du bist so: wow», sagt Stephen Odey.

Vor genau einem Jahr verschickte der FC Zürich eine Mitteilung: Odey sei jetzt spielberechtigt. Ein Teenager aus Nigeria, ein Stürmer, aber da waren ja noch Moussa Koné, Raphael Dwamena, Michael Frey, Dzengis Cavusevic. Ein Jahr später sind sie alle weg, und weil sich der Zuzug Assan Ceesay verletzt hat, ist Odey vor dem zweiten Europa-League-Spiel gegen Ludogorez Rasgrad wohl wieder einmal der einzige FCZ-Stürmer.

Odey stammt aus Lagos, der grössten Stadt Nigerias. Der Vater war im Militär, Odey sagt, er habe nicht gewollt, dass der Sohn Fussball spiele. Und trotzdem ging er immer wieder hinaus, spielte mit den Freunden, und wenn der Vater am Platz in der Nähe des Hauses vorbeilief, befahl er: «Stephen, komm nach Hause.» Der Sohn sollte lieber Actionfilme schauen, denn das würde ihn einmal erwarten im Leben, sagte der Vater, er sah dessen Zukunft ebenfalls im Militär. Der Vater starb, als Odey 15 war, mit 18 gab Odey sein Debüt in der nigerianischen Liga, mit 19 war er ihr bester Torschütze, und er bekam ein Aufgebot für die Nationalmannschaft. Und dann ging es schnell.

«Kein Millionentransfer»
«Normalerweise bekommen wir über Monate ein Gefühl für einen Spieler», sagt der Zürcher Sportchef Thomas Bickel, «wir beobachten ihn an Ort, schauen, wie sein Charakter ist, ob er zu uns passt. Bei Stephen ging das nicht.» Erst Stunden vor Ende des Transferfensters verpflichtete der FCZ Odey im Sommer 2017, bis um Mitternacht müssen beide Klubs so einem Transfer online zustimmen. Weil er Probleme mit dem Internet hatte, konnte Odeys Klub MFM FC nicht rechtzeitig auf die betreffende Datenbank zugreifen und den Transfer bestätigen – deshalb wurde Odeys Wechsel erst im Oktober offiziell, als die Fifa einlenkte. «Er war kein Millionentransfer, eher ein Spieler für die Zukunft», sagt Bickel. Aber natürlich, da bleibe ein Risiko. Bickel sagt, er habe sich auf sein Netzwerk verlassen, Menschen, denen er vertraue.


Es geht um den nächsten Millionen-Deal
Odey kommt aus einem Land, das viele Fussballer exportiert, laut einer Studie der Uni Neuenburg so viele wie kein anderes afrikanisches Land. «Viele nigerianische Fussballer sehen oft zuerst das Geld», sagt Odey, «wegen der Lebensbedingungen in Nigeria, die wollen sie hinter sich lassen.» Wenn man jung ist und Top-Torschütze und Nationalspieler, dann wollen in Nigeria alle etwas von einem. «Es sind viele Agenten, sie kommen aus dem Nichts, die meisten sind nicht sehr professionell», sagt Odey, «sie lassen dich irgendwelche Verträge unterschreiben, viele Spieler kommen deswegen in Schwierigkeiten.» Die Agenten warten vor dem Hotel des Nationalteams und bieten Geld. Sie versprechen viel. Odey flog mit einem Agenten nach Dänemark zum FC Midtjylland. Nigerianische Medien haben die Episode ausgebreitet und ausgeschmückt: Odey war in Europa, sein Klub wusste nichts davon, er beorderte den Spieler zurück und drohte mit einer Klage bei der Fifa – Midtjylland war überrascht, ein Transfer kam nicht zustande. «Der Agent sagte mir etwas in Nigeria und etwas anderes, als ich in Dänemark war. Es war verrückt», sagt Odey.

Drei Monate später wechselte Odey nach Zürich. Auch er sagt, er habe sich auf Menschen verlassen, denen er vertraue, «wenn du sofort auf die ganz grosse Bühne willst, fällst du vielleicht hinunter».

