Beitragvon schwizermeischterfcz » 06.08.17 @ 22:57
Super League
Etwas fehlt dem FC Zürich noch
von Flurin Clalüna, Lugano 6.8.2017, 15:46 Uhr
Der Saisonstart ist dem FCZ gelungen, doch das 0:0 in Lugano zeigt: Es mangelt noch an etwas. Wir fragen beim Sportchef Thomas Bickel nach.
Der FCZ-Sportchef Thomas Bickel hat diesen unverschämt kühlen Blick, selbst bei über dreissig Grad. Als den meisten anderen wegen der Hitze die Augen flimmern, sagt er nach dem 0:0 gegen Lugano: «Es war warm. Aber ich kann das alles richtig einschätzen. Ich weiss, was uns noch fehlt.» So à la: Das Leben ist eine Baustelle und ein Fussballklub sowieso. Gerne hätte man von Bickel gewusst, wie er den FC Zürich in der nahen Zukunft noch überzeugender ausgestalten möchte, denn eigentlich muss man sagen: Etwa so haben sie sich beim FCZ den Saisonstart vorgestellt.
Was dem FCZ noch fehlt, ist ein Betriebsgeheimnis, Bickel hat ein Lächeln im Gesicht, das besagt: Es genügt, wenn wir es intern wissen. Aber so viel steht fest: Bickel spielt eine ähnliche Rolle wie früher Matthias Sammer beim FC Bayern, auch wenn man das vielleicht nicht glauben würde, weil sie so wesensverschieden sind. Bickel ist viel diskreter, er hat in seiner Art nicht das Flugzeugdröhnen von Sammer, aber auch er kann ein unbequemer Kerl sein, der Mannschaft und Trainerstab nie in Ruhe lässt; er ist hochempfindlich, wenn er Selbstzufriedenheit entdeckt.
Bickel war schon in der letzten Saison in der Challenge League so etwas wie das schlechte Gewissen der Mannschaft. Der FC Zürich gewann zwar fast ohne Unterbruch, aber Bickel gefiel nicht immer, was er sah. Er hätte sich zurückhalten können, er war ja der Neue im Klub. Aber die Art, wie der FCZ im Frühling spielte, war nicht immer in seinem Sinn; und das teilte er allen mit, die es hören oder eben auch nicht hören wollten, auch dem Trainer Uli Forte.
Bickel hat diese fast schon spröde Unbestechlichkeit, er war nie ein Romantiker, und man kann sich gut vorstellen, dass er auch kein Alarmist sein wird, wenn es in Zukunft einmal nicht so gut laufen sollte. Als es kürzlich eine kleine Kommunikationspanne gab bei der Benennung des neuen Captains Andris Vanins, wies Bickel nicht den Medien die Schuld zu, die aufdringlich nachgefragt hatten, warum man ausgerechnet den schweigsamen Letten ausgewählt hatte. Bickel war selbstkritisch der Meinung, dass der Klub die Personalie besser hätte kommunizieren müssen.
Und auch jetzt, nach drei Spielen, weiss er vermutlich: Die Partien waren in Ordnung, der beste Auftritt war jener gegen GC – aber später ist einiges für den FCZ gelaufen: Gegen Thun hätte er nicht unbedingt gewinnen müssen und gegen Lugano auch verlieren können. Was fehlt also? Ein neuer Innenverteidiger soll bald verpflichtet werden, der die überalterte Abwehr unterstützt. Bis jetzt sind die Verteidiger selten herausgefordert worden, aber man möchte sich nicht vorstellen, was geschieht, wenn sie gegen Basel oder YB spielen müssen. Ein anderes Problem ist schwieriger zu lösen. Das zentrale Mittelfeld mit dem jungen Kevin Rüegg und Sangoné Sarr hat bisher zwar gut funktioniert. Und doch vermisst man etwas: die Leichtigkeit des weggezogenen Oliver Buff.
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