Nicht übers Leben reden
Bickel sagt: «Ein Stürmer, den man direkt aus Nigeria holt, muss langsam ans höchste Niveau herangeführt werden. Er braucht eine gewisse Integrationszeit.» Odey musste sich an Zürich gewöhnen, er muss das noch immer: «Ich bin jung – oh, manchmal ist es wirklich schwierig», das Leben steckt voller Entscheidungen, und Odey muss sie jetzt allein treffen: Was kochen nach dem Training? In Nigeria kam er nach Hause, und die Mutter hatte das Essen parat. Jetzt lebt er allein. In Nigeria fragte er die Teamkameraden um Rat, hier hat er niemanden – Dwamena war eine Bezugsperson, der ist weg. Er rede schon mit den anderen in der Mannschaft, sagt Odey. Aber es sind nicht die tiefen Gespräche, die Gespräche übers Leben.

Odey hätte schon etwas zu erzählen über das Leben. Er bewundert George Weah, einziger afrikanischer Weltfussballer, Stürmer aus Liberia und jetzt Präsident des Landes. Als Weah gewählt wurde, twitterte Odey: «Ich möchte der nächste George Weah werden.» Heute sagt er: «Das heisst nicht, dass ich Präsident werden will. Aber ich möchte auch abseits des Fussballplatzes etwas bewegen.» Er unterstütze die Menschen, die ihm nah seien, die Mutter, den Bruder, die Schwester, aber auch andere Menschen, ein Waisenhaus; wenn er in Lagos sei, bringe er Essen und Kleider vorbei. «Ich sehe das so: Egal was du machst, es wird immer Leute geben, die sich über dich beschweren, und solche, die sich nicht beschweren. Ich will einfach, dass es einmal mehr Leute gibt, die sich nicht beschweren.»

Vor dem ersten Europa-League-Spiel befürchtete der FCZ-Trainer Ludovic Magnin, es könnte alles ein bisschen viel sein für einen 20-Jährigen; die Verantwortung, plötzlich die Lücke zu füllen, die andere hinterlassen haben. Der FCZ schiesst zu wenig Tore, erst acht in der Liga, Odey ist nach neun Runden mit der beste Torschütze, dafür reichen zwei Super-League-Tore. Odey sei schon der Goalgetter-Typ, sagt der Sportchef Bickel, er habe es aber noch nicht immer zeigen können. «Natürlich hätte ich gerne noch einen dritten Stürmer. Es ist nicht ideal so», sagt Bickel, Freys überraschender Abgang sei schwierig abzufedern gewesen.

Jetzt ist er da, Odey, 20-jährig, zwei Ligatore, und sagt, er wolle noch mehr zeigen, das sei nicht alles gewesen – «und du bist so: wow».
Zhyrus hat geschrieben:Die echte Zürcher Männermesse gibt es seit 1896, alles andere ist eine billige Kopie!


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fczlol
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Re: Medien

Beitragvon fczlol » 04.10.18 @ 8:38

Ich mag Odey unglaublich gut. Ist ein positiver Typ und scheint sehr geerdet zu sein. Ich bin mir auch sicher, dass Odey schon bald zu dem Knipser wird den wir brauchen. Die Ansätze sind mehr als nur gut bei ihm!
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C.D.M.
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Re: Medien

Beitragvon C.D.M. » 04.10.18 @ 10:36

Tage die man NIE vergisst:

13.5.06 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2005/2006
24.5.07 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2006/2007
24.5.09 FCZ SCHWEIZERMEISTER 2008/2009

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Baloo
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Re: Medien

Beitragvon Baloo » 04.10.18 @ 11:24

Kiyomasu hat geschrieben:
C.D.M. hat geschrieben:Die 5 Baustellen des FCZ:

https://www.tagesanzeiger.ch/sport/fuss ... y/26200089


Hä, den gleicheb Artikel hat gestern jemand zitiert, allerdings war der da noch vom Thuner Tagblatt.


Tamedia schon mal gehört? Oder so ganz allgemein was so in der Medienlandschaft Schweiz passiert?

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devante
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Re: Medien

Beitragvon devante » 08.10.18 @ 13:22

aus dem blick:
Trotz verpatzem Sieg gegen Thun
Magnin belohnt FCZ-Stars mit Kurzferien
Zürich hat drei englische Wochen in Folge hinter sich. Aber das Team von Trainer Ludovic Magnin (39) hielt den Belastungen stand. Jetzt folgt die Belohnung.

Zwar kassiert Zürich erst zum zweiten Mal nach dem 0:4 gegen YB wieder mehr als ein Gegentor und müsste die Partie gegen Thun eigentlich gewinnen. Aber für Trainer Ludovic Magnin ist das 2:2 trotzdem positiv bemerkenswert.

«Ich bin stolz auf den Charakter meiner Mannschaft. Andere Mannschaften, die in drei Minuten zwei Gegentore erhalten, brechen dann ganz auseinander und verlieren», sagt Magnin.

Vor allem, wenn sie einen solchen Nackenschlag am Ende eines Mammutprogramms erhalten. Der FCZ hat sieben Spiele in 22 Tagen absolviert. Im Cup, in der Europa League und in der Super League. «Dass die Konzentration nach einer solchen Phase mal einen Tick nachlässt, ist normal. Thun hat das eiskalt ausgenutzt. Aber wir holten in drei Wochen fünf Siege und zwei Unentschieden, das hat die Mannschaft toll gemacht.»

«Auch ich brauche drei Tage frei»
Um die Belastung in der nun beginnenden Länderspielpause runterzufahren, belohnt Magnin seine Mannschaft übers kommende Wochenende mit Kurz-Ferien. «Auch ich brauche diese drei Tage frei», sagt er. Und: «Ich unterschreibe sofort, wenn ich dafür vor der nächsten Nati-Pause wieder die gleichen Ergebnisse bekomme.»

Allerdings: Vom Kurz-Urlaub profitieren nur Zürichs Nicht-Nati-Spieler. Für andere, wie Captain Victor Palsson mit Island, geht’s ohne Pause weiter. Magnin: «Das Problem kannnte ich ja früher auch. Aber die Spieler haben sich diese Aufgebote verdient und sollen es auch geniessen.»
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Tschik Cajkovski
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Re: Medien

Beitragvon Tschik Cajkovski » 12.10.18 @ 10:26

aus der NZZ:

Die Rolle seines Lebens
Köbi Kuhn war der Nationalcoach, der in seine Zeit passte und nur in diese Zeit – heute wird er 75 Jahre alt

In ziemlich schlechter Bild- und Tonqualität ist sie auf Youtube noch zu finden, die Perfektion des Fussballs, na ja, des Schweizer Fussballs. Wie Philippe Senderos in die Tiefe auf Ricardo Cabanas spielt, wie Cabanas in die Mitte zu Tranquillo Barnetta passt, Tor.
1. März 2006, ein Länderspiel in Glasgow, Schottland - Schweiz 1:3.
Und als drei Monate später die WM in Deutschland bevorstand, sprach der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn mit der NZZ über seine Vorstellung des perfekten Fussballs. Er setzte sich hin, mit so viel Zeit vor einem grossen Tur- nier, wie sie sich für die Medien heute manch ein Super-League-Trainer im Alltag kaum noch nimmt, und er beschrieb: «Ein millimetergenauer Pass von Sende- ros über 40 Meter, der Ball bleibt Cabanas am Fuss kleben, sein Zuspiel auf Barnetta – schöner kann man nicht spielen.»
Klingt nach ziemlich alten Geschichten, obwohl es erst zwölf Jahre zurückliegt. Die Zeit ist schnell vergangen.
Und viel schöner sollte es nicht mehr werden. An der WM 2006 erreichten die Schweizer mit pragmatischem Fussball den Achtelfinal, in dem sie in einem peinlichen Penaltyschiessen gegen die Ukraine scheiterten, drei Schüsse, null Treffer. Zwei Jahre später nahmen sie mit grossen Hoffnungen an der Heim-EM teil, nach zwei Spielen und zwei Niederlagen schieden sie aus, das bedeutungslose letzte Gruppenspiel war immerhin noch so etwas wie eine gebüh- rende Dernière für den abtretenden Trai- ner Kuhn, Schweiz - Portugal 2:0.
Als Kuhn 2016 für eine TV-Sendung nochmals viele, viele Bilder seiner Amts- zeit schaute, sagte er: «Es hätte nicht un- bedingt so enden müssen. Aber es ist Fussball.» Es war seine Art, sich mit etwas abzufinden. Über den Entscheid, vor dem Penaltyschiessen gegen die Ukraine den erfahrenen Elfmeterschüt- zen Alex Frei aus- und Mauro Lustrinelli einzuwechseln, sagte Kuhn: «Alex fehlte danach als Penaltyschütze. Das hörte ich natürlich mehr als einmal. Ich sagte: ‹Ja gut, dann hätten wir halt einen Penalty reingetan, nicht null.›» Zu so vielem hatte er später eine Erklärung, Erklärungen, so lakonisch, dass sie sprachlos machten.
Kuhn überspielte nichts als Nationaltrainer; er versuchte nie, lustiger zu sein, alserwar.Ander WM2006 teilte er einmal klar mit, wie sehr ihm öffentliche Trainings missfielen, und sagte vor den Medien: «Es ist einfacher, ohne euch zu trainieren.» Ja, es war anders als zu Beginn der sechziger Jahre, als er mit dem FC Zürich zwei-, zuweilen sogar dreimal pro Woche trainiert hatte.

Das Museum des FCZ widmet ihm der- zeit eine Sonderausstellung, am vergan- genen Samstag fand die Vernissage statt, in Anwesenheit Kuhns. Der Köbi Kuhn von früher war noch zu sehen in ihm, mit diesem Blick, der stets irgendwie gleich wirkt, aber bald Schalk und bald Kummer verrät. Und doch erweckte Kuhn den Eindruck, als sei er weit weg von allem, wofür er gefeiert wird. Es hat etwas Beeindruckendes und Bedrückendes, so viel Privates zu sehen über einen Menschen, der immer da war im Leben mancher Schweizer und sich doch nie selber inszenierte. So viel Erinnerungen aus dem Leben eines Mannes, von dem andere sagen, er sei etwas vergesslich geworden und erkenne sie nicht mehr.
Aufgebaut ist der Grossteil der Ausstellung auf einer «originalen Wohnwand aus Köbi Kuhns Wohnzimmer» der siebziger Jahre. Ein Familienalbum liegt auf, es gibt ein Bild der Eltern, ein Hochzeits- foto, Taufschein und Taufbüchlein, Bilder
mit der Tochter Viviane. Das Zeugnis der «Gewerblichen Lehrabschlussprüfung», Kuhn Jakob, Tiefdruckätzer, Gesamt- note: 1,9. Auf einem alten TV-Apparat laufen alte Filme, Bilder der ersten Phase nach dem Rücktritt als Fussballer 1977, eine Stimme aus dem Off sagt, nun werde Kuhn der Familie mehr Zeit wid- men, Kuhn wirbelt die Tochter durch die Luft. So viel Sorglosigkeit.
2007 fragte ihn die «Sonntags-Zeitung», was aus ihm geworden wäre, wenn er 2001 nicht das Amt als Nationalcoach übernommen hätte. Kuhn sagte, er hätte den FCZ trainiert, denn so war es ausge- macht mit dem damaligen FCZ-Präsi- denten Sven Hotz – «und vielleicht wäre ich inzwischen wieder entlassen».
Ja, Nationalcoach – es war die Rolle seines Trainerlebens. Roy Hodgson, Artur Jorge, Rolf Fringer, Gilbert Gress, Enzo Trossero, Ottmar Hitzfeld, Vladi- mir Petkovic, all diese Trainer arbeiteten hier und da und unter anderem als Nationalcoach – Kuhn indes steht aus- schliesslich für dieses Amt (im FCZ half er zweimal interimistisch aus). Niemand hat die Schweizer Auswahl so oft betreut. Kuhn war ein Vertreter einer alten Fuss- ballschweiz, ein intuitiver Trainer auch, der die Gabe hatte, eine Gruppe zu führen, ohne dass sie sich geführt fühlte. Er sah sein Team als Familie und schenkte Freiheiten, was auch deshalb funktio- nierte, weil es mündige Spieler gab, die diese Freiheiten nicht ausnützten.
Kuhn hatte nicht die unangreifbare Welttrainer-Aura seines Nachfolgers Hitzfeld, und noch viel weniger baute er diese Distanz auf wie sein Nachnachfol- ger Petkovic. Es fragt sich, wie Kuhn in seiner Ungeschminktheit mit den Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre umgegangen wäre, mit einem noch
stärker von Migrantenkindern geprägten Team, mit noch mehr medialer Aufmerk- samkeit. Es gab schon damals Szenen der Überforderung, nicht nur bei der Aus- wechslung Freis 2006. Auch im Umgang mit dem Captain Johann Vogel 2007, den er vielleicht zu Recht nicht mehr aufbot, was er ihm aber schlicht per Telefon mit- teilte. Und es gab den ersten Euro-Match 2008, als sich Frei verletzte, kurz vor Ende der ersten Halbzeit, folgenschwer, wie sich zeigen sollte, aber Kuhn wollte ihn sofort auswechseln. Zwei Ersatzspieler hinderten ihn daran, er solle zuerst die Pause abwarten, ob es für Frei wirklich nicht mehr weitergehe. Kuhn liess sich überzeugen.
In dieser Zeit begann Kuhns Geschichte wieder eine gewisse Tragik anzunehmen, eine Tragik, die er von früher schon kannte, aus der zweiten Hälfte der achtziger Jahre, als er als Versicherungs- agent gearbeitet und Konkurs angemeldet hatte, die FCZ-Legende, 398 Spiele, 80 Tore, 11 Titel, eine Figur der Stadt. Und nun, rund 20 Jahre später, fünf Tage vor Euro-Beginn, musste seine Frau ins Spital eingeliefert werden, in diesem Moment, als ihm der Höhepunkt seiner zweiten Karriere bevorstand.
Seine Karriere als Nationaltrainer endete keinen Tag zu früh. Fortan küm- merte er sich um seine Frau. Kuhn hat seither nie mehr den Weg zurück in den Fussball gesucht, nirgends TV-Experte, nirgends Berater und schon gar nicht mehr irgendwo Trainer. Fertig. Er hatte nochmals eine Karriere gehabt, als Nationalcoach, das reichte. Und diese Karriere hatte auch keinen Tag zu spät begonnen, vorher hatte er die U-21-Aus- wahl betreut, er kannte viele Spieler, die schon da waren und die noch kommen würden. Es passte, in dieser Zeit und nur
in dieser Zeit – diese Erkenntnis verstärkten die vergangenen zehn Jahre.

Am 70. Geburtstag sagte Kuhn «Tages-Anzeiger», seine Mutter sei 103 Jahre alt geworden, «ohne grosse Beschwerden zu haben. Das ist bei mir noch sehr weit weg, dann hätte ich noch die Hälfte meines Lebens vor mir. Und das wäre vielleicht nicht ganz so lustig.»
Im April 2014 starb seine Frau Alice, ein knappes Jahr später sagte Kuhn: «Es gehört zum Leben. Wir sind ja in einem Alter, wo das nicht so fern liegt.»
2017 heiratete Kuhn ein zweites Mal. 2018 verstarb seine Tochter.
Es war der Fussball. Es ist das Leben. Und was ist aus der Perfektion des
Fussballs geworden? Auch Hitzfeld und Petkovic haben die Schweizer nicht weiter gebracht als in den WM-Achtelfinal. Barnetta absolviert seine wohl letzte Sai- son mit St. Gallen, Senderos schaut in den USA dem Karriereende entgegen, Cabanas ist längst zurückgetreten.
Und Kuhn wird heute 75 Jahre alt. Ja, die Zeit ist schnell vergangen.
Es hat etwas Bemerkenswertes, wie
oft Kuhn schon öffentlich darüber redete, dass er älter werde und was das Älterwerden mit sich bringe. Die Schweizer waren soeben an der Euro 2008 gescheitert, das letzte Spiel, das allerletzte Spiel als Trainer stand noch bevor, als Kuhn sagte: «Jetzt hat meine Frau Priorität. Sie musste über 40 Jahre den Zirkus mitmachen, jetzt ist sie in einer schwierigen Zeit. Ich will Herr über meine Zeit wer- den, die mit jeder Sekunde abnimmt.»
Alles Gute zum Geburtstag, Herr Kuhn.
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk

pluto
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Re: Medien

Beitragvon pluto » 12.10.18 @ 10:42

KÖBI LEGENDE!!!

Warst Du am Samstag an der Ausstellung Tschik?
Oder kann sonst jemand berichten?
Hab das leider verpasst, wollte unbedingt dort sein, wenn ER auch da ist....mist.


